Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Eilffte Buch. Diß mutzet Drances auff noch sehrer/ ist ergrimmet/Und sich der andern an-mit bittern reden-nimmet/ Giebt für/ der Turnus sol stehn in dem streit allein/ Eneas nur mit ihm sich wölle lassen ein. Hingegen waren viel der andern andrer sinnen Und redten Turno nur sein bestes zu gewinnen; Nicht wenig schützt ihn auch das ansehn/ ruhm und ehr Der königin/ die ihn für audern liebte sehr; Sein grosser nahm und ruff/ daß er so offt geschlagen Die feinde von dem plan/ kunt ihm auch viel bey tragen: Als dies empörung nun sich regt mit tollem wahn/ Da kommen noch darzu (schau!) die gesandten an Und bringen aus der stadt des grossen Diomeden Gar traurigen bescheid: Es wolte zu bevehden Die Troer klecken nichts/ die kosten thätens nicht/ Und währ mit aller müh durchaus nichts außgericht/ Man hätte nichts vermocht durch gaben zuerlangen Es hätte wollen auch kein bitten was versangen: Man muste sich thun umb nach andrer hülff und rath/ Und den Trojanerheld anslehen umb genad Und friedlichen vergleich. Es wurde selbst der König Latinus über der begebenheit nicht wenig Betrübet und verzagt. Es wäre zeugnüß satt/ Daß dieser Troer fürst nach Gottes heilgen rath In Welschland kommen sey/ wenn man besinnen wolte Der Götter ungenad und zorren/ wie man solte/ Und die begräbnüsse/ die man für augen hat. Gab demnach anbefehl/ damit der gntze rath Und obersten des lands nach hoffe schlennig kämen/ Und allen umbstand nach die sach in rathschlag nähmen Sie
Das Eilffte Buch. Diß mutzet Drances auff noch ſehrer/ iſt ergrimmet/Und ſich der andern an-mit bittern reden-nimmet/ Giebt fuͤr/ der Turnus ſol ſtehn in dem ſtreit allein/ Eneas nur mit ihm ſich woͤlle laſſen ein. Hingegen waren viel der andern andrer ſinnen Und redten Turno nur ſein beſtes zu gewinnen; Nicht wenig ſchuͤtzt ihn auch das anſehn/ ruhm und ehr Der koͤnigin/ die ihn fuͤr audern liebte ſehr; Sein groſſer nahm und ruff/ daß er ſo offt geſchlagen Die feinde von dem plan/ kunt ihm auch viel bey tragen: Als dieſ empoͤrung nun ſich regt mit tollem wahn/ Da kommen noch darzu (ſchau!) die geſandten an Und bringen aus der ſtadt des groſſen Diomeden Gar traurigen beſcheid: Es wolte zu bevehden Die Troer klecken nichts/ die koſten thaͤtens nicht/ Und waͤhr mit aller muͤh durchaus nichts außgericht/ Man haͤtte nichts vermocht durch gaben zuerlangen Es haͤtte wollen auch kein bitten was verſangen: Man muſte ſich thun umb nach andrer huͤlff und rath/ Und den Trojanerheld anſlehen umb genad Und friedlichen vergleich. Es wurde ſelbſt der Koͤnig Latinus uͤber der begebenheit nicht wenig Betruͤbet und verzagt. Es waͤre zeugnuͤß ſatt/ Daß dieſer Troer fuͤrſt nach Gottes heilgen rath In Welſchland kommen ſey/ wenn man beſinnen wolte Der Goͤtter ungenad und zorren/ wie man ſolte/ Und die begraͤbnuͤſſe/ die man fuͤr augen hat. Gab demnach anbefehl/ damit der gntze rath Und oberſten des lands nach hoffe ſchlennig kaͤmen/ Und allen umbſtand nach die ſach in rathſchlag naͤhmen Sie
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Das Eilffte Buch.
Diß mutzet Drances auff noch ſehrer/ iſt ergrimmet/
Und ſich der andern an-mit bittern reden-nimmet/
Giebt fuͤr/ der Turnus ſol ſtehn in dem ſtreit allein/
Eneas nur mit ihm ſich woͤlle laſſen ein.
Hingegen waren viel der andern andrer ſinnen
Und redten Turno nur ſein beſtes zu gewinnen;
Nicht wenig ſchuͤtzt ihn auch das anſehn/ ruhm und ehr
Der koͤnigin/ die ihn fuͤr audern liebte ſehr;
Sein groſſer nahm und ruff/ daß er ſo offt geſchlagen
Die feinde von dem plan/ kunt ihm auch viel bey tragen:
Als dieſ empoͤrung nun ſich regt mit tollem wahn/
Da kommen noch darzu (ſchau!) die geſandten an
Und bringen aus der ſtadt des groſſen Diomeden
Gar traurigen beſcheid: Es wolte zu bevehden
Die Troer klecken nichts/ die koſten thaͤtens nicht/
Und waͤhr mit aller muͤh durchaus nichts außgericht/
Man haͤtte nichts vermocht durch gaben zuerlangen
Es haͤtte wollen auch kein bitten was verſangen:
Man muſte ſich thun umb nach andrer huͤlff und rath/
Und den Trojanerheld anſlehen umb genad
Und friedlichen vergleich. Es wurde ſelbſt der Koͤnig
Latinus uͤber der begebenheit nicht wenig
Betruͤbet und verzagt. Es waͤre zeugnuͤß ſatt/
Daß dieſer Troer fuͤrſt nach Gottes heilgen rath
In Welſchland kommen ſey/ wenn man beſinnen wolte
Der Goͤtter ungenad und zorren/ wie man ſolte/
Und die begraͤbnuͤſſe/ die man fuͤr augen hat.
Gab demnach anbefehl/ damit der gntze rath
Und oberſten des lands nach hoffe ſchlennig kaͤmen/
Und allen umbſtand nach die ſach in rathſchlag naͤhmen
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Zitationshilfe: | Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 550. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/572>, abgerufen am 27.07.2024. |