Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Eilffte Buch.
Doch sagten sie nicht viel. Hier hub sich bis in himmel
Ein hefftiges geschrey mit murrendem getümmel
Und mancher streitigkeit/ daß fast nicht anders war
Als wenn die vögelein mit übergrosser schaar
Sich lassen in den wald mit manchen stimmen nieder/
Und wenn die heische fchwän auf seen hin und wieder
Und an dem Padusstrom sich häuffig lassen sehn/
Und heben an zugleich ein überlaut gethön
Ja wol (sagt Turnus drauff) der zeit sich zu bequämen/
Und die gelegenheit hier recht zur hand zu nehmen:
Ihr guten bürger ihr/ halt/ haltet itzo raht
Und lobt den frieden fein/ was er für nutzen hat.
Immittelst da der raht auf stülen wird gepflogen/
Kompt der Trojaner heer in unser land gezogen.
Mehr sagt er nicht; Hiemit hub er von dannen sich/
Und gieng vom schloß hinab in eil und zorniglich.
Du/ Volusus/ sprach er/ gebiete meinetwegen
Der Volscer fähnrichen/ daß sie sich schleunig regen
Und bringen ihre leut und völcker ins gewehr/
Und wenn sie auffgebracht/ so führe du sie her.
Und dir/ Messapus/ wil ich geben dis zu schaffen/
Daß du die Rutuler stellst eilend in die waffen.
Du Coras und Catill/ ihr brüder/ seid bereit/
Und führ ein jeder aus die seinen zu dem streit
Ins offenbare feld. Es sollen theils verwahren
Die stadt/ im fall der feind möcht kommen angefahren/
Die thürn auch wol versehn/ das andre theil sol ziehn
Gerüstet mit mir fort/ wo ich sie werde hin
Ver-
N n 4
Das Eilffte Buch.
Doch ſagten ſie nicht viel. Hier hub ſich bis in himmel
Ein hefftiges geſchrey mit murrendem getuͤmmel
Und mancher ſtreitigkeit/ daß faſt nicht anders war
Als wenn die voͤgelein mit uͤbergroſſer ſchaar
Sich laſſen in den wald mit manchen ſtimmen nieder/
Und wenn die heiſche fchwaͤn auf ſeen hin und wieder
Und an dem Padusſtrom ſich haͤuffig laſſen ſehn/
Und heben an zugleich ein uͤberlaut gethoͤn
Ja wol (ſagt Turnus drauff) der zeit ſich zu bequaͤmẽ/
Und die gelegenheit hier recht zur hand zu nehmen:
Ihr guten buͤrger ihr/ halt/ haltet itzo raht
Und lobt den frieden fein/ was er fuͤr nutzen hat.
Immittelſt da der raht auf ſtuͤlen wird gepflogen/
Kompt der Trojaner heer in unſer land gezogen.
Mehr ſagt er nicht; Hiemit hub er von dannen ſich/
Und gieng vom ſchloß hinab in eil und zorniglich.
Du/ Voluſus/ ſprach er/ gebiete meinetwegen
Der Volſcer faͤhnrichen/ daß ſie ſich ſchleunig regen
Und bringen ihre leut und voͤlcker ins gewehr/
Und wenn ſie auffgebracht/ ſo fuͤhre du ſie her.
Und dir/ Meſſapus/ wil ich geben dis zu ſchaffen/
Daß du die Rutuler ſtellſt eilend in die waffen.
