Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Fünffte Buch. Bey diesem ungestümm. Derhalben laß den windenDas halbe segel nur/ und bleib ein wenig hinden; Was für ein erdenland könnt mir doch lieber seyn/ Und da ich könte ziehn die müden Tannen ein Nach meinem wuntsch und sinn/ als das Acesten heget/ Und meines vaters leib in seinem schosse träget? Als dieses nun war gut/ ziehn sie hin nach dem port/ Da treibt der sanffte wind ihr kühnes segel fort. Das gantze schiffheer streicht geschwinde durch die wellen/ Die pursche feyret nicht der frischen booßgesellen; Sie kehren endlich an den hochgewüntschten strand/ Acest/ dem dieses heer von fern war unbekand/ Stund auff des berges spitz: Als er sie nun recht kennet/ Und daß es freunde seyn/ ist er gantz froh gesinnet/ Läufft in der bärenhaut/ mit der er angethan Mit köcher und geschoß/ und wil sie nehmen an Und freundlich laden ein: Derselbe war gezeuget Zu Troja von dem strom Crinisus und gesäuget Von seiner mutter da Egesta/ eingedenck Der alten eltern noch/ er nimmt sie mit geschenck/ So viel sein hauß vermag/ auff/ heisset sie wilkommen; Und als er wolgemuth sie mit sich heim genommen/ Labt er/ als müde/ sie von seinem gütelein/ Spricht ihnen tröstlich zu/ sie sollen frölich seyn. Als nun das sternen heer mit ehstem frühen morgen Sich hatte durch den schein des tage-liechts verborgen? Rufft der Trojaner fürst sein volck vom haven her/ Und hielte diese red zum unterricht und lehr: Ihr
Das Fuͤnffte Buch. Bey dieſem ungeſtuͤmm. Derhalben laß den windenDas halbe ſegel nur/ und bleib ein wenig hinden; Was fuͤr ein erdenland koͤnnt mir doch lieber ſeyn/ Und da ich koͤnte ziehn die muͤden Tannen ein Nach meinem wuntſch und ſinn/ als das Aceſten heget/ Und meines vaters leib in ſeinem ſchoſſe traͤget? Als dieſes nun war gut/ ziehn ſie hin nach dem port/ Da treibt der ſanffte wind ihr kuͤhnes ſegel fort. Das gantze ſchiffheer ſtreicht geſchwinde durch die wellẽ/ Die purſche feyret nicht der friſchen booßgeſellen; Sie kehren endlich an den hochgewuͤntſchten ſtrand/ Aceſt/ dem dieſes heer von fern war unbekand/ Stund auff des berges ſpitz: Als er ſie nun recht kennet/ Und daß es freunde ſeyn/ iſt er gantz froh geſinnet/ Laͤufft in der baͤrenhaut/ mit der er angethan Mit koͤcher und geſchoß/ und wil ſie nehmen an Und freundlich laden ein: Derſelbe war gezeuget Zu Troja von dem ſtrom Criniſus und geſaͤuget Von ſeiner mutter da Egeſta/ eingedenck Der alten eltern noch/ er nimmt ſie mit geſchenck/ So viel ſein hauß vermag/ auff/ heiſſet ſie wilkommen; Und als er wolgemuth ſie mit ſich heim genommen/ Labt er/ als muͤde/ ſie von ſeinem guͤtelein/ Spricht ihnen troͤſtlich zu/ ſie ſollen froͤlich ſeyn. Als nun das ſternen heer mit ehſtem fruͤhen morgen Sich hatte durch den ſchein des tage-liechts verborgen? Rufft der Trojaner fuͤrſt ſein volck vom haven her/ Und hielte dieſe red zum unterricht und lehr: Ihr
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Das Fuͤnffte Buch.
Bey dieſem ungeſtuͤmm. Derhalben laß den winden
Das halbe ſegel nur/ und bleib ein wenig hinden;
Was fuͤr ein erdenland koͤnnt mir doch lieber ſeyn/
Und da ich koͤnte ziehn die muͤden Tannen ein
Nach meinem wuntſch und ſinn/ als das Aceſten heget/
Und meines vaters leib in ſeinem ſchoſſe traͤget?
Als dieſes nun war gut/ ziehn ſie hin nach dem port/
Da treibt der ſanffte wind ihr kuͤhnes ſegel fort.
Das gantze ſchiffheer ſtreicht geſchwinde durch die wellẽ/
Die purſche feyret nicht der friſchen booßgeſellen;
Sie kehren endlich an den hochgewuͤntſchten ſtrand/
Aceſt/ dem dieſes heer von fern war unbekand/
Stund auff des berges ſpitz: Als er ſie nun recht kennet/
Und daß es freunde ſeyn/ iſt er gantz froh geſinnet/
Laͤufft in der baͤrenhaut/ mit der er angethan
Mit koͤcher und geſchoß/ und wil ſie nehmen an
Und freundlich laden ein: Derſelbe war gezeuget
Zu Troja von dem ſtrom Criniſus und geſaͤuget
Von ſeiner mutter da Egeſta/ eingedenck
Der alten eltern noch/ er nimmt ſie mit geſchenck/
So viel ſein hauß vermag/ auff/ heiſſet ſie wilkommen;
Und als er wolgemuth ſie mit ſich heim genommen/
Labt er/ als muͤde/ ſie von ſeinem guͤtelein/
Spricht ihnen troͤſtlich zu/ ſie ſollen froͤlich ſeyn.
Als nun das ſternen heer mit ehſtem fruͤhen morgen
Sich hatte durch den ſchein des tage-liechts verborgen?
Rufft der Trojaner fuͤrſt ſein volck vom haven her/
Und hielte dieſe red zum unterricht und lehr:
Ihr
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Zitationshilfe: | Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 205. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/227>, abgerufen am 16.02.2025. |