Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Sechste Buch. Stracks kömmt Tisiphone die rächerin und schlägetMit ihrer peitsche drauff/ die schlangen/ die sie träget In lincker hand/ reckt sie den bösen fürs gesicht/ Fährt übermüthiglich und höhnsche reden spricht. Rufft die ergrimmte schaar/ die schwartzen wüterinnen/ Die ihre schwestern sind und auch nichts gutes spinnen; Da wird mit schrecklichem geknarr erst auffgethan Die pforte/ die man nicht ohn grausen sehen kan. Schau! siehst du nicht/ was da für böse wächter sitzen Am eingang? Wie sie doch die augen lassen plitzen Mit dreuen/ zorn und grimm/ und weiter drinnen sitzt Ein ungeheure schlang mit gifft und zorn erhitzt/ Die hat wol funfftzig köpff/ ist scheußlich an zusehen/ Drauff siehet man die hell erschrecklich offen stehen Die strecket sich so tieff hinunter in die klufft/ Wie hoch man sehen kan in die gestirnte lufft. Hier ist das riesen volck/ das uhralt erd-geschlechte/ Das von dem donnerstrahl nach thörichtem gefechte Geschlagen wurde hin ins tieffe hellen grab; Die zween Aloider/ die starcken leute hab Ich auch gesehen hier/ die sich mit tollem wüten Die blaue himmels burg zu reisen ab bemühten Und stossen von dem reich den grossen Jupiter: Ich hab gesehen auch/ wie Salmoneüs so schwer Und hart gebüsset hat/ da er des Jovis krachen Und grossen wettersturm wolt nach-gar trotzig-machen: Vier rosse führten ihn durch Griechen land mit pracht/ Warff fackeln unters volck und zog mit frevler macht In
Das Sechſte Buch. Stracks koͤmmt Tiſiphone die raͤcherin und ſchlaͤgetMit ihrer peitſche drauff/ die ſchlangen/ die ſie traͤget In lincker hand/ reckt ſie den boͤſen fuͤrs geſicht/ Faͤhrt uͤbermuͤthiglich und hoͤhnſche reden ſpricht. Rufft die ergrimmte ſchaar/ die ſchwartzen wuͤterinnen/ Die ihre ſchweſtern ſind und auch nichts gutes ſpinnen; Da wird mit ſchrecklichem geknarr erſt auffgethan Die pforte/ die man nicht ohn grauſen ſehen kan. Schau! ſiehſt du nicht/ was da fuͤr boͤſe waͤchter ſitzen Am eingang? Wie ſie doch die augen laſſen plitzen Mit dreuen/ zorn und grimm/ und weiter drinnen ſitzt Ein ungeheure ſchlang mit gifft und zorn erhitzt/ Die hat wol funfftzig koͤpff/ iſt ſcheußlich an zuſehen/ Drauff ſiehet man die hell erſchrecklich offen ſtehen Die ſtrecket ſich ſo tieff hinunter in die klufft/ Wie hoch man ſehen kan in die geſtirnte lufft. Hier iſt das rieſen volck/ das uhralt erd-geſchlechte/ Das von dem donnerſtrahl nach thoͤrichtem gefechte Geſchlagen wurde hin ins tieffe hellen grab; Die zween Aloider/ die ſtarcken leute hab Ich auch geſehen hier/ die ſich mit tollem wuͤten Die blaue himmels burg zu reiſen ab bemuͤhten Und ſtoſſen von dem reich den groſſen Jupiter: Ich hab geſehen auch/ wie Salmoneuͤs ſo ſchwer Und hart gebuͤſſet hat/ da er des Jovis krachen Und groſſen wetterſturm wolt nach-gar trotzig-machen: Vier roſſe fuͤhrten ihn durch Griechen land mit pracht/ Warff fackeln unters volck und zog mit frevler macht In
