Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Andere Buch.
Ich seh die blancken schild und ehrne waffen schimmern
Da hebet an mein hertz für angst und furcht zu wimmern/
Weiß nicht/ wie mir geschicht/ was für ein ungethümm
Verwirret meinen sinn mit solchem ungestümm.
Denn da ich irre geh und mich verführen lasse
Von der gemeinen bahn und rechten landesstrasse/
Befind ich/ daß mein weib dahinden blieben ist:
Ich armer man gedenck: Huy! daß sie dein vergißt.
Ich bin gantz ungewiß/ ob sie sich hat verirret/
Ob sie sich nieder hat gesetzt/ ob sie verwirret
In ihren sinnen ist. Ich kan sie finden nicht;
Sie ist auch nie hernach mir kommen zugesicht.
Ich hat auch eher nicht nach ihr zurück gesehen/
Noch an sie da gedacht/ als bis mit langem gehen
Wir kamen an das hauß und Tempel Ceres hin/
Dahin uns/ wie gedacht/ trug unser hertz und sinn
Erst hier an diesen ort/ da wir beysammen waren/
Hat sie allein gefehlt: Da musten wir erfahren
stracks wieder neues leid. Ich lieffe wie bethört
Und schrie beyds über Gott und menschen unerhört
Was hätt ich kläglichers doch wol erleben können
Nach ümb gekehrter stadt? Doch kan ich nichts beginnen;
Ich laß die meinigen/ die ich versteckt im thal/
Der pursch befohlen seyn/ und dencke noch einmal
Zu treffen mit dem feind. Ich geh die blancke waffen
Zu legen wieder an/ und wo es gibt zuschaffen
Mich zu verfügen hin. Ich mache diesen satz
Mit unbewegtem schluß zu gehen auff den platz
Und
G 4
Das Andere Buch.
Ich ſeh die blancken ſchild und ehrne waffen ſchimmern
Da hebet an mein hertz fuͤr angſt und furcht zu wim̃ern/
Weiß nicht/ wie mir geſchicht/ was fuͤr ein ungethuͤm̃
Verwirret meinen ſinn mit ſolchem ungeſtuͤmm.
Denn da ich irre geh und mich verfuͤhren laſſe
Von der gemeinen bahn und rechten landesſtraſſe/
Befind ich/ daß mein weib dahinden blieben iſt:
Ich armer man gedenck: Huy! daß ſie dein vergißt.
Ich bin gantz ungewiß/ ob ſie ſich hat verirret/
Ob ſie ſich nieder hat geſetzt/ ob ſie verwirret
In ihren ſinnen iſt. Ich kan ſie finden nicht;
Sie iſt auch nie hernach mir kommen zugeſicht.
Ich hat auch eher nicht nach ihr zuruͤck geſehen/
Noch an ſie da gedacht/ als bis mit langem gehen
Wir kamen an das hauß und Tempel Ceres hin/
Dahin uns/ wie gedacht/ trug unſer hertz und ſinn
Erſt hier an dieſen ort/ da wir beyſammen waren/
Hat ſie allein gefehlt: Da muſten wir erfahren
ſtracks wieder neues leid. Ich lieffe wie bethoͤrt
Und ſchrie beyds uͤber Gott und menſchen unerhoͤrt
Was haͤtt ich klaͤglichers doch wol erleben koͤnnen
Nach uͤmb gekehrter ſtadt? Doch kan ich nichts beginnẽ;
Ich laß die meinigen/ die ich verſteckt im thal/
Der purſch befohlen ſeyn/ und dencke noch einmal
Zu treffen mit dem feind. Ich geh die blancke waffen
Zu legen wieder an/ und wo es gibt zuſchaffen
Mich zu verfuͤgen hin. Ich mache dieſen ſatz
Mit unbewegtem ſchluß zu gehen auff den platz
Und
G 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0125" n="103"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Andere Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>Ich &#x017F;eh die blancken &#x017F;child und ehrne waffen &#x017F;chimmern</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>a hebet an mein hertz fu&#x0364;r ang&#x017F;t und furcht zu wim&#x0303;ern/</l><lb/>
          <l>Weiß nicht/ wie mir ge&#x017F;chicht/ was fu&#x0364;r ein ungethu&#x0364;m&#x0303;</l><lb/>
          <l>Verwirret meinen &#x017F;inn mit &#x017F;olchem unge&#x017F;tu&#x0364;mm.</l><lb/>
          <l>Denn da ich irre geh und mich verfu&#x0364;hren la&#x017F;&#x017F;e</l><lb/>
          <l>Von der gemeinen bahn und rechten landes&#x017F;tra&#x017F;&#x017F;e/</l><lb/>
