Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Sechste Buch. Von dems nicht wird besaamt/ man sieht es zähe kleben/Wie gelben leim und rings des aumes stamm ümgeben: So war auch die gestalt der schattenreichen eich/ Was diesen güldnen zweig anlangt/ dem hartze gleich. Es klappert über das das güldne blat vom winde/ wenn er durch wald und pusch bließ sänfftlich und gelinde. Eneas greifft geschwind nach ihm und bricht ihn ab Begierig/ ob er zwar allmählich ihm nach gab. Und bringt ihn in das hauß Sibyllens hingetragen. Immittelst stellen an die Troer-leid und klagen/ Am haven ümm Misen/ thun seinem leichnam auch Den letzen ehrendienst nach hergebrachten brauch Wie wol er nichts drum weiß: erst wird hoch aufgeführet Ein hauffen holtz/ den sie rings ümm/ wie sichs gebühret/ Mit todten bäumen laub bestecken/ setzen auch Cypressen bäume vor zu meiden stanck und rauch. Sie legen auch darauff zur zierde seine waffen. Theils Troer sind bemüht risch an die hand zuschaffen Die kessel/ tragen zu das wasser/ setzens an Das feuer/ waschen drauff/ wies bräuchlich ist gethan/ Den kalten leichnam ab und endlich balsamieren/ Man siehet mit geseufftz das volck groß klagen führen; Dann legen sie den leib auff eine todtenbahr/ Der mit dem thränen Naß genug benetzet war Und legen oben drauff/ was man noch fandte (leider!) Den mantel/ den er trug und seine rothe kleider/ Theils machen sich hinzu/ und heben auff die bahr/ Und leisten diesen dienst/ wor zu man traurig war. Dann S
Das Sechſte Buch. Von dems nicht wird beſaamt/ man ſieht es zaͤhe kleben/Wie gelben leim und rings des aumes ſtam̃ uͤmgeben: So war auch die geſtalt der ſchattenreichen eich/ Was dieſen guͤldnen zweig anlangt/ dem hartze gleich. Es klappert uͤber das das guͤldne blat vom winde/ weñ er durch wald und puſch bließ ſaͤnfftlich und gelinde. Eneas greifft geſchwind nach ihm und bricht ihn ab Begierig/ ob er zwar allmaͤhlich ihm nach gab. Und bringt ihn in das hauß Sibyllens hingetragen. Immittelſt ſtellen an die Troer-leid und klagen/ Am haven uͤmm Miſen/ thun ſeinem leichnam auch Den letzen ehrendienſt nach hergebrachten brauch Wie wol er nichts drum weiß: erſt wird hoch aufgefuͤhret Ein hauffen holtz/ den ſie rings uͤmm/ wie ſichs gebuͤhret/ Mit todten baͤumen laub beſtecken/ ſetzen auch Cypreſſen baͤume vor zu meiden ſtanck und rauch. Sie legen auch darauff zur zierde ſeine waffen. Theils Troer ſind bemuͤht riſch an die hand zuſchaffen Die keſſel/ tragen zu das waſſer/ ſetzens an Das feuer/ waſchen drauff/ wies braͤuchlich iſt gethan/ Den kalten leichnam ab und endlich balſamieren/ Man ſiehet mit geſeufftz das volck groß klagen fuͤhren; Dann legen ſie den leib auff eine todtenbahr/ Der mit dem thraͤnen Naß genug benetzet war Und legen oben drauff/ was man noch fandte (leider!) Den mantel/ den er trug und ſeine rothe kleider/ Theils machen ſich hinzu/ und heben auff die bahr/ Und leiſten dieſen dienſt/ wor zu man traurig war. Dann S
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Das Sechſte Buch.
Von dems nicht wird beſaamt/ man ſieht es zaͤhe kleben/
Wie gelben leim und rings des aumes ſtam̃ uͤmgeben:
So war auch die geſtalt der ſchattenreichen eich/
Was dieſen guͤldnen zweig anlangt/ dem hartze gleich.
Es klappert uͤber das das guͤldne blat vom winde/
weñ er durch wald und puſch bließ ſaͤnfftlich und gelinde.
Eneas greifft geſchwind nach ihm und bricht ihn ab
Begierig/ ob er zwar allmaͤhlich ihm nach gab.
Und bringt ihn in das hauß Sibyllens hingetragen.
Immittelſt ſtellen an die Troer-leid und klagen/
Am haven uͤmm Miſen/ thun ſeinem leichnam auch
Den letzen ehrendienſt nach hergebrachten brauch
Wie wol er nichts drum weiß: erſt wird hoch aufgefuͤhret
Ein hauffen holtz/ den ſie rings uͤmm/ wie ſichs gebuͤhret/
Mit todten baͤumen laub beſtecken/ ſetzen auch
Cypreſſen baͤume vor zu meiden ſtanck und rauch.
Sie legen auch darauff zur zierde ſeine waffen.
Theils Troer ſind bemuͤht riſch an die hand zuſchaffen
Die keſſel/ tragen zu das waſſer/ ſetzens an
Das feuer/ waſchen drauff/ wies braͤuchlich iſt gethan/
Den kalten leichnam ab und endlich balſamieren/
Man ſiehet mit geſeufftz das volck groß klagen fuͤhren;
Dann legen ſie den leib auff eine todtenbahr/
Der mit dem thraͤnen Naß genug benetzet war
Und legen oben drauff/ was man noch fandte (leider!)
Den mantel/ den er trug und ſeine rothe kleider/
Theils machen ſich hinzu/ und heben auff die bahr/
Und leiſten dieſen dienſt/ wor zu man traurig war.
Dann
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