Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668.Das Andere Buch. Der in der stadt geschicht. Nichts ist das würg und mordenWas bißher durch die nacht ist aus geübet worden; Wir sehn die Danaer wie sie sich lassen loß Mit ungehaltnem grimm zusteigen auff das schloß: Sie lagern sich ümher/ man lässet vor die stücken/ Die man schildkröten nennt/ und ander bollwerck rücken/ Sie werffen leitern an und kommen an die thür/ Die oben auffgebaut durch stuffen/ halten für Die schilde gegen wurff der dickgeflognen pfeile: Die Troer lassen auch zu ihrem schutz und heile Nichts unversucht. Man nimmt/ in eil die giebel ein/ (Dadurch verhoffen sie zuletzt verwahrt zu sein Wenn allem ansehn nach solt alles untergehen/ So könten sie ja noch dem feinde wiederstehen) Und waltzen auff den feind vergüldne balcken ab/ Der alten ahnen zier/ wieß da die zeit noch gab. Die andern wurden hin geordnet sich zu legen Hinunter an die thür mit spieß und blancken degen; Dieselbe wurd verwahrt mit einer starcken wacht/ Die aber wiederumb ein Hertze sich gemacht Und nach dem streit erhohlt/ die lieffen zu entsetzen Das königliche schloß und andere zu ergetzen Die ihre krafft verließ/ auch denen machten muth/ Die ohne hoffnung nicht leicht wagten leib und blut. Es war ein hinder thür/ die ging durchs königs zimmer/ Dadurch Andromache zum schwieger eltern immer Pflag unbegleit zugehn und führte bey der hand/ Ihr söhnlein/ welches war Astyanax genand. Da- F 3
Das Andere Buch. Deꝛ in deꝛ ſtadt geſchicht. Nichts iſt das wuͤꝛg uñ moꝛdẽWas bißher durch die nacht iſt aus geuͤbet worden; Wir ſehn die Danaer wie ſie ſich laſſen loß Mit ungehaltnem grimm zuſteigen auff das ſchloß: Sie lagern ſich uͤmher/ man laͤſſet vor die ſtuͤcken/ Die man ſchildkroͤten nennt/ und ander bollwerck ruͤcken/ Sie werffen leitern an und kommen an die thuͤr/ Die oben auffgebaut durch ſtuffen/ halten fuͤr Die ſchilde gegen wurff der dickgeflognen pfeile: Die Troer laſſen auch zu ihrem ſchutz und heile Nichts unverſucht. Man nimmt/ in eil die giebel ein/ (Dadurch verhoffen ſie zuletzt verwahrt zu ſein Wenn allem anſehn nach ſolt alles untergehen/ So koͤnten ſie ja noch dem feinde wiederſtehen) Und waltzen auff den feind verguͤldne balcken ab/ Der alten ahnen zier/ wieß da die zeit noch gab. Die andern wurden hin geordnet ſich zu legen Hinunter an die thuͤr mit ſpieß und blancken degen; Dieſelbe wurd verwahrt mit einer ſtarcken wacht/ Die aber wiederumb ein Hertze ſich gemacht Und nach dem ſtreit erhohlt/ die lieffen zu entſetzen Das koͤnigliche ſchloß und andere zu ergetzen Die ihre krafft verließ/ auch denen machten muth/ Die ohne hoffnung nicht leicht wagten leib und blut. Es war ein hinder thuͤr/ die ging durchs koͤnigs zimmer/ Dadurch Andromache zum ſchwieger eltern immer Pflag unbegleit zugehn und fuͤhrte bey der hand/ Ihr ſoͤhnlein/ welches war Aſtyanax genand. Da- F 3
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Das Andere Buch.
Deꝛ in deꝛ ſtadt geſchicht. Nichts iſt das wuͤꝛg uñ moꝛdẽ
Was bißher durch die nacht iſt aus geuͤbet worden;
Wir ſehn die Danaer wie ſie ſich laſſen loß
Mit ungehaltnem grimm zuſteigen auff das ſchloß:
Sie lagern ſich uͤmher/ man laͤſſet vor die ſtuͤcken/
Die man ſchildkroͤten nennt/ und ander bollwerck ruͤcken/
Sie werffen leitern an und kommen an die thuͤr/
Die oben auffgebaut durch ſtuffen/ halten fuͤr
Die ſchilde gegen wurff der dickgeflognen pfeile:
Die Troer laſſen auch zu ihrem ſchutz und heile
Nichts unverſucht. Man nimmt/ in eil die giebel ein/
(Dadurch verhoffen ſie zuletzt verwahrt zu ſein
Wenn allem anſehn nach ſolt alles untergehen/
So koͤnten ſie ja noch dem feinde wiederſtehen)
Und waltzen auff den feind verguͤldne balcken ab/
Der alten ahnen zier/ wieß da die zeit noch gab.
Die andern wurden hin geordnet ſich zu legen
Hinunter an die thuͤr mit ſpieß und blancken degen;
Dieſelbe wurd verwahrt mit einer ſtarcken wacht/
Die aber wiederumb ein Hertze ſich gemacht
Und nach dem ſtreit erhohlt/ die lieffen zu entſetzen
Das koͤnigliche ſchloß und andere zu ergetzen
Die ihre krafft verließ/ auch denen machten muth/
Die ohne hoffnung nicht leicht wagten leib und blut.
Es war ein hinder thuͤr/ die ging durchs koͤnigs zimmer/
Dadurch Andromache zum ſchwieger eltern immer
Pflag unbegleit zugehn und fuͤhrte bey der hand/
Ihr ſoͤhnlein/ welches war Aſtyanax genand.
Da-
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Zitationshilfe: | Vergilius Maro, Publius: Eigentlicher