          <l>Befind ich/ daß mein weib dahinden blieben i&#x017F;t:</l><lb/>
          <l>Ich armer man gedenck: Huy! daß &#x017F;ie dein vergißt.</l><lb/>
          <l>Ich bin gantz ungewiß/ ob &#x017F;ie &#x017F;ich hat verirret/</l><lb/>
          <l>Ob &#x017F;ie &#x017F;ich nieder hat ge&#x017F;etzt/ ob &#x017F;ie verwirret</l><lb/>
          <l>In ihren &#x017F;innen i&#x017F;t. Ich kan &#x017F;ie finden nicht;</l><lb/>
          <l>Sie i&#x017F;t auch nie hernach mir kommen zuge&#x017F;icht.</l><lb/>
          <l>Ich hat auch eher nicht nach ihr zuru&#x0364;ck ge&#x017F;ehen/</l><lb/>
          <l>Noch an &#x017F;ie da gedacht/ als bis mit langem gehen</l><lb/>
          <l>Wir kamen an das hauß und Tempel Ceres hin/</l><lb/>
          <l>Dahin uns/ wie gedacht/ trug un&#x017F;er hertz und &#x017F;inn</l><lb/>
          <l>Er&#x017F;t hier an die&#x017F;en ort/ da wir bey&#x017F;ammen waren/</l><lb/>
          <l>Hat &#x017F;ie allein gefehlt: Da mu&#x017F;ten wir erfahren</l><lb/>
          <l>&#x017F;tracks wieder neues leid. Ich lieffe wie betho&#x0364;rt</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;chrie beyds u&#x0364;ber Gott und men&#x017F;chen unerho&#x0364;rt</l><lb/>
          <l>Was ha&#x0364;tt ich kla&#x0364;glichers doch wol erleben ko&#x0364;nnen</l><lb/>
          <l>Nach u&#x0364;mb gekehrter &#x017F;tadt<hi rendition="#i">?</hi> Doch kan ich nichts beginne&#x0303;;</l><lb/>
          <l>Ich laß die meinigen/ die ich ver&#x017F;teckt im thal/</l><lb/>
          <l>Der pur&#x017F;ch befohlen &#x017F;eyn/ und dencke noch einmal</l><lb/>
          <l>Zu treffen mit dem feind. Ich geh die blancke waffen</l><lb/>
          <l>Zu legen wieder an/ und wo es gibt zu&#x017F;chaffen</l><lb/>
          <l>Mich zu verfu&#x0364;gen hin. Ich mache die&#x017F;en &#x017F;atz</l><lb/>
          <l>Mit unbewegtem &#x017F;chluß zu gehen auff den platz</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">G 4</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[103/0125] Das Andere Buch. Ich ſeh die blancken ſchild und ehrne waffen ſchimmern Da hebet an mein hertz fuͤr angſt und furcht zu wim̃ern/ Weiß nicht/ wie mir geſchicht/ was fuͤr ein ungethuͤm̃ Verwirret meinen ſinn mit ſolchem ungeſtuͤmm. Denn da ich irre geh und mich verfuͤhren laſſe Von der gemeinen bahn und rechten landesſtraſſe/ Befind ich/ daß mein weib dahinden blieben iſt: Ich armer man gedenck: Huy! daß ſie dein vergißt. Ich bin gantz ungewiß/ ob ſie ſich hat verirret/ Ob ſie ſich nieder hat geſetzt/ ob ſie verwirret In ihren ſinnen iſt. Ich kan ſie finden nicht; Sie iſt auch nie hernach mir kommen zugeſicht. Ich hat auch eher nicht nach ihr zuruͤck geſehen/ Noch an ſie da gedacht/ als bis mit langem gehen Wir kamen an das hauß und Tempel Ceres hin/ Dahin uns/ wie gedacht/ trug unſer hertz und ſinn Erſt hier an dieſen ort/ da wir beyſammen waren/ Hat ſie allein gefehlt: Da muſten wir erfahren ſtracks wieder neues leid. Ich lieffe wie bethoͤrt Und ſchrie beyds uͤber Gott und menſchen unerhoͤrt Was haͤtt ich klaͤglichers doch wol erleben koͤnnen Nach uͤmb gekehrter ſtadt? Doch kan ich nichts beginnẽ; Ich laß die meinigen/ die ich verſteckt im thal/ Der purſch befohlen ſeyn/ und dencke noch einmal Zu treffen mit dem feind. Ich geh die blancke waffen Zu legen wieder an/ und wo es gibt zuſchaffen Mich zu verfuͤgen hin. Ich mache dieſen ſatz Mit unbewegtem ſchluß zu gehen auff den platz Und G 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/125
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/125>, abgerufen am 10.05.2024.