Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Siebende Buch.
Die himmlische gewalt gebeuts; Und wo Latin
Der könig wegert sich zu folgen deinem sinn/
Und schlägt die heyrath ab/ so mag er selber schaden/
Wenn er fühlt deinen zorn/ ihm dann zu halse laden.
Der jüngeling verlacht die alte priesterin/
Und giebet antwort ihr auff ihre red und sinn;
Daß neulich ist ein heer zu schiffe zu uns kommen
An strengen Tyburstrom/ das hab ich längst vernommen;
Ich hab es/ wie du meinsi/ mit nichten lassen gehn
Für meinen ohren bey: Es weiß Italien;
Du darffest darumb nicht mich schrecken oder kräncken;
Die himmels königin wird noch wol an uns dencken.
Du gutes mütterlein/ das alter drückt dich sehr/
Drumb kanst du nicht gar wol erzehlen neue mähr.
Du machst dir eitle sorg/ und beyder Könge kriegen
Das wil/ Prophet in/ dich mit falscher furcht betriegen.
Geh du in tempel nur und warte fein das dein/
Und laß den männern krieg und fried befohlen seyn/
Da läßt die hellenfrau sich hefftiglich erbittern:
Dem jüngling/ da er außgeredet/ kömmet zittern
Und plötzlich schrecken an; Die augen starren ihr/
Sie sieht den jüngling an mit grimmer rachbegier.
Sie lässet das gezisch so vieler schlangen hören/
Und kan die teuffelslarb/ die neulich sie verkehren
Kunt in ein altes weib/ erschrecklich lassen sehn;
Dann sieht man/ wie sie weiß die augen umbzudrehn/
Die fünckeln wie das feur/ und als er sich besinnet/
Und mehr zu bringen für aus wunderung beginnet/
Stößt
Das Siebende Buch.
Die himmliſche gewalt gebeuts; Und wo Latin
Der koͤnig wegert ſich zu folgen deinem ſinn/
Und ſchlaͤgt die heyrath ab/ ſo mag er ſelber ſchaden/
Wenn er fuͤhlt deinen zorn/ ihm dann zu halſe laden.
Der juͤngeling verlacht die alte prieſterin/
Und giebet antwort ihr auff ihre red und ſinn;
Daß neulich iſt ein heer zu ſchiffe zu uns kommen
An ſtrengen Tyburſtrom/ das hab ich laͤngſt vernom̃en;
Ich hab es/ wie du meinſi/ mit nichten laſſen gehn
Fuͤr meinen ohren bey: Es weiß Italien;
Du darffeſt darumb nicht mich ſchrecken oder kraͤncken;
Die himmels koͤnigin wird noch wol an uns dencken.
Du gutes muͤtterlein/ das alter druͤckt dich ſehr/
Drumb kanſt du nicht gar wol erzehlen neue maͤhr.
Du machſt dir eitle ſorg/ und beyder Koͤnge kriegen
Das wil/ Prophet in/ dich mit falſcher furcht betriegen.
Geh du in tempel nur und warte fein das dein/
Und laß den maͤnnern krieg und fried befohlen ſeyn/
Da laͤßt die hellenfrau ſich hefftiglich erbittern:
Dem juͤngling/ da er außgeredet/ koͤmmet zittern
Und ploͤtzlich ſchrecken an; Die augen ſtarren ihr/
Sie ſieht den juͤngling an mit grimmer rachbegier.
