Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Andere Buch.
Ich halte mich nur auff mit länger wollen leben/
Der ich muß schon vorlängst im haß der Götter schweben;
Ich kan doch keinem mehr seyn in der welt was nütz/
Nach dem der Jupiter mit pfeilgeschwindem plitz
Mich hat berührt: Also blieb er mit gantzen sinnen
Auff seinen vorsatz steiff/ und ließ sich nicht gewinnen:
Ich aber/ mein gemahl Creusa und Ascan
Ja alle halten bey ihm weinend stärcker an:
Er möcht/ als vater/ doch nicht alles ins verderben
Mit sich zu grunde ziehn und eilen so zu sterben
Da ihn die noht nicht dringt. Er wegert sichs zu thun/
Besteht auff seinem sinn/ an einem ort zu ruhn.
Da kömmt mich weiter an die wüte zu den waffen/
Weil ich elender kan den vater nicht mit raffen?
O daß ich wäre todt! deuck ich in meinem sinn/
Denn was hab ich für rath und glücke zu gewinn?
O vater/ meinst du denn/ daß ich von dir kan gehen
Und lassen dich allhier gefahr und noth bestehen/
Ja ligen jämmerlich? Wie kan dir ohne grund
So unbedachtsam wort doch fahren von dem mund?
Wenn diß der Götter schluß/ den menschen hintertreiben
Nicht können/ solte seyn/ daß nichts solt übrig bleiben
Von dieser gantzen stadt und du in deinem sinn
Dir fürgenommen hast zu geben alles hin/
Daß beydes du und wir mit sampt der stadt verderben/
Schau! Ist doch hier schon da gelegenheit zu sterben/
Pyrth wird nicht lange seyn/ der gleich itzt zum altar
Den könig grausam zog bey seinem grauen haar/
Und
Das Andere Buch.
Ich halte mich nur auff mit laͤnger wollen leben/
Der ich muß ſchon voꝛlaͤngſt im haß deꝛ Goͤtter ſchwebẽ;
Ich kan doch keinem mehr ſeyn in der welt was nuͤtz/
Nach dem der Jupiter mit pfeilgeſchwindem plitz
Mich hat beruͤhrt: Alſo blieb er mit gantzen ſinnen
Auff ſeinen vorſatz ſteiff/ und ließ ſich nicht gewinnen:
Ich aber/ mein gemahl Creuſa und Aſcan
Ja alle halten bey ihm weinend ſtaͤrcker an:
Er moͤcht/ als vater/ doch nicht alles ins verderben
Mit ſich zu grunde ziehn und eilen ſo zu ſterben
Da ihn die noht nicht dringt. Er wegert ſichs zu thun/
Beſteht auff ſeinem ſinn/ an einem ort zu ruhn.
Da koͤmmt mich weiter an die wuͤte zu den waffen/
Weil ich elender kan den vater nicht mit raffen?
O daß ich waͤre todt! deuck ich in meinem ſinn/
Denn was hab ich fuͤr rath und gluͤcke zu gewinn?
O vater/ meinſt du denn/ daß ich von dir kan gehen
Und laſſen dich allhier gefahr und noth beſtehen/
Ja ligen jaͤmmerlich? Wie kan dir ohne grund
So unbedachtſam wort doch fahren von dem mund?
Wenn diß der Goͤtter ſchluß/ den menſchen hintertreiben
Nicht koͤnnen/ ſolte ſeyn/ daß nichts ſolt uͤbrig bleiben
Von dieſer gantzen ſtadt und du in deinem ſinn
Dir fuͤrgenommen haſt zu geben alles hin/
Daß beydes du und wir mit ſampt der ſtadt verderben/
Schau! Iſt doch hier ſchon da gelegenheit zu ſterben/
Pyrth wird nicht lange ſeyn/ der gleich itzt zum altar
Den koͤnig grauſam zog bey ſeinem grauen haar/
Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0120" n="98"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#fr">Das Andere Buch.</hi> </fw><lb/>
          <l>Ich halte mich nur auff mit la&#x0364;nger wollen leben/</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>er ich muß &#x017F;chon vo&#xA75B;la&#x0364;ng&#x017F;t im haß de&#xA75B; Go&#x0364;tter &#x017F;chwebe&#x0303;<hi rendition="#i">;</hi></l><lb/>
          <l>Ich kan doch keinem mehr &#x017F;eyn in der welt was nu&#x0364;tz/</l><lb/>
          <l>Nach dem der Jupiter mit pfeilge&#x017F;chwindem plitz</l><lb/>
          <l>Mich hat beru&#x0364;hrt: Al&#x017F;o blieb er mit gantzen &#x017F;innen</l><lb/>
          <l>Auff &#x017F;einen vor&#x017F;atz &#x017F;teiff/ und ließ &#x017F;ich nicht gewinnen:</l><lb/>
