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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Sechste Buch.
Eneas stehet still und wil nicht fürder gehen/
Er wägt in seinem sinn viel dings/ kan nicht verstehen/
Wie diß und jenes sey: Es geht ihm solcher stand
Zu hertzen/ weil er ist so jämmerlich bewand.
Er sieht da gehn betrübt/ die noch nicht sind begraben
Lencaspin und Oront/ und keine ruhe haben.
Der eine führete das schiff der Lycier.
Als sie nun beyde gleich durchs ungestümme meer
Von Troja zogen ab/ geschachs/ daß sie ergriffe
Ein unvorsehner sturm und sie mit mann und schiffe
Stürtzt in der fluthen reich. Schau/ da kam eben her
Der schiffman Palinur/ den nechst das wilde meer/
Da er nach Welschland zog und an der sternen zinnen
Umb wetter kundigung hub sein gesicht und sinnen/
Daß er vom schiffe fiel/ verschlunge grimmiglich:
Als er ihn nun erkand in finstern/ da er sich
So traurig trug herein/ hebt er so an zu sagen
Und spricht zu erst ihn an: Ich muß dich itzo fragen/
Mein guter Palinur; Was für ein Gott hat dich
Geraubet uns/ der du so bliebest jämmerlich
Im saltzbeschäumten meer? Sag an fein rund und offen/
Ich habe dich ja vor auff lügen nie betroffen?
Durch diesen außspruch hat Apollo meinen sinn
Geäfft/ der doch gab für/ du würdest kommen hin
Nach welschland/ und gesund vom meere wieder kommen/
Hat die verheissung denn ein solches end genommen?
Drauff saget Palinur: Eneas/ tapffrer held/
Es hat des Febens spruch mit nichten dir gefehlt
Viel
S 5
Das Sechſte Buch.
Eneas ſtehet ſtill und wil nicht fuͤrder gehen/
Er waͤgt in ſeinem ſinn viel dings/ kan nicht verſtehen/
Wie diß und jenes ſey: Es geht ihm ſolcher ſtand
Zu hertzen/ weil er iſt ſo jaͤmmerlich bewand.
Er ſieht da gehn betruͤbt/ die noch nicht ſind begraben
Lencaſpin und Oront/ und keine ruhe haben.
Der eine fuͤhrete das ſchiff der Lycier.
Als ſie nun beyde gleich durchs ungeſtuͤmme meer
Von Troja zogen ab/ geſchachs/ daß ſie ergriffe
Ein unvorſehner ſturm und ſie mit mann und ſchiffe
Stuͤrtzt in der fluthen reich. Schau/ da kam eben her
Der ſchiffman Palinur/ den nechſt das wilde meer/
Da er nach Welſchland zog und an der ſternen zinnen
Umb wetter kundigung hub ſein geſicht und ſinnen/
Daß er vom ſchiffe fiel/ verſchlunge grimmiglich:
Als er ihn nun erkand in finſtern/ da er ſich
So traurig trug herein/ hebt er ſo an zu ſagen
Und ſpricht zu erſt ihn an: Ich muß dich itzo fragen/
Mein guter Palinur; Was fuͤr ein Gott hat dich
Geraubet uns/ der du ſo bliebeſt jaͤmmerlich
Im ſaltzbeſchaͤumtẽ meer? Sag an fein rund und offen/
Ich habe dich ja vor auff luͤgen nie betroffen?
Durch dieſen außſpruch hat Apollo meinen ſinn
Geaͤfft/ der doch gab fuͤr/ du wuͤrdeſt kommen hin
Nach welſchland/ und geſund vom meere wieder kommẽ/
Hat die verheiſſung denn ein ſolches end genommen?
Drauff ſaget Palinur: Eneas/ tapffrer held/
Es hat des Febens ſpruch mit nichten dir gefehlt
Viel
S 5
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[281/0303] Das Sechſte Buch. Eneas ſtehet ſtill und wil nicht fuͤrder gehen/ Er waͤgt in ſeinem ſinn viel dings/ kan nicht verſtehen/ Wie diß und jenes ſey: Es geht ihm ſolcher ſtand Zu hertzen/ weil er iſt ſo jaͤmmerlich bewand. Er ſieht da gehn betruͤbt/ die noch nicht ſind begraben Lencaſpin und Oront/ und keine ruhe haben. Der eine fuͤhrete das ſchiff der Lycier. Als ſie nun beyde gleich durchs ungeſtuͤmme meer Von Troja zogen ab/ geſchachs/ daß ſie ergriffe Ein unvorſehner ſturm und ſie mit mann und ſchiffe Stuͤrtzt in der fluthen reich. Schau/ da kam eben her Der ſchiffman Palinur/ den nechſt das wilde meer/ Da er nach Welſchland zog und an der ſternen zinnen Umb wetter kundigung hub ſein geſicht und ſinnen/ Daß er vom ſchiffe fiel/ verſchlunge grimmiglich: Als er ihn nun erkand in finſtern/ da er ſich So traurig trug herein/ hebt er ſo an zu ſagen Und ſpricht zu erſt ihn an: Ich muß dich itzo fragen/ Mein guter Palinur; Was fuͤr ein Gott hat dich Geraubet uns/ der du ſo bliebeſt jaͤmmerlich Im ſaltzbeſchaͤumtẽ meer? Sag an fein rund und offen/ Ich habe dich ja vor auff luͤgen nie betroffen? Durch dieſen außſpruch hat Apollo meinen ſinn Geaͤfft/ der doch gab fuͤr/ du wuͤrdeſt kommen hin Nach welſchland/ und geſund vom meere wieder kommẽ/ Hat die verheiſſung denn ein ſolches end genommen? Drauff ſaget Palinur: Eneas/ tapffrer held/ Es hat des Febens ſpruch mit nichten dir gefehlt Viel S 5

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 281. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/303>, abgerufen am 25.11.2024.