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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Vierdte Buch.
Wie auch Diana ist/ die mit dreyfachen rachen
Und greuelhafften blick kan einem schrecken machen:
Sie sprengt mit wasser auch/ und gabe für zum schein/
Es solte von dem sluß der helle kommen seyn.
Es wurden kräuter auch/ die man bey monden scheine
Mit ehrnen sicheln ab-muß-schneiden/ zart und reine/
Gesucht/ aus welchen man den gelben gifftsafft nahm/
Zu denen pferdebrunst/ ein gifftig ding/ auch kam.
Die Dido aber/ die an einen fuß entblösset
Mit ihrem oberrock von engem gurt gelösset
Trug ein gebackenes mit reinen händen dar/
Das war vom meel und saltz und stunde beym altar;
Und weil sie itzo wil zum sterben sich bequemen/
Rufft sie die Götter an die rache für zunehmen/
Schreyt auch die sternen an/ die alles/ was geschicht/
Vom himmel können sehn/ zu üben das gericht/
Und wo ein Gott noch sey/ dem die ungleiche liebe
Gefällig könne seyn und selbten nicht betrübe/
Den rufft sie sehnlich an/ daß er doch sehe drein
Und ihm gerechtigkeit laß angelegen seyn.
Es war nun eben nacht/ und alles was auff erden
In wäldern/ pusch und meer mag jrgend funden werden/
Das schlieff mit sanffter ruh/ da das gestirne gleich
Mit schnellem lauffe schwebt au güldnem Götter-reich/
Da alles stille ligt/ was auff dem felde lebet/
Was in revier der lufft an bunten vögeln schwebet/
Was wimmelt in dem wald/ was in den seen schwimmt/
Zu sich mit müdem sinn die sanffte ruhe nimmt/
Und
Das Vierdte Buch.
Wie auch Diana iſt/ die mit dreyfachen rachen
Und greuelhafften blick kan einem ſchrecken machen:
Sie ſprengt mit waſſer auch/ und gabe fuͤr zum ſchein/
Es ſolte von dem ſluß der helle kommen ſeyn.
Es wurden kraͤuter auch/ die man bey monden ſcheine
Mit ehrnen ſicheln ab-muß-ſchneiden/ zart und reine/
Geſucht/ aus welchen man den gelben gifftſafft nahm/
Zu denen pferdebrunſt/ ein gifftig ding/ auch kam.
Die Dido aber/ die an einen fuß entbloͤſſet
Mit ihrem oberrock von engem gurt geloͤſſet
Trug ein gebackenes mit reinen haͤnden dar/
Das war vom meel und ſaltz und ſtunde beym altar;
Und weil ſie itzo wil zum ſterben ſich bequemen/
Rufft ſie die Goͤtter an die rache fuͤr zunehmen/
Schreyt auch die ſternen an/ die alles/ was geſchicht/
Vom himmel koͤnnen ſehn/ zu uͤben das gericht/
Und wo ein Gott noch ſey/ dem die ungleiche liebe
Gefaͤllig koͤnne ſeyn und ſelbten nicht betruͤbe/
Den rufft ſie ſehnlich an/ daß er doch ſehe drein
Und ihm gerechtigkeit laß angelegen ſeyn.
Es war nun eben nacht/ und alles was auff erden
In waͤldern/ puſch und meer mag jrgend funden werden/
Das ſchlieff mit ſanffter ruh/ da das geſtirne gleich
Mit ſchnellem lauffe ſchwebt au guͤldnem Goͤtter-reich/
Da alles ſtille ligt/ was auff dem felde lebet/
Was in revier der lufft an bunten voͤgeln ſchwebet/
Was wimmelt in dem wald/ was in den ſeen ſchwimmt/
Zu ſich mit muͤdem ſinn die ſanffte ruhe nimmt/
Und
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[190/0212] Das Vierdte Buch. Wie auch Diana iſt/ die mit dreyfachen rachen Und greuelhafften blick kan einem ſchrecken machen: Sie ſprengt mit waſſer auch/ und gabe fuͤr zum ſchein/ Es ſolte von dem ſluß der helle kommen ſeyn. Es wurden kraͤuter auch/ die man bey monden ſcheine Mit ehrnen ſicheln ab-muß-ſchneiden/ zart und reine/ Geſucht/ aus welchen man den gelben gifftſafft nahm/ Zu denen pferdebrunſt/ ein gifftig ding/ auch kam. Die Dido aber/ die an einen fuß entbloͤſſet Mit ihrem oberrock von engem gurt geloͤſſet Trug ein gebackenes mit reinen haͤnden dar/ Das war vom meel und ſaltz und ſtunde beym altar; Und weil ſie itzo wil zum ſterben ſich bequemen/ Rufft ſie die Goͤtter an die rache fuͤr zunehmen/ Schreyt auch die ſternen an/ die alles/ was geſchicht/ Vom himmel koͤnnen ſehn/ zu uͤben das gericht/ Und wo ein Gott noch ſey/ dem die ungleiche liebe Gefaͤllig koͤnne ſeyn und ſelbten nicht betruͤbe/ Den rufft ſie ſehnlich an/ daß er doch ſehe drein Und ihm gerechtigkeit laß angelegen ſeyn. Es war nun eben nacht/ und alles was auff erden In waͤldern/ puſch und meer mag jrgend funden werden/ Das ſchlieff mit ſanffter ruh/ da das geſtirne gleich Mit ſchnellem lauffe ſchwebt au guͤldnem Goͤtter-reich/ Da alles ſtille ligt/ was auff dem felde lebet/ Was in revier der lufft an bunten voͤgeln ſchwebet/ Was wimmelt in dem wald/ was in den ſeen ſchwimmt/ Zu ſich mit muͤdem ſinn die ſanffte ruhe nimmt/ Und

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 190. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/212>, abgerufen am 27.04.2024.