Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Zehende Buch. Das wollen-weiche haar ließ er von nacken hangen/Der weiß wie milch sah aus und kunte zierlich prangen In einem güldnen krantz versetzt mit edelstein/ Das auff dem haupte war geflochten artig ein. Es hat viel tapffres volck dich/ Ismarus/ gesehen/ Wie du gewisse schüß hast lassen abegehen/ Und pfeile zugericht mit gifft: Der bürtig aus Dem lande Lydien von edlem stamm und hauß. Da man den fluß Pactol sieht übers feld ergiessen Den güldnen sand/ und da die leute pflügen müssen Ein allzufettes land. Auch fand Menestheus sich/ Den schönes tugendlob erhube prächtiglich/ Als er des vorgen tags den Turnus frisch und munter Mit unverzagtem muth trieb von dem wall herunter: Es war auch Capys da/ von dem die grosse stadt In Welschland Capua noch ihren namen hat. Dieselben waren nun in langem krieg begriffen/ Da gleich Eneas fuhr mit seinem volck und schiffen Zu mitternacht daher. Denn als er abschied nam Von dem Evander itzt/ und in das lager kam Des Tarchons/ und entdeckt dem König seinen namen/ Und wannenher sein stamm und groß Anherren kamen/ Was er begehrete von dem Tuscaner heer/ Und er hingegen ihm zu leisten willig wehr; Und wie Mezentius ihm hätte fürgenommen Mit grosser heeresmacht an ihn/ als feind/ zukommen/ Berichtet ihm den trotz des Turni auch hierbey/ Und was auff eigne macht und arm zu trauen sey. Diß
Das Zehende Buch. Das wollen-weiche haar ließ er von nacken hangen/Der weiß wie milch ſah aus und kunte zierlich prangen In einem guͤldnen krantz verſetzt mit edelſtein/ Das auff dem haupte war geflochten artig ein. Es hat viel tapffres volck dich/ Iſmarus/ geſehen/ Wie du gewiſſe ſchuͤß haſt laſſen abegehen/ Und pfeile zugericht mit gifft: Der buͤrtig aus Dem lande Lydien von edlem ſtamm und hauß. Da man den fluß Pactol ſieht uͤbers feld ergieſſen Den guͤldnen ſand/ und da die leute pfluͤgen muͤſſen Ein allzufettes land. Auch fand Meneſtheus ſich/ Den ſchoͤnes tugendlob erhube praͤchtiglich/ Als er des vorgen tags den Turnus friſch und munter Mit unverzagtem muth trieb von dem wall herunter: Es war auch Capys da/ von dem die groſſe ſtadt In Welſchland Capua noch ihren namen hat. Dieſelben waren nun in langem krieg begriffen/ Da gleich Eneas fuhr mit ſeinem volck und ſchiffen Zu mitternacht daher. Denn als er abſchied nam Von dem Evander itzt/ und in das lager kam Des Tarchons/ und entdeckt dem Koͤnig ſeinen namen/ Und wannenher ſein ſtamm und groß Anherren kamen/ Was er begehrete von dem Tuſcaner heer/ Und er hingegen ihm zu leiſten willig wehr; Und wie Mezentius ihm haͤtte fuͤrgenommen Mit groſſer heeresmacht an ihn/ als feind/ zukommen/ Berichtet ihm den trotz des Turni auch hierbey/ Und was auff eigne macht und arm zu trauen ſey. Diß
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Das Zehende Buch.
Das wollen-weiche haar ließ er von nacken hangen/
Der weiß wie milch ſah aus und kunte zierlich prangen
In einem guͤldnen krantz verſetzt mit edelſtein/
Das auff dem haupte war geflochten artig ein.
Es hat viel tapffres volck dich/ Iſmarus/ geſehen/
Wie du gewiſſe ſchuͤß haſt laſſen abegehen/
Und pfeile zugericht mit gifft: Der buͤrtig aus
Dem lande Lydien von edlem ſtamm und hauß.
Da man den fluß Pactol ſieht uͤbers feld ergieſſen
Den guͤldnen ſand/ und da die leute pfluͤgen muͤſſen
Ein allzufettes land. Auch fand Meneſtheus ſich/
Den ſchoͤnes tugendlob erhube praͤchtiglich/
Als er des vorgen tags den Turnus friſch und munter
Mit unverzagtem muth trieb von dem wall herunter:
Es war auch Capys da/ von dem die groſſe ſtadt
In Welſchland Capua noch ihren namen hat.
Dieſelben waren nun in langem krieg begriffen/
Da gleich Eneas fuhr mit ſeinem volck und ſchiffen
Zu mitternacht daher. Denn als er abſchied nam
Von dem Evander itzt/ und in das lager kam
Des Tarchons/ und entdeckt dem Koͤnig ſeinen namen/
Und wannenher ſein ſtamm und groß Anherren kamen/
Was er begehrete von dem Tuſcaner heer/
Und er hingegen ihm zu leiſten willig wehr;
Und wie Mezentius ihm haͤtte fuͤrgenommen
Mit groſſer heeresmacht an ihn/ als feind/ zukommen/
Berichtet ihm den trotz des Turni auch hierbey/
Und was auff eigne macht und arm zu trauen ſey.
Diß
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Zitationshilfe: | Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 480. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/502>, abgerufen am 27.07.2024. |