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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Fünffte Buch.
Den du hast auffgesetzt. Das gantze heer stracks wolte
Mit jauchtzendem geschrey/ daß man dem manne solte
Nur geben den gewinst er hätte doch den preiß
Verdienet schon/ der fürst solt halten den verheyß.
Immittelst lag Entell gestreckt in grünem rasen
Und kunte diesen kerl sich so bravieren lassen;
Acest saß neben ihm/ und that ihm scharff verweiß/
Er solte nicht so leicht ihm treten ab den preiß.
Entellus (saget er) du außbund tapffrer helden
Wilst du/ daß man umbsonst sol deinen namen melden;
Wo ist der tapffre muth/ den du vor dieser zeit
Erzeigtest fertiglich zu manchen kampff und streit?
Bist du dir nicht mehr gleich? Wilst du dir diese schande
So lassen sagen nach/ daß du ohn wiederstande
Dem Dares weichen wilst? Sol er dir den gewinn
Und fürgesetzten preiß fürm maule nehmen hin?
Wo ist dein meister nun der kühne Eryx blieben/
Der dir die fechterkunst gelehret und getrieben
Mit sonderbahrem ruhm? Der von dir wird umbsonst/
Wenn du dem Dares weichst/ gerühmt mit seiner kunst:
Was wird Sicilien von deinen namen melden/
Der du als kleinod warst berühmt der fechter-helden?
Was wird dich helffen denn der raub/ der auffgehenckt
An deinen pfosten ist/ dabey man dein gedenckt?
Drauff ließ Entellus sich bescheidentlich vernehmen:
Deßhalben darff ich nicht mich in geringsten schämen;
Die liebe zu dem lob und ehre/ die ich hab/
Wird mir wol ohne furcht verbleiben bis ins grab.
So
Das Fuͤnffte Buch.
Den du haſt auffgeſetzt. Das gantze heer ſtracks wolte
Mit jauchtzendem geſchrey/ daß man dem manne ſolte
Nur geben den gewinſt er haͤtte doch den preiß
Verdienet ſchon/ der fuͤrſt ſolt halten den verheyß.
Immittelſt lag Entell geſtreckt in gruͤnem raſen
Und kunte dieſen kerl ſich ſo bravieren laſſen;
Aceſt ſaß neben ihm/ und that ihm ſcharff verweiß/
Er ſolte nicht ſo leicht ihm treten ab den preiß.
Entellus (ſaget er) du außbund tapffrer helden
Wilſt du/ daß man umbſonſt ſol deinen namen melden;
Wo iſt der tapffre muth/ den du vor dieſer zeit
Erzeigteſt fertiglich zu manchen kampff und ſtreit?
Biſt du dir nicht mehr gleich? Wilſt du dir dieſe ſchande
So laſſen ſagen nach/ daß du ohn wiederſtande
Dem Dares weichen wilſt? Sol er dir den gewinn
Und fuͤrgeſetzten preiß fuͤrm maule nehmen hin?
Wo iſt dein meiſter nun der kuͤhne Eryx blieben/
Der dir die fechterkunſt gelehret und getrieben
Mit ſonderbahrem ruhm? Der von dir wird umbſonſt/
Wenn du dem Dares weichſt/ geruͤhmt mit ſeiner kunſt:
Was wird Sicilien von deinen namen melden/
Der du als kleinod warſt beruͤhmt der fechter-helden?
Was wird dich helffen denn der raub/ der auffgehenckt
An deinen pfoſten iſt/ dabey man dein gedenckt?
Drauff ließ Entellus ſich beſcheidentlich vernehmen:
Deßhalben darff ich nicht mich in geringſten ſchaͤmen;
Die liebe zu dem lob und ehre/ die ich hab/
Wird mir wol ohne furcht verbleiben bis ins grab.
So
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[228/0250] Das Fuͤnffte Buch. Den du haſt auffgeſetzt. Das gantze heer ſtracks wolte Mit jauchtzendem geſchrey/ daß man dem manne ſolte Nur geben den gewinſt er haͤtte doch den preiß Verdienet ſchon/ der fuͤrſt ſolt halten den verheyß. Immittelſt lag Entell geſtreckt in gruͤnem raſen Und kunte dieſen kerl ſich ſo bravieren laſſen; Aceſt ſaß neben ihm/ und that ihm ſcharff verweiß/ Er ſolte nicht ſo leicht ihm treten ab den preiß. Entellus (ſaget er) du außbund tapffrer helden Wilſt du/ daß man umbſonſt ſol deinen namen melden; Wo iſt der tapffre muth/ den du vor dieſer zeit Erzeigteſt fertiglich zu manchen kampff und ſtreit? Biſt du dir nicht mehr gleich? Wilſt du dir dieſe ſchande So laſſen ſagen nach/ daß du ohn wiederſtande Dem Dares weichen wilſt? Sol er dir den gewinn Und fuͤrgeſetzten preiß fuͤrm maule nehmen hin? Wo iſt dein meiſter nun der kuͤhne Eryx blieben/ Der dir die fechterkunſt gelehret und getrieben Mit ſonderbahrem ruhm? Der von dir wird umbſonſt/ Wenn du dem Dares weichſt/ geruͤhmt mit ſeiner kunſt: Was wird Sicilien von deinen namen melden/ Der du als kleinod warſt beruͤhmt der fechter-helden? Was wird dich helffen denn der raub/ der auffgehenckt An deinen pfoſten iſt/ dabey man dein gedenckt? Drauff ließ Entellus ſich beſcheidentlich vernehmen: Deßhalben darff ich nicht mich in geringſten ſchaͤmen; Die liebe zu dem lob und ehre/ die ich hab/ Wird mir wol ohne furcht verbleiben bis ins grab. So

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 228. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/250>, abgerufen am 27.04.2024.