Du Coras und Catill/ ihr bruͤder/ ſeid bereit/
Und fuͤhr ein jeder aus die ſeinen zu dem ſtreit
Ins offenbare feld. Es ſollen theils verwahren
Die ſtadt/ im fall der feind moͤcht kommen angefahren/
Die thuͤrn auch wol verſehn/ das andre theil ſol ziehn
Geruͤſtet mit mir fort/ wo ich ſie werde hin
Ver-
N n 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0589" n="567"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Eilffte Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>Doch &#x017F;agten &#x017F;ie nicht viel. Hier hub &#x017F;ich bis in himmel</l><lb/>
          <l>Ein hefftiges ge&#x017F;chrey mit murrendem getu&#x0364;mmel</l><lb/>
          <l>Und mancher &#x017F;treitigkeit/ daß fa&#x017F;t nicht anders war</l><lb/>
          <l>Als wenn die vo&#x0364;gelein mit u&#x0364;bergro&#x017F;&#x017F;er &#x017F;chaar</l><lb/>
          <l>Sich la&#x017F;&#x017F;en in den wald mit manchen &#x017F;timmen nieder/</l><lb/>
          <l>Und wenn die hei&#x017F;che fchwa&#x0364;n auf &#x017F;een hin und wieder</l><lb/>
          <l>Und an dem Padus&#x017F;trom &#x017F;ich ha&#x0364;uffig la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ehn/</l><lb/>
          <l>Und heben an zugleich ein u&#x0364;berlaut getho&#x0364;n</l><lb/>
          <l>Ja wol (&#x017F;agt Turnus drauff) der zeit &#x017F;ich zu bequa&#x0364;me&#x0303;/</l><lb/>
          <l>Und die gelegenheit hier recht zur hand zu nehmen:</l><lb/>
          <l>Ihr guten bu&#x0364;rger ihr/ halt/ haltet itzo raht</l><lb/>
          <l>Und lobt den frieden fein/ was er fu&#x0364;r nutzen hat.</l><lb/>
          <l>Immittel&#x017F;t da der raht auf &#x017F;tu&#x0364;len wird gepflogen/</l><lb/>
          <l>Kompt der Trojaner heer in un&#x017F;er land gezogen.</l><lb/>
          <l>Mehr &#x017F;agt er nicht; Hiemit hub er von dannen &#x017F;ich/</l><lb/>
          <l>Und gieng vom &#x017F;chloß hinab in eil und zorniglich.</l><lb/>
          <l>Du/ Volu&#x017F;us/ &#x017F;prach er/ gebiete meinetwegen</l><lb/>
          <l>Der Vol&#x017F;cer fa&#x0364;hnrichen/ daß &#x017F;ie &#x017F;ich &#x017F;chleunig regen</l><lb/>
          <l>Und bringen ihre leut und vo&#x0364;lcker ins gewehr/</l><lb/>
          <l>Und wenn &#x017F;ie auffgebracht/ &#x017F;o fu&#x0364;hre du &#x017F;ie her.</l><lb/>
          <l>Und dir/ Me&#x017F;&#x017F;apus/ wil ich geben dis zu &#x017F;chaffen/</l><lb/>
          <l>Daß du die Rutuler &#x017F;tell&#x017F;t eilend in die waffen.</l><lb/>
          <l>Du Coras und Catill/ ihr bru&#x0364;der/ &#x017F;eid bereit/</l><lb/>
          <l>Und fu&#x0364;hr ein jeder aus die &#x017F;einen zu dem &#x017F;treit</l><lb/>
          <l>Ins offenbare feld. Es &#x017F;ollen theils verwahren</l><lb/>
          <l>Die &#x017F;tadt/ im fall der feind mo&#x0364;cht kommen angefahren/</l><lb/>
          <l>Die thu&#x0364;rn auch wol ver&#x017F;ehn/ das andre theil &#x017F;ol ziehn</l><lb/>
          <l>Geru&#x0364;&#x017F;tet mit mir fort/ wo ich &#x017F;ie werde hin</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">N n 4</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Ver-</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[567/0589] Das Eilffte Buch. Doch ſagten ſie nicht viel. Hier hub ſich bis in himmel Ein hefftiges geſchrey mit murrendem getuͤmmel Und mancher ſtreitigkeit/ daß faſt nicht anders war Als wenn die voͤgelein mit uͤbergroſſer ſchaar Sich laſſen in den wald mit manchen ſtimmen nieder/ Und wenn die heiſche fchwaͤn auf ſeen hin und wieder Und an dem Padusſtrom ſich haͤuffig laſſen ſehn/ Und heben an zugleich ein uͤberlaut gethoͤn Ja wol (ſagt Turnus drauff) der zeit ſich zu bequaͤmẽ/ Und die gelegenheit hier recht zur hand zu nehmen: Ihr guten buͤrger ihr/ halt/ haltet itzo raht Und lobt den frieden fein/ was er fuͤr nutzen hat. Immittelſt da der raht auf ſtuͤlen wird gepflogen/ Kompt der Trojaner heer in unſer land gezogen. Mehr ſagt er nicht; Hiemit hub er von dannen ſich/ Und gieng vom ſchloß hinab in eil und zorniglich. Du/ Voluſus/ ſprach er/ gebiete meinetwegen Der Volſcer faͤhnrichen/ daß ſie ſich ſchleunig regen Und bringen ihre leut und voͤlcker ins gewehr/ Und wenn ſie auffgebracht/ ſo fuͤhre du ſie her. Und dir/ Meſſapus/ wil ich geben dis zu ſchaffen/ Daß du die Rutuler ſtellſt eilend in die waffen. Du Coras und Catill/ ihr bruͤder/ ſeid bereit/ Und fuͤhr ein jeder aus die ſeinen zu dem ſtreit Ins offenbare feld. Es ſollen theils verwahren Die ſtadt/ im fall der feind moͤcht kommen angefahren/ Die thuͤrn auch wol verſehn/ das andre theil ſol ziehn Geruͤſtet mit mir fort/ wo ich ſie werde hin Ver- N n 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/589
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 567. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/589>, abgerufen am 18.05.2024.