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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Dritte Buch.
Die hin und her zerstreut an diesem ufer wohnen/
Und keines/ wenn sie nur betreten hier/ verschonen;
Ein ungeschlachtes volck/ das man Cyclopen nennt/
Und über berg und thal herfähret/ läufft und rennt.
Der silber weise mon hat dreymal nun erneuet
Sein hörner/ daß ich stets geschrecket und gescheuct
Mein leben führen muß gantz ärmlicher gestalt
In höhlen bey dem wild/ in püschen/ heck und wald.
Wenn ich seh vom gebirg die menschenfresser kommen/
Und höre/ wie sie gehn und überschrecklich brummen/
So zittert mein gebein: Der ungeheure wald
Gibt mir das steinicht obst zu meinen unterhalt/
Und muß mich mit dem kraut und herben wurtzeln nehren/
Und meine lebens zeit mit sorg und furcht verzehren.
Als ich mich nun seh ümb/ ob eine hülffe sey/
Die mich von solcher noth und elend mache frey;
Hab ich euch erst am strand zu schiffe kommen sehen/
Und mich in dienstbarkeit zunehmen wollen flehen/
Gestalt ich nochmals bitt/ daß ihr zu eurem knecht
Mich brauchet/ wie es euch nur düncket gut und recht.
Ich wil vergnüget seyn/ daß ich dem wilden hauffen/
Die man nicht greulich gnung kan nennen/ bin entlauffen
Nehmt/ nehmet mich nur hin/ wies euch gefällig ist/
Und thut mir an den tod/ eh mich der unhold frisst.
Kaum hat er dis gesagt; Da sehen wir ihn ziehen
Vom berge mit dem vieh und greulich sich bemühen
Mit ungeheurem leib/ den er kaum schleppet fort/
Und gehet auff uns zu gerade nach dem port;
Ein
Das Dritte Buch.
Die hin und her zerſtreut an dieſem ufer wohnen/
Und keines/ wenn ſie nur betreten hier/ verſchonen;
Ein ungeſchlachtes volck/ das man Cyclopen nennt/
Und uͤber berg und thal herfaͤhret/ laͤufft und rennt.
Der ſilber weiſe mon hat dreymal nun erneuet
Sein hoͤrner/ daß ich ſtets geſchrecket und geſcheuct
Mein leben fuͤhren muß gantz aͤrmlicher geſtalt
In hoͤhlen bey dem wild/ in puͤſchen/ heck und wald.
Wenn ich ſeh vom gebirg die menſchenfreſſer kommen/
Und hoͤre/ wie ſie gehn und uͤberſchrecklich brummen/
So zittert mein gebein: Der ungeheure wald
Gibt mir das ſteinicht obſt zu meinen unterhalt/
Und muß mich mit dem kraut und herben wurtzeln nehrẽ/
Und meine lebens zeit mit ſorg und furcht verzehren.
Als ich mich nun ſeh uͤmb/ ob eine huͤlffe ſey/
Die mich von ſolcher noth und elend mache frey;
Hab ich euch erſt am ſtrand zu ſchiffe kommen ſehen/
Und mich in dienſtbarkeit zunehmen wollen flehen/
Geſtalt ich nochmals bitt/ daß ihr zu eurem knecht
Mich brauchet/ wie es euch nur duͤncket gut und recht.
Ich wil vergnuͤget ſeyn/ daß ich dem wilden hauffen/
Die man nicht greulich gnung kan nennẽ/ bin entlauffen
Nehmt/ nehmet mich nur hin/ wies euch gefaͤllig iſt/
Und thut mir an den tod/ eh mich der unhold friſſt.
Kaum hat er dis geſagt; Da ſehen wir ihn ziehen
Vom berge mit dem vieh und greulich ſich bemuͤhen
Mit ungeheurem leib/ den er kaum ſchleppet fort/
Und gehet auff uns zu gerade nach dem port;
Ein
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[150/0172] Das Dritte Buch. Die hin und her zerſtreut an dieſem ufer wohnen/ Und keines/ wenn ſie nur betreten hier/ verſchonen; Ein ungeſchlachtes volck/ das man Cyclopen nennt/ Und uͤber berg und thal herfaͤhret/ laͤufft und rennt. Der ſilber weiſe mon hat dreymal nun erneuet Sein hoͤrner/ daß ich ſtets geſchrecket und geſcheuct Mein leben fuͤhren muß gantz aͤrmlicher geſtalt In hoͤhlen bey dem wild/ in puͤſchen/ heck und wald. Wenn ich ſeh vom gebirg die menſchenfreſſer kommen/ Und hoͤre/ wie ſie gehn und uͤberſchrecklich brummen/ So zittert mein gebein: Der ungeheure wald Gibt mir das ſteinicht obſt zu meinen unterhalt/ Und muß mich mit dem kraut und herben wurtzeln nehrẽ/ Und meine lebens zeit mit ſorg und furcht verzehren. Als ich mich nun ſeh uͤmb/ ob eine huͤlffe ſey/ Die mich von ſolcher noth und elend mache frey; Hab ich euch erſt am ſtrand zu ſchiffe kommen ſehen/ Und mich in dienſtbarkeit zunehmen wollen flehen/ Geſtalt ich nochmals bitt/ daß ihr zu eurem knecht Mich brauchet/ wie es euch nur duͤncket gut und recht. Ich wil vergnuͤget ſeyn/ daß ich dem wilden hauffen/ Die man nicht greulich gnung kan nennẽ/ bin entlauffen Nehmt/ nehmet mich nur hin/ wies euch gefaͤllig iſt/ Und thut mir an den tod/ eh mich der unhold friſſt. Kaum hat er dis geſagt; Da ſehen wir ihn ziehen Vom berge mit dem vieh und greulich ſich bemuͤhen Mit ungeheurem leib/ den er kaum ſchleppet fort/ Und gehet auff uns zu gerade nach dem port; Ein

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 150. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/172>, abgerufen am 07.05.2024.