Sie laͤſſet das geziſch ſo vieler ſchlangen hoͤren/
Und kan die teuffelslarb/ die neulich ſie verkehren
Kunt in ein altes weib/ erſchrecklich laſſen ſehn;
Dann ſieht man/ wie ſie weiß die augen umbzudrehn/
Die fuͤnckeln wie das feur/ und als er ſich beſinnet/
Und mehr zu bringen fuͤr aus wunderung beginnet/
Stoͤßt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0366" n="344"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Siebende Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>Die himmli&#x017F;che gewalt gebeuts<hi rendition="#i">;</hi> Und wo Latin</l><lb/>
          <l>Der ko&#x0364;nig wegert &#x017F;ich zu folgen deinem &#x017F;inn/</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;chla&#x0364;gt die heyrath ab/ &#x017F;o mag er &#x017F;elber &#x017F;chaden/</l><lb/>
          <l>Wenn er fu&#x0364;hlt deinen zorn/ ihm dann zu hal&#x017F;e laden.</l><lb/>
          <l>Der ju&#x0364;ngeling verlacht die alte prie&#x017F;terin/</l><lb/>
          <l>Und giebet antwort ihr auff ihre red und &#x017F;inn;</l><lb/>
          <l>Daß neulich i&#x017F;t ein heer zu &#x017F;chiffe zu uns kommen</l><lb/>
          <l>An &#x017F;trengen Tybur&#x017F;trom/ das hab ich la&#x0364;ng&#x017F;t vernom&#x0303;en;</l><lb/>
          <l>Ich hab es/ wie du mein&#x017F;i/ mit nichten la&#x017F;&#x017F;en gehn</l><lb/>
          <l>Fu&#x0364;r meinen ohren bey: <hi rendition="#fr">E</hi>s weiß Italien<hi rendition="#i">;</hi></l><lb/>
          <l>Du darffe&#x017F;t darumb nicht mich &#x017F;chrecken oder kra&#x0364;ncken<hi rendition="#i">;</hi></l><lb/>
          <l>Die himmels ko&#x0364;nigin wird noch wol an uns dencken.</l><lb/>
          <l>Du gutes mu&#x0364;tterlein/ das alter dru&#x0364;ckt dich &#x017F;ehr/</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>rumb kan&#x017F;t du nicht gar wol erzehlen neue ma&#x0364;hr.</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>u mach&#x017F;t dir eitle &#x017F;org/ und beyder Ko&#x0364;nge kriegen</l><lb/>
          <l>Das wil/ Prophet in/ dich mit fal&#x017F;cher furcht betriegen.</l><lb/>
          <l>Geh du in tempel nur und warte fein das dein/</l><lb/>
          <l>Und laß den ma&#x0364;nnern krieg und fried befohlen &#x017F;eyn/</l><lb/>
          <l>Da la&#x0364;ßt die hellenfrau &#x017F;ich hefftiglich erbittern:</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>em ju&#x0364;ngling/ da er außgeredet/ ko&#x0364;mmet zittern</l><lb/>
          <l>Und plo&#x0364;tzlich &#x017F;chrecken an<hi rendition="#i">;</hi> Die augen &#x017F;tarren ihr/</l><lb/>
          <l>Sie &#x017F;ieht den ju&#x0364;ngling an mit grimmer rachbegier.</l><lb/>
          <l>Sie la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et das gezi&#x017F;ch &#x017F;o vieler &#x017F;chlangen ho&#x0364;ren/</l><lb/>
          <l>Und kan die teuffelslarb/ die neulich &#x017F;ie verkehren</l><lb/>
          <l>Kunt in ein altes weib/ er&#x017F;chrecklich la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ehn;</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>ann &#x017F;ieht man/ wie &#x017F;ie weiß die augen umbzudrehn/</l><lb/>
          <l>Die fu&#x0364;nckeln wie das feur/ und als er &#x017F;ich be&#x017F;innet/</l><lb/>
          <l>Und mehr zu bringen fu&#x0364;r aus wunderung beginnet/</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Sto&#x0364;ßt</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[344/0366] Das Siebende Buch. Die himmliſche gewalt gebeuts; Und wo Latin Der koͤnig wegert ſich zu folgen deinem ſinn/ Und ſchlaͤgt die heyrath ab/ ſo mag er ſelber ſchaden/ Wenn er fuͤhlt deinen zorn/ ihm dann zu halſe laden. Der juͤngeling verlacht die alte prieſterin/ Und giebet antwort ihr auff ihre red und ſinn; Daß neulich iſt ein heer zu ſchiffe zu uns kommen An ſtrengen Tyburſtrom/ das hab ich laͤngſt vernom̃en; Ich hab es/ wie du meinſi/ mit nichten laſſen gehn Fuͤr meinen ohren bey: Es weiß Italien; Du darffeſt darumb nicht mich ſchrecken oder kraͤncken; Die himmels koͤnigin wird noch wol an uns dencken. Du gutes muͤtterlein/ das alter druͤckt dich ſehr/ Drumb kanſt du nicht gar wol erzehlen neue maͤhr. Du machſt dir eitle ſorg/ und beyder Koͤnge kriegen Das wil/ Prophet in/ dich mit falſcher furcht betriegen. Geh du in tempel nur und warte fein das dein/ Und laß den maͤnnern krieg und fried befohlen ſeyn/ Da laͤßt die hellenfrau ſich hefftiglich erbittern: Dem juͤngling/ da er außgeredet/ koͤmmet zittern Und ploͤtzlich ſchrecken an; Die augen ſtarren ihr/ Sie ſieht den juͤngling an mit grimmer rachbegier. Sie laͤſſet das geziſch ſo vieler ſchlangen hoͤren/ Und kan die teuffelslarb/ die neulich ſie verkehren Kunt in ein altes weib/ erſchrecklich laſſen ſehn; Dann ſieht man/ wie ſie weiß die augen umbzudrehn/ Die fuͤnckeln wie das feur/ und als er ſich beſinnet/ Und mehr zu bringen fuͤr aus wunderung beginnet/ Stoͤßt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/366
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/366>, abgerufen am 11.05.2024.