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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Zehende Buch.
Die erd erbebete mit schrecklichem getümmel:
Es regt sich aber nichts am firmament und himmel/
Der wind und meer wurd still und legten ihren grimm:
So höret dann und merckt mit fleiß auff meine stimm.
Weils durchaus nicht mag seyn/ daß die Trojaner können
Mit dem Latinervolck verbinden hertz und sinnen
Mit unverrücktem bund/ und eur uneinigkeit
Kein ende nehmen wil/ man saget/ man gebeut
Und rathet/ was man kan/ was nun wird einem jeden
Begegnen heute noch/ er mag krieg oder frieden
Zur hoffnung setzen aus/ das mag er nehmen hin/
Wie er in hoffnung hat getröstet seinen sinn.
Es sol ein jeglicher seyn bey mir gleich geachtet
Und ohne unterschied gehalten und betrachtet/
Es mag die vestung feyn bestürmt zum ungelück
Der Welschen/ oder durch der Troer böses stück
Und irrthumb/ und daß sie der götter raht und willen
Nach ihrem wahn geschätzt und selbten zu erfüllen
Nicht haben recht bedacht: Ich wil noch Rutuler
Noch Troer zehlen loß von straffen und beschwer.
Was einer hat gethan verwircket und gehandelt/
So wird ihm folgen nach sein thun/ wie er gewandelt.
Der köuig Jupiter ist allen menschen gleich/
Und sieht auff alle hin/ sie seyn arm oder reich.
Das göttliche geschick wird seinen weg wol finden/
Und also wieder fried und recht zusammen binden:
Bethewrete hierauff mit einem winck sein wort/
Und schwur gebräuchlich bey dem höllschen fluß und pfort/
Als
Das Zehende Buch.
Die erd erbebete mit ſchrecklichem getuͤmmel:
Es regt ſich aber nichts am firmament und himmel/
Der wind und meer wurd ſtill und legten ihren grimm:
So hoͤret dann und merckt mit fleiß auff meine ſtimm.
Weils durchaus nicht mag ſeyn/ daß die Trojaner koͤñen
Mit dem Latinervolck verbinden hertz und ſinnen
Mit unverruͤcktem bund/ und eur uneinigkeit
Kein ende nehmen wil/ man ſaget/ man gebeut
Und rathet/ was man kan/ was nun wird einem jeden
Begegnen heute noch/ er mag krieg oder frieden
Zur hoffnung ſetzen aus/ das mag er nehmen hin/
Wie er in hoffnung hat getroͤſtet ſeinen ſinn.
Es ſol ein jeglicher ſeyn bey mir gleich geachtet
Und ohne unterſchied gehalten und betrachtet/
Es mag die veſtung feyn beſtuͤrmt zum ungeluͤck
Der Welſchen/ oder durch der Troer boͤſes ſtuͤck
Und irrthumb/ und daß ſie der goͤtter raht und willen
Nach ihrem wahn geſchaͤtzt und ſelbten zu erfuͤllen
Nicht haben recht bedacht: Ich wil noch Rutuler
Noch Troer zehlen loß von ſtraffen und beſchwer.
Was einer hat gethan verwircket und gehandelt/
So wird ihm folgen nach ſein thun/ wie er gewandelt.
Der koͤuig Jupiter iſt allen menſchen gleich/
Und ſieht auff alle hin/ ſie ſeyn arm oder reich.
Das goͤttliche geſchick wird ſeinen weg wol finden/
Und alſo wieder fried und recht zuſammen binden:
Bethewrete hierauff mit einem winck ſein wort/
Und ſchwur gebraͤuchlich bey dem hoͤllſchẽ fluß und pfort/
Als
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[478/0500] Das Zehende Buch. Die erd erbebete mit ſchrecklichem getuͤmmel: Es regt ſich aber nichts am firmament und himmel/ Der wind und meer wurd ſtill und legten ihren grimm: So hoͤret dann und merckt mit fleiß auff meine ſtimm. Weils durchaus nicht mag ſeyn/ daß die Trojaner koͤñen Mit dem Latinervolck verbinden hertz und ſinnen Mit unverruͤcktem bund/ und eur uneinigkeit Kein ende nehmen wil/ man ſaget/ man gebeut Und rathet/ was man kan/ was nun wird einem jeden Begegnen heute noch/ er mag krieg oder frieden Zur hoffnung ſetzen aus/ das mag er nehmen hin/ Wie er in hoffnung hat getroͤſtet ſeinen ſinn. Es ſol ein jeglicher ſeyn bey mir gleich geachtet Und ohne unterſchied gehalten und betrachtet/ Es mag die veſtung feyn beſtuͤrmt zum ungeluͤck Der Welſchen/ oder durch der Troer boͤſes ſtuͤck Und irrthumb/ und daß ſie der goͤtter raht und willen Nach ihrem wahn geſchaͤtzt und ſelbten zu erfuͤllen Nicht haben recht bedacht: Ich wil noch Rutuler Noch Troer zehlen loß von ſtraffen und beſchwer. Was einer hat gethan verwircket und gehandelt/ So wird ihm folgen nach ſein thun/ wie er gewandelt. Der koͤuig Jupiter iſt allen menſchen gleich/ Und ſieht auff alle hin/ ſie ſeyn arm oder reich. Das goͤttliche geſchick wird ſeinen weg wol finden/ Und alſo wieder fried und recht zuſammen binden: Bethewrete hierauff mit einem winck ſein wort/ Und ſchwur gebraͤuchlich bey dem hoͤllſchẽ fluß und pfort/ Als

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 478. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/500>, abgerufen am 22.11.2024.