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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Dritte Buch.
Da hören wir das meer/ wies schrecklich kracht und stönet/
Und wie es mächtiglich mit grossem knallen thönet/
Wenns an die felsen schlägt/ und wie sich weiter fort
Der wiederschall erhebt gebrochen an den port/
Der Furth erschüttert drob/ der dicke sand am meere
Vermischt sich mit der fluth: Der vater führt die lehre
Ihm wieder zu gemüth/ die Helenus ihm gab.
Ach! (sagt er) dieser ort ist fährlich/ stehet ab.
Diß ist Charybd/ davon uns Helenus gesaget/
Ach freylich ist es so ach! laßt es ungewaget
Zu lauffen an den ort: Da sind der felsen stein;
Es mag da manches schiff verschlungen schrecklich seyn.
Schlagt frisch die ruder an/ ihr treuen mit gesellen/
Damit die fluhten nicht auch unsre schiff zerschellen/
Zerschmettern/ und uns gar in abgrund ziehen hin.
Sie folgen auff geheyß/ und thun nach seinen sinn.
Da stößt erst Palinur die schiffschnautz auff die lincken/
Die von der wellen macht begunte fast zusincken/
Und sehr zerschlagen war: Sie strebten alle hin
Mit gantzem fleiß das schiff zur lincken hand zuziehn.
Wir stossen wieder ab/ da gehts an unser leben/
Daß wir in fährligkeit und grossen nöthen schweben;
Bald fahren wir hinauff bis in die sternen lufft/
Bald sahren wir herab gleich als zur hellen klufft.
Es gaben dreymahl wol die felsen zwischen steinen
Ein schreckliches gethön/ das man nicht solte meinen/
Wenn in die lücken schlug der wellen grimme macht/
So hörte man wies drinn erschrecklich heult und kracht.
Wie
Das Dritte Buch.
Da hoͤrẽ wir das meer/ wies ſchrecklich kracht und ſtoͤnet/
Und wie es maͤchtiglich mit groſſem knallen thoͤnet/
Wenns an die felſen ſchlaͤgt/ und wie ſich weiter fort
Der wiederſchall erhebt gebrochen an den port/
Der Furth erſchuͤttert drob/ der dicke ſand am meere
Vermiſcht ſich mit der fluth: Der vater fuͤhrt die lehre
Ihm wieder zu gemuͤth/ die Helenus ihm gab.
Ach! (ſagt er) dieſer ort iſt faͤhrlich/ ſtehet ab.
Diß iſt Charybd/ davon uns Helenus geſaget/
Ach freylich iſt es ſo ach! laßt es ungewaget
Zu lauffen an den ort: Da ſind der felſen ſtein;
Es mag da manches ſchiff verſchlungen ſchrecklich ſeyn.
Schlagt friſch die ruder an/ ihr treuen mit geſellen/
Damit die fluhten nicht auch unſre ſchiff zerſchellen/
Zerſchmettern/ und uns gar in abgrund ziehen hin.
Sie folgen auff geheyß/ und thun nach ſeinen ſinn.
Da ſtoͤßt erſt Palinur die ſchiffſchnautz auff die linckẽ/
Die von der wellen macht begunte faſt zuſincken/
Und ſehr zerſchlagen war: Sie ſtrebten alle hin
Mit gantzem fleiß das ſchiff zur lincken hand zuziehn.
Wir ſtoſſen wieder ab/ da gehts an unſer leben/
Daß wir in faͤhrligkeit und groſſen noͤthen ſchweben;
Bald fahren wir hinauff bis in die ſternen lufft/
Bald ſahren wir herab gleich als zur hellen klufft.
Es gaben dreymahl wol die felſen zwiſchen ſteinen
Ein ſchreckliches gethoͤn/ das man nicht ſolte meinen/
Wenn in die luͤcken ſchlug der wellen grimme macht/
So hoͤrte man wies drinn erſchrecklich heult und kracht.
Wie
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[144/0166] Das Dritte Buch. Da hoͤrẽ wir das meer/ wies ſchrecklich kracht und ſtoͤnet/ Und wie es maͤchtiglich mit groſſem knallen thoͤnet/ Wenns an die felſen ſchlaͤgt/ und wie ſich weiter fort Der wiederſchall erhebt gebrochen an den port/ Der Furth erſchuͤttert drob/ der dicke ſand am meere Vermiſcht ſich mit der fluth: Der vater fuͤhrt die lehre Ihm wieder zu gemuͤth/ die Helenus ihm gab. Ach! (ſagt er) dieſer ort iſt faͤhrlich/ ſtehet ab. Diß iſt Charybd/ davon uns Helenus geſaget/ Ach freylich iſt es ſo ach! laßt es ungewaget Zu lauffen an den ort: Da ſind der felſen ſtein; Es mag da manches ſchiff verſchlungen ſchrecklich ſeyn. Schlagt friſch die ruder an/ ihr treuen mit geſellen/ Damit die fluhten nicht auch unſre ſchiff zerſchellen/ Zerſchmettern/ und uns gar in abgrund ziehen hin. Sie folgen auff geheyß/ und thun nach ſeinen ſinn. Da ſtoͤßt erſt Palinur die ſchiffſchnautz auff die linckẽ/ Die von der wellen macht begunte faſt zuſincken/ Und ſehr zerſchlagen war: Sie ſtrebten alle hin Mit gantzem fleiß das ſchiff zur lincken hand zuziehn. Wir ſtoſſen wieder ab/ da gehts an unſer leben/ Daß wir in faͤhrligkeit und groſſen noͤthen ſchweben; Bald fahren wir hinauff bis in die ſternen lufft/ Bald ſahren wir herab gleich als zur hellen klufft. Es gaben dreymahl wol die felſen zwiſchen ſteinen Ein ſchreckliches gethoͤn/ das man nicht ſolte meinen/ Wenn in die luͤcken ſchlug der wellen grimme macht/ So hoͤrte man wies drinn erſchrecklich heult und kracht. Wie

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/166>, abgerufen am 07.05.2024.