          <l>Ich aber/ mein gemahl Creu&#x017F;a und A&#x017F;can</l><lb/>
          <l>Ja alle halten bey ihm weinend &#x017F;ta&#x0364;rcker an:</l><lb/>
          <l>Er mo&#x0364;cht/ als vater/ doch nicht alles ins verderben</l><lb/>
          <l>Mit &#x017F;ich zu grunde ziehn und eilen &#x017F;o zu &#x017F;terben</l><lb/>
          <l><hi rendition="#fr">D</hi>a ihn die noht nicht dringt. Er wegert &#x017F;ichs zu thun/</l><lb/>
          <l>Be&#x017F;teht auff &#x017F;einem &#x017F;inn/ an einem ort zu ruhn.</l><lb/>
          <l>Da ko&#x0364;mmt mich weiter an die wu&#x0364;te zu den waffen/</l><lb/>
          <l>Weil ich elender kan den vater nicht mit raffen?</l><lb/>
          <l>O daß ich wa&#x0364;re todt! deuck ich in meinem &#x017F;inn/</l><lb/>
          <l>Denn was hab ich fu&#x0364;r rath und glu&#x0364;cke zu gewinn?</l><lb/>
          <l>O vater/ mein&#x017F;t du denn/ daß ich von dir kan gehen</l><lb/>
          <l>Und la&#x017F;&#x017F;en dich allhier gefahr und noth be&#x017F;tehen/</l><lb/>
          <l>Ja ligen ja&#x0364;mmerlich? Wie kan dir ohne grund</l><lb/>
          <l>So unbedacht&#x017F;am wort doch fahren von dem mund<hi rendition="#i">?</hi></l><lb/>
          <l>Wenn diß der Go&#x0364;tter &#x017F;chluß/ den men&#x017F;chen hintertreiben</l><lb/>
          <l>Nicht ko&#x0364;nnen/ &#x017F;olte &#x017F;eyn/ daß nichts &#x017F;olt u&#x0364;brig bleiben</l><lb/>
          <l>Von die&#x017F;er gantzen &#x017F;tadt und du in deinem &#x017F;inn</l><lb/>
          <l>Dir fu&#x0364;rgenommen ha&#x017F;t zu geben alles hin/</l><lb/>
          <l>Daß beydes du und wir mit &#x017F;ampt der &#x017F;tadt verderben/</l><lb/>
          <l>Schau! I&#x017F;t doch hier &#x017F;chon da gelegenheit zu &#x017F;terben/</l><lb/>
          <l>Pyrth wird nicht lange &#x017F;eyn/ der gleich itzt zum altar</l><lb/>
          <l>Den ko&#x0364;nig grau&#x017F;am zog bey &#x017F;einem grauen haar/</l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[98/0120] Das Andere Buch. Ich halte mich nur auff mit laͤnger wollen leben/ Der ich muß ſchon voꝛlaͤngſt im haß deꝛ Goͤtter ſchwebẽ; Ich kan doch keinem mehr ſeyn in der welt was nuͤtz/ Nach dem der Jupiter mit pfeilgeſchwindem plitz Mich hat beruͤhrt: Alſo blieb er mit gantzen ſinnen Auff ſeinen vorſatz ſteiff/ und ließ ſich nicht gewinnen: Ich aber/ mein gemahl Creuſa und Aſcan Ja alle halten bey ihm weinend ſtaͤrcker an: Er moͤcht/ als vater/ doch nicht alles ins verderben Mit ſich zu grunde ziehn und eilen ſo zu ſterben Da ihn die noht nicht dringt. Er wegert ſichs zu thun/ Beſteht auff ſeinem ſinn/ an einem ort zu ruhn. Da koͤmmt mich weiter an die wuͤte zu den waffen/ Weil ich elender kan den vater nicht mit raffen? O daß ich waͤre todt! deuck ich in meinem ſinn/ Denn was hab ich fuͤr rath und gluͤcke zu gewinn? O vater/ meinſt du denn/ daß ich von dir kan gehen Und laſſen dich allhier gefahr und noth beſtehen/ Ja ligen jaͤmmerlich? Wie kan dir ohne grund So unbedachtſam wort doch fahren von dem mund? Wenn diß der Goͤtter ſchluß/ den menſchen hintertreiben Nicht koͤnnen/ ſolte ſeyn/ daß nichts ſolt uͤbrig bleiben Von dieſer gantzen ſtadt und du in deinem ſinn Dir fuͤrgenommen haſt zu geben alles hin/ Daß beydes du und wir mit ſampt der ſtadt verderben/ Schau! Iſt doch hier ſchon da gelegenheit zu ſterben/ Pyrth wird nicht lange ſeyn/ der gleich itzt zum altar Den koͤnig grauſam zog bey ſeinem grauen haar/ Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/120
Zitationshilfe: Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 98. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/120>, abgerufen am 10.05.2024.