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0318" n="296"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Sechſte Buch.</hi> </fw><lb/> <l>Stracks koͤmmt Tiſiphone die raͤcherin und ſchlaͤget</l><lb/> <l>Mit ihrer peitſche drauff/ die ſchlangen/ die ſie traͤget</l><lb/> <l>In lincker hand/ reckt ſie den boͤſen fuͤrs geſicht/</l><lb/> <l>Faͤhrt uͤbermuͤthiglich und hoͤhnſche reden ſpricht.</l><lb/> <l>Rufft die ergrimmte ſchaar/ die ſchwartzen wuͤterinnen/</l><lb/> <l>Die ihre ſchweſtern ſind und auch nichts gutes ſpinnen;</l><lb/> <l>Da wird mit ſchrecklichem geknarr erſt auffgethan</l><lb/> <l>Die pforte/ die man nicht ohn grauſen ſehen kan.</l><lb/> <l>Schau! ſiehſt du nicht/ was da fuͤr boͤſe waͤchter ſitzen</l><lb/> <l>Am eingang? Wie ſie doch die augen laſſen plitzen</l><lb/> <l>Mit dreuen/ zorn und grimm/ und weiter drinnen ſitzt</l><lb/> <l>Ein ungeheure ſchlang mit gifft und zorn erhitzt/</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>ie hat wol funfftzig koͤpff/ iſt ſcheußlich an zuſehen/</l><lb/> <l>Drauff ſiehet man die hell erſchrecklich offen ſtehen</l><lb/> <l><hi rendition="#fr">D</hi>ie ſtrecket ſich ſo tieff hinunter in die klufft/</l><lb/> <l>Wie hoch man ſehen kan in die geſtirnte lufft.</l><lb/> <l>Hier iſt das rieſen volck/ das uhralt erd-geſchlechte/</l><lb/> <l>Das von dem donnerſtrahl nach thoͤrichtem gefechte</l><lb/> <l>Geſchlagen wurde hin ins tieffe hellen grab<hi rendition="#i">;</hi></l><lb/> <l>Die zween Aloider/ die ſtarcken leute hab</l><lb/> <l>Ich auch geſehen hier/ die ſich mit tollem wuͤten</l><lb/> <l>Die blaue himmels burg zu reiſen ab bemuͤhten</l><lb/> <l>Und ſtoſſen von dem reich den groſſen Jupiter:</l><lb/> <l>Ich hab geſehen auch/ wie Salmoneuͤs ſo ſchwer</l><lb/> <l>Und hart gebuͤſſet hat/ da er des Jovis krachen</l><lb/> <l>Und groſſen wetterſturm wolt nach-gar trotzig-machen:</l><lb/> <l>Vier roſſe fuͤhrten ihn durch Griechen land mit pracht/</l><lb/> <l>Warff fackeln unters volck und zog mit frevler macht</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">In</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [296/0318]
Das Sechſte Buch.
Stracks koͤmmt Tiſiphone die raͤcherin und ſchlaͤget
Mit ihrer peitſche drauff/ die ſchlangen/ die ſie traͤget
In lincker hand/ reckt ſie den boͤſen fuͤrs geſicht/
Faͤhrt uͤbermuͤthiglich und hoͤhnſche reden ſpricht.
Rufft die ergrimmte ſchaar/ die ſchwartzen wuͤterinnen/
Die ihre ſchweſtern ſind und auch nichts gutes ſpinnen;
Da wird mit ſchrecklichem geknarr erſt auffgethan
Die pforte/ die man nicht ohn grauſen ſehen kan.
Schau! ſiehſt du nicht/ was da fuͤr boͤſe waͤchter ſitzen
Am eingang? Wie ſie doch die augen laſſen plitzen
Mit dreuen/ zorn und grimm/ und weiter drinnen ſitzt
Ein ungeheure ſchlang mit gifft und zorn erhitzt/
Die hat wol funfftzig koͤpff/ iſt ſcheußlich an zuſehen/
Drauff ſiehet man die hell erſchrecklich offen ſtehen
Die ſtrecket ſich ſo tieff hinunter in die klufft/
Wie hoch man ſehen kan in die geſtirnte lufft.
Hier iſt das rieſen volck/ das uhralt erd-geſchlechte/
Das von dem donnerſtrahl nach thoͤrichtem gefechte
Geſchlagen wurde hin ins tieffe hellen grab;
Die zween Aloider/ die ſtarcken leute hab
Ich auch geſehen hier/ die ſich mit tollem wuͤten
Die blaue himmels burg zu reiſen ab bemuͤhten
Und ſtoſſen von dem reich den groſſen Jupiter:
Ich hab geſehen auch/ wie Salmoneuͤs ſo ſchwer
Und hart gebuͤſſet hat/ da er des Jovis krachen
Und groſſen wetterſturm wolt nach-gar trotzig-machen:
Vier roſſe fuͤhrten ihn durch Griechen land mit pracht/
Warff fackeln unters volck und zog mit frevler macht
In
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |