Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Dritte Buch. Die pursch entblösset sich und übet sich in ringen/Wer einen andern erst kan auff die erde bringen Nach ritterlichen brauch auff freyem ringe-plan Bestreichen sich mit öhl/ daß man so leicht nicht kan Den gegner fassen ümm und ihn zu boden schmeissen/ Man sieht sie beyderseits von schweiß und öhle gleissen/ Und wie sich bemühn zu siegen freudig ob/ Damit sie bringen weg ein ritterliches lob. Wir freuen sämptlich uns/ daß wir so seyn gekommen Durch manche Griechen stadt/ und unsern weg genommen Durch manchen grimmen feind/ durch unglück und beschwer Mit elend und gefahr/ und glücklich kommen her. Die sonne hatte nun den grossen kreyß vollendet/ Da sich die rauhe zeit des winters zu uns wendet Mit vielem schnee und frost/ da see und ströme stehn Gefroren/ daß man kan mit lasten drüber gehn. Ich nehm den ehrnen schild/ den ritter Abas truge/ Den einer neben mir behertzt zu boden schluge Und hefft ihn an die pfost/ die gegen über stund Und mache diese sach durch dieses verßlein kund: Der Griechen sieger schild/ den einer da verlohren Zu Troja redlich hat/ derselbe sey erkohren Zum denckmal dieses manns/ der ihn gewonnen hat/ Eneas henckt ihn auff/ als zeuge dieser that. Hierauff thu ich befehl/ daß man zu segel gehe/ Und jeder seine-stell verwalt und fertig stehe: Die pursch halt ernstlich an mit rudern in die wett/ Und streichen durch das meer/ daß voller schaum es steht. Wir
Das Dritte Buch. Die purſch entbloͤſſet ſich und uͤbet ſich in ringen/Wer einen andern erſt kan auff die erde bringen Nach ritterlichen brauch auff freyem ringe-plan Beſtreichen ſich mit oͤhl/ daß man ſo leicht nicht kan Den gegner faſſen uͤmm und ihn zu boden ſchmeiſſen/ Man ſieht ſie beyderſeits von ſchweiß und oͤhle gleiſſen/ Und wie ſich bemuͤhn zu ſiegen freudig ob/ Damit ſie bringen weg ein ritterliches lob. Wir freuen ſaͤmptlich uns/ daß wir ſo ſeyn gekommen Durch manche Griechen ſtadt/ und unſern weg genom̃en Durch manchẽ grim̃en feind/ durch ungluͤck und beſchwer Mit elend und gefahr/ und gluͤcklich kommen her. Die ſonne hatte nun den groſſen kreyß vollendet/ Da ſich die rauhe zeit des winters zu uns wendet Mit vielem ſchnee und froſt/ da ſee und ſtroͤme ſtehn Gefroren/ daß man kan mit laſten druͤber gehn. Ich nehm den ehrnen ſchild/ den ritter Abas truge/ Den einer neben mir behertzt zu boden ſchluge Und hefft ihn an die pfoſt/ die gegen uͤber ſtund Und mache dieſe ſach durch dieſes verßlein kund: Der Griechen ſieger ſchild/ den einer da verlohrẽ Zu Troja redlich hat/ derſelbe ſey erkohren Zum denckmal dieſes mañs/ der ihn gewonnẽ hat/ Eneas henckt ihn auff/ als zeuge dieſer that. Hierauff thu ich befehl/ daß man zu ſegel gehe/ Und jeder ſeine-ſtell verwalt und fertig ſtehe: Die purſch halt ernſtlich an mit rudern in die wett/ Und ſtreichen durch das meer/ daß voller ſchaum es ſteht. Wir
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Das Dritte Buch.
Die purſch entbloͤſſet ſich und uͤbet ſich in ringen/
Wer einen andern erſt kan auff die erde bringen
Nach ritterlichen brauch auff freyem ringe-plan
Beſtreichen ſich mit oͤhl/ daß man ſo leicht nicht kan
Den gegner faſſen uͤmm und ihn zu boden ſchmeiſſen/
Man ſieht ſie beyderſeits von ſchweiß und oͤhle gleiſſen/
Und wie ſich bemuͤhn zu ſiegen freudig ob/
Damit ſie bringen weg ein ritterliches lob.
Wir freuen ſaͤmptlich uns/ daß wir ſo ſeyn gekommen
Durch manche Griechen ſtadt/ und unſern weg genom̃en
Durch manchẽ grim̃en feind/ durch ungluͤck und beſchwer
Mit elend und gefahr/ und gluͤcklich kommen her.
Die ſonne hatte nun den groſſen kreyß vollendet/
Da ſich die rauhe zeit des winters zu uns wendet
Mit vielem ſchnee und froſt/ da ſee und ſtroͤme ſtehn
Gefroren/ daß man kan mit laſten druͤber gehn.
Ich nehm den ehrnen ſchild/ den ritter Abas truge/
Den einer neben mir behertzt zu boden ſchluge
Und hefft ihn an die pfoſt/ die gegen uͤber ſtund
Und mache dieſe ſach durch dieſes verßlein kund:
Der Griechen ſieger ſchild/ den einer da verlohrẽ
Zu Troja redlich hat/ derſelbe ſey erkohren
Zum denckmal dieſes mañs/ der ihn gewonnẽ hat/
Eneas henckt ihn auff/ als zeuge dieſer that.
Hierauff thu ich befehl/ daß man zu ſegel gehe/
Und jeder ſeine-ſtell verwalt und fertig ſtehe:
Die purſch halt ernſtlich an mit rudern in die wett/
Und ſtreichen durch das meer/ daß voller ſchaum es ſteht.
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Zitationshilfe: | Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/148>, abgerufen am 16.02.2025. |