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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Sechste Buch.
Ich bitt durchs vaters huld/ durch deines söhnleins jugend/
Durch hoffnung/ die du schöpffst von seiner großen tugend/
Errette mich aus noth/ in der ich stecke hier/
O unbesiegter held! o tugend schild und zier!
Kan aber diß nicht seyn/ so laß mich dieses haben/
Daß du wollst meinen leib verscharren und begraben
(Denn dieses steht bey dir) und frage nach dem ort/
Da wo mein leib noch ligt an dem Velinschen port.
Wofern du aber auch nicht kanst darzu gelangen/
So beut mir armen doch/ der ich mit noth befangen/
Sonst deine hülff und hand/ und führ mich übern bach/
Damit ich meine ruh im tod ohn ungemach
An diesem orte hab. Drauff gab ihm die Sibylle
Antwortlich den bescheid: Ach Palinur/ nur stille
Mit diesem! wannenher kömmt diese grimme gier
In deinen sinn? Soltu wol können wüntschen dir
Zu sehn den hellschen pfuhl/ den fluß der unholdinnen/
Ohn welchen niemand kan was greulichers ersinnen?
Der du noch deinen leib must schnöde ligen sehn/
Wollst du an jenem bach so leichtlich übergehn?
Das göttliche geschick läßt sich von keinem bergen;
Drumb dencke/ daß du solst hier lieber stille schweigen;
Und fasse diesen trost in deinem unglückstand/
Daß noch das nachbarvolck dir treue huld und hand
Wird bieten; Welche durch die grosse wunderzeichen
Bewogen werden wol noch lassen sich erweichen
Und bringen deinen leib gebührlich zu der ruh/
Sie werden über das ein grabmahl legen zu/
Und
Das Sechſte Buch.
Ich bitt durchs vaters huld/ durch deines ſoͤhnleins jugẽd/
Durch hoffnung/ die du ſchoͤpffſt von ſeiner großẽ tugend/
Errette mich aus noth/ in der ich ſtecke hier/
O unbeſiegter held! o tugend ſchild und zier!
Kan aber diß nicht ſeyn/ ſo laß mich dieſes haben/
Daß du wollſt meinen leib verſcharren und begraben
(Denn dieſes ſteht bey dir) und frage nach dem ort/
Da wo mein leib noch ligt an dem Velinſchen port.
Wofern du aber auch nicht kanſt darzu gelangen/
So beut mir armen doch/ der ich mit noth befangen/
Sonſt deine huͤlff und hand/ und fuͤhr mich uͤbern bach/
Damit ich meine ruh im tod ohn ungemach
An dieſem orte hab. Drauff gab ihm die Sibylle
Antwortlich den beſcheid: Ach Palinur/ nur ſtille
Mit dieſem! wannenher koͤmmt dieſe grimme gier
In deinen ſinn? Soltu wol koͤnnen wuͤntſchen dir
Zu ſehn den hellſchen pfuhl/ den fluß der unholdinnen/
Ohn welchen niemand kan was greulichers erſinnen?
Der du noch deinen leib muſt ſchnoͤde ligen ſehn/
Wollſt du an jenem bach ſo leichtlich uͤbergehn?
Das goͤttliche geſchick laͤßt ſich von keinem bergen;
Drumb dencke/ daß du ſolſt hier lieber ſtille ſchweigen;
Und faſſe dieſen troſt in deinem ungluͤckſtand/
Daß noch das nachbarvolck dir treue huld und hand
Wird bieten; Welche durch die groſſe wunderzeichen
Bewogen werden wol noch laſſen ſich erweichen
Und bringen deinen leib gebuͤhrlich zu der ruh/
Sie werden uͤber das ein grabmahl legen zu/
Und
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[283/0305] Das Sechſte Buch. Ich bitt durchs vaters huld/ durch deines ſoͤhnleins jugẽd/ Durch hoffnung/ die du ſchoͤpffſt von ſeiner großẽ tugend/ Errette mich aus noth/ in der ich ſtecke hier/ O unbeſiegter held! o tugend ſchild und zier! Kan aber diß nicht ſeyn/ ſo laß mich dieſes haben/ Daß du wollſt meinen leib verſcharren und begraben (Denn dieſes ſteht bey dir) und frage nach dem ort/ Da wo mein leib noch ligt an dem Velinſchen port. Wofern du aber auch nicht kanſt darzu gelangen/ So beut mir armen doch/ der ich mit noth befangen/ Sonſt deine huͤlff und hand/ und fuͤhr mich uͤbern bach/ Damit ich meine ruh im tod ohn ungemach An dieſem orte hab. Drauff gab ihm die Sibylle Antwortlich den beſcheid: Ach Palinur/ nur ſtille Mit dieſem! wannenher koͤmmt dieſe grimme gier In deinen ſinn? Soltu wol koͤnnen wuͤntſchen dir Zu ſehn den hellſchen pfuhl/ den fluß der unholdinnen/ Ohn welchen niemand kan was greulichers erſinnen? Der du noch deinen leib muſt ſchnoͤde ligen ſehn/ Wollſt du an jenem bach ſo leichtlich uͤbergehn? Das goͤttliche geſchick laͤßt ſich von keinem bergen; Drumb dencke/ daß du ſolſt hier lieber ſtille ſchweigen; Und faſſe dieſen troſt in deinem ungluͤckſtand/ Daß noch das nachbarvolck dir treue huld und hand Wird bieten; Welche durch die groſſe wunderzeichen Bewogen werden wol noch laſſen ſich erweichen Und bringen deinen leib gebuͤhrlich zu der ruh/ Sie werden uͤber das ein grabmahl legen zu/ Und

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/305>, abgerufen am 25.11.2024.