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Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

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Das Dritte Buch.
Gleich wie die falcken sind/ in diesen Insuln wohnen/
Und keines menschen je/ wo sie nur können/ schonen/
Nach dem des Phineus hauß für sie verschlossen war/
Und sie desselben tisch für furcht verliessen gar.
Kein grimmers ungeheur kan man/ als sie/ erdencken/
Kein ärgre pestilentz kan einen menschen kräncken;
Kein böser ding hat je der Götter zorn und grimm
Geführet aus der hell/ als dieses ungethümm.
Die vögel sehen aus gar jungferlich und reine/
Sehr häßlich aber ist der bauch und ihre beine/
Sie haben krumme händ und scharffe klauen dran/
Sehn bleich für hungers grimm/ den keiner stillen kan.
Als wir nun kommen hin in diesen port zu ligen
Zu schöpffen unsre ruh und fröliches vergnügen/
Da sehn wir hier und da viel fette farren stehn/
Auch ziegen in dem graß ohn ihrem hirten gehn.
Wir überfallen sie/ erlegen was wir können/
Und theilen diesen raub/ so gut wir ihn gewinnen/
Dem Zevs und Göttern mit: Wir machen an dem port
Von rasen tisch und banck/ und reden nicht viel wort/
Verzehren wolgemuth das mahl und fette bissen;
Da fährt von bergen her in eil ohn unser wissen
Der räuber-hurenschaar und machen groß geräusch
Mit ihren fittichen und nehmen uns das fleisch/
Ja sie besudeln alls mit ihren krummen tatzen/
man höret sie auch schreyn und mit den rüsseln schmatzen?
Sie machen endlich sich mit grossem stanck hinweg:
Wir aber gehn davon auff einen andern steg/
Der
Das Dritte Buch.
Gleich wie die falcken ſind/ in dieſen Inſuln wohnen/
Und keines menſchen je/ wo ſie nur koͤnnen/ ſchonen/
Nach dem des Phineus hauß fuͤr ſie verſchloſſen war/
Und ſie deſſelben tiſch fuͤr furcht verlieſſen gar.
Kein grimmers ungeheur kan man/ als ſie/ erdencken/
Kein aͤrgre peſtilentz kan einen menſchen kraͤncken;
Kein boͤſer ding hat je der Goͤtter zorn und grimm
Gefuͤhret aus der hell/ als dieſes ungethuͤmm.
Die voͤgel ſehen aus gar jungferlich und reine/
Sehr haͤßlich aber iſt der bauch und ihre beine/
Sie haben krumme haͤnd und ſcharffe klauen dran/
Sehn bleich fuͤr hungers grimm/ den keiner ſtillen kan.
Als wir nun kommen hin in dieſen port zu ligen
Zu ſchoͤpffen unſre ruh und froͤliches vergnuͤgen/
Da ſehn wir hier und da viel fette farren ſtehn/
Auch ziegen in dem graß ohn ihrem hirten gehn.
Wir uͤberfallen ſie/ erlegen was wir koͤnnen/
Und theilen dieſen raub/ ſo gut wir ihn gewinnen/
Dem Zevs und Goͤttern mit: Wir machen an dem port
Von raſen tiſch und banck/ und reden nicht viel wort/
Verzehren wolgemuth das mahl und fette biſſen;
Da faͤhrt von bergen her in eil ohn unſer wiſſen
Der raͤuber-hurenſchaar und machen groß geraͤuſch
Mit ihren fittichen und nehmen uns das fleiſch/
Ja ſie beſudeln alls mit ihren krummen tatzen/
man hoͤret ſie auch ſchreyn und mit den ruͤſſeln ſchmatzẽ?
Sie machen endlich ſich mit groſſem ſtanck hinweg:
Wir aber gehn davon auff einen andern ſteg/
Der
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[122/0144] Das Dritte Buch. Gleich wie die falcken ſind/ in dieſen Inſuln wohnen/ Und keines menſchen je/ wo ſie nur koͤnnen/ ſchonen/ Nach dem des Phineus hauß fuͤr ſie verſchloſſen war/ Und ſie deſſelben tiſch fuͤr furcht verlieſſen gar. Kein grimmers ungeheur kan man/ als ſie/ erdencken/ Kein aͤrgre peſtilentz kan einen menſchen kraͤncken; Kein boͤſer ding hat je der Goͤtter zorn und grimm Gefuͤhret aus der hell/ als dieſes ungethuͤmm. Die voͤgel ſehen aus gar jungferlich und reine/ Sehr haͤßlich aber iſt der bauch und ihre beine/ Sie haben krumme haͤnd und ſcharffe klauen dran/ Sehn bleich fuͤr hungers grimm/ den keiner ſtillen kan. Als wir nun kommen hin in dieſen port zu ligen Zu ſchoͤpffen unſre ruh und froͤliches vergnuͤgen/ Da ſehn wir hier und da viel fette farren ſtehn/ Auch ziegen in dem graß ohn ihrem hirten gehn. Wir uͤberfallen ſie/ erlegen was wir koͤnnen/ Und theilen dieſen raub/ ſo gut wir ihn gewinnen/ Dem Zevs und Goͤttern mit: Wir machen an dem port Von raſen tiſch und banck/ und reden nicht viel wort/ Verzehren wolgemuth das mahl und fette biſſen; Da faͤhrt von bergen her in eil ohn unſer wiſſen Der raͤuber-hurenſchaar und machen groß geraͤuſch Mit ihren fittichen und nehmen uns das fleiſch/ Ja ſie beſudeln alls mit ihren krummen tatzen/ man hoͤret ſie auch ſchreyn und mit den ruͤſſeln ſchmatzẽ? Sie machen endlich ſich mit groſſem ſtanck hinweg: Wir aber gehn davon auff einen andern ſteg/ Der

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Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/144>, abgerufen am 10.05.2024.