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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Achte Buch.
Das grosse meer/ das sich beyds unten und dann oben
Streckt an Italien mit ungestümen toben.
Nimm von mir meine treu/ und gib auch deine mir/
Wir haben tapffres volck/ das uns viel träget für/
Sind muthig/ starck und keck zugehen an das streiten/
Wir sind vorsehen auch mit jungen tapffern leuten.
Eneas brach hierauff sein wort und reden ab;
Der König aber auff ihn gnaue achtung gab/
Sah ihm steiff ins gesicht/ ob er ihm was an augen
Könnt sehn und mercken ab/ das nicht viel möchte taugen/
In dem er redte/ sah er ihn von füß auf an/
Sagt drauff mit wenigen/ als ers fand wol gethan:
O rapffrer Troer held/ wie bist du mir willkommen!
Wie gern erkenn ich dich/ wie gern hab ich vernommen
Dein unverfälschte treu! Denn ich erinnre mich
Derselben zeit noch wol/ da deinen vater ich
Gehöret und geschn. Ich kan mich noch besinnen/
Was er für reden führt/ und was er für beginnen
Bey sich verspüren ließ. Mir kömmet jtzt in sinn/
Wie Priam seine reis hin nahm nach Salamin/
Daselbst Hesionem der schwester zu zusprechen
In ihrem königreich: Von dannen sah man brechen
Ihn wieder auff/ da er wolt etwas weiter gehn
Umb sich zusehen umb in land Arcadien.
Da wuchsen mir die haar/ als jüngling/ schon am kinne/
Und wenn die obersten der Troer ich besinne/
So muß ich selbige mit wundrrung schauen an/
Wie auch den Priamum/ den unerschrocknen mann.
Anchises
A a 4
Das Achte Buch.
Das groſſe meer/ das ſich beyds unten und dann oben
Streckt an Italien mit ungeſtuͤmen toben.
Nimm von mir meine treu/ und gib auch deine mir/
Wir haben tapffres volck/ das uns viel traͤget fuͤr/
Sind muthig/ ſtarck und keck zugehen an das ſtreiten/
Wir ſind vorſehen auch mit jungen tapffern leuten.
Eneas brach hierauff ſein wort und reden ab;
Der Koͤnig aber auff ihn gnaue achtung gab/
Sah ihm ſteiff ins geſicht/ ob er ihm was an augen
Koͤnnt ſehn und mercken ab/ das nicht viel moͤchte taugẽ/
In dem er redte/ ſah er ihn von fuͤß auf an/
Sagt drauff mit wenigen/ als ers fand wol gethan:
O rapffrer Troer held/ wie biſt du mir willkommen!
Wie gern erkenn ich dich/ wie gern hab ich vernom̃en
Dein unverfaͤlſchte treu! Denn ich erinnre mich
Derſelben zeit noch wol/ da deinen vater ich
Gehoͤret und geſchn. Ich kan mich noch beſinnen/
Was er fuͤr reden fuͤhrt/ und was er fuͤr beginnen
Bey ſich verſpuͤren ließ. Mir koͤmmet jtzt in ſinn/
Wie Priam ſeine reiſ hin nahm nach Salamin/
Daſelbſt Heſionem der ſchweſter zu zuſprechen
In ihrem koͤnigreich: Von dannen ſah man brechen
Ihn wieder auff/ da er wolt etwas weiter gehn
Umb ſich zuſehen umb in land Arcadien.
Da wuchſen mir die haar/ als juͤngling/ ſchon am kinne/
Und wenn die oberſten der Troer ich beſinne/
So muß ich ſelbige mit wundrrung ſchauen an/
Wie auch den Priamum/ den unerſchrocknen mann.
Anchiſes
A a 4
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[375/0397] Das Achte Buch. Das groſſe meer/ das ſich beyds unten und dann oben Streckt an Italien mit ungeſtuͤmen toben. Nimm von mir meine treu/ und gib auch deine mir/ Wir haben tapffres volck/ das uns viel traͤget fuͤr/ Sind muthig/ ſtarck und keck zugehen an das ſtreiten/ Wir ſind vorſehen auch mit jungen tapffern leuten. Eneas brach hierauff ſein wort und reden ab; Der Koͤnig aber auff ihn gnaue achtung gab/ Sah ihm ſteiff ins geſicht/ ob er ihm was an augen Koͤnnt ſehn und mercken ab/ das nicht viel moͤchte taugẽ/ In dem er redte/ ſah er ihn von fuͤß auf an/ Sagt drauff mit wenigen/ als ers fand wol gethan: O rapffrer Troer held/ wie biſt du mir willkommen! Wie gern erkenn ich dich/ wie gern hab ich vernom̃en Dein unverfaͤlſchte treu! Denn ich erinnre mich Derſelben zeit noch wol/ da deinen vater ich Gehoͤret und geſchn. Ich kan mich noch beſinnen/ Was er fuͤr reden fuͤhrt/ und was er fuͤr beginnen Bey ſich verſpuͤren ließ. Mir koͤmmet jtzt in ſinn/ Wie Priam ſeine reiſ hin nahm nach Salamin/ Daſelbſt Heſionem der ſchweſter zu zuſprechen In ihrem koͤnigreich: Von dannen ſah man brechen Ihn wieder auff/ da er wolt etwas weiter gehn Umb ſich zuſehen umb in land Arcadien. Da wuchſen mir die haar/ als juͤngling/ ſchon am kinne/ Und wenn die oberſten der Troer ich beſinne/ So muß ich ſelbige mit wundrrung ſchauen an/ Wie auch den Priamum/ den unerſchrocknen mann. Anchiſes A a 4

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 375. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/397>, abgerufen am 11.05.2024.