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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Siebende Buch.
Da sie die tochter führt in dicken wald und heck
Auff daß sie für das volck der Troer sich versteck/
Und ihnen fug benehm das hochzeitfest zu machen/
Und schiebe hindernüß in solche heyrathssachen:
Sie schreyet: Hoscha! ho! juchhesa! Bacche du/
Bist würdig nut allein/ daß man dir lege zu
Die braut Laviniam: Denn dir allein zu ehren
Trug sie in ihrer hand dieselbe zubewehren
Ein mit Rebblätter en bewundnen spitzen spieß/
Umb deinetwegen sie sich nicht verdriessen ließ
Zumustern deine zunfft auff alte weis und massen
Und das dir heilge haar zu ehren wachsen lassen;
Da fleugt aus das geschrey und meldet/ daß die zunfft
Der frauen kommen sey von sinnen und vernunfft;
Drauff treibt sie allesampt ein brünstiges verlangen
Zu suchen neuen sitz: Sie kommen häuffig gangen
Und lassen hauß und hoff dahinden wüste stehn/
Gehn mit zerstreutem haar/ darein die winde wehn.
Die andern füllen an mir rasendem getümmel
Und zitterndem geheul die weite lusst und himmel/
Sie gehen angekleidt mit Gemsen fellen her/
Und träget jede mit weinblättern einen speer.
Sieführet mitten in ein angezündte sichte
Mit zorniger begier und singet ein getichte
Von ihrer tochter und des Turni hochzeit fest/
Sie dreht die augen umb/ die sie wie feuer läßt
Erschrecklich blicken an: Drauff hebt sie an zuschreyen
So gräßlich/ daß man sich entsetzen muß und scheuen:
Hoho!
Y 3
Das Siebende Buch.
Da ſie die tochter fuͤhrt in dicken wald und heck
Auff daß ſie fuͤr das volck der Troer ſich verſteck/
Und ihnen fug benehm das hochzeitfeſt zu machen/
Und ſchiebe hindernuͤß in ſolche heyrathsſachen:
Sie ſchreyet: Hoſcha! ho! juchheſa! Bacche du/
Biſt wuͤrdig nut allein/ daß man dir lege zu
Die braut Laviniam: Denn dir allein zu ehren
Trug ſie in ihrer hand dieſelbe zubewehren
Ein mit Rebblaͤtter en bewundnen ſpitzen ſpieß/
Umb deinetwegen ſie ſich nicht verdrieſſen ließ
Zumuſtern deine zunfft auff alte weiſ und maſſen
Und das dir heilge haar zu ehren wachſen laſſen;
Da fleugt aus das geſchrey und meldet/ daß die zunfft
Der frauen kommen ſey von ſinnen und vernunfft;
Drauff treibt ſie alleſampt ein bruͤnſtiges verlangen
Zu ſuchen neuen ſitz: Sie kommen haͤuffig gangen
Und laſſen hauß und hoff dahinden wuͤſte ſtehn/
Gehn mit zerſtreutem haar/ darein die winde wehn.
Die andern fuͤllen an mir raſendem getuͤmmel
Und zitterndem geheul die weite luſſt und himmel/
Sie gehen angekleidt mit Gemſen fellen her/
Und traͤget jede mit weinblaͤttern einen ſpeer.
Siefuͤhret mitten in ein angezuͤndte ſichte
Mit zorniger begier und ſinget ein getichte
Von ihrer tochter und des Turni hochzeit feſt/
Sie dreht die augen umb/ die ſie wie feuer laͤßt
Erſchrecklich blicken an: Drauff hebt ſie an zuſchreyen
So graͤßlich/ daß man ſich entſetzen muß und ſcheuen:
Hoho!
Y 3
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[341/0363] Das Siebende Buch. Da ſie die tochter fuͤhrt in dicken wald und heck Auff daß ſie fuͤr das volck der Troer ſich verſteck/ Und ihnen fug benehm das hochzeitfeſt zu machen/ Und ſchiebe hindernuͤß in ſolche heyrathsſachen: Sie ſchreyet: Hoſcha! ho! juchheſa! Bacche du/ Biſt wuͤrdig nut allein/ daß man dir lege zu Die braut Laviniam: Denn dir allein zu ehren Trug ſie in ihrer hand dieſelbe zubewehren Ein mit Rebblaͤtter en bewundnen ſpitzen ſpieß/ Umb deinetwegen ſie ſich nicht verdrieſſen ließ Zumuſtern deine zunfft auff alte weiſ und maſſen Und das dir heilge haar zu ehren wachſen laſſen; Da fleugt aus das geſchrey und meldet/ daß die zunfft Der frauen kommen ſey von ſinnen und vernunfft; Drauff treibt ſie alleſampt ein bruͤnſtiges verlangen Zu ſuchen neuen ſitz: Sie kommen haͤuffig gangen Und laſſen hauß und hoff dahinden wuͤſte ſtehn/ Gehn mit zerſtreutem haar/ darein die winde wehn. Die andern fuͤllen an mir raſendem getuͤmmel Und zitterndem geheul die weite luſſt und himmel/ Sie gehen angekleidt mit Gemſen fellen her/ Und traͤget jede mit weinblaͤttern einen ſpeer. Siefuͤhret mitten in ein angezuͤndte ſichte Mit zorniger begier und ſinget ein getichte Von ihrer tochter und des Turni hochzeit feſt/ Sie dreht die augen umb/ die ſie wie feuer laͤßt Erſchrecklich blicken an: Drauff hebt ſie an zuſchreyen So graͤßlich/ daß man ſich entſetzen muß und ſcheuen: Hoho! Y 3

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/363>, abgerufen am 11.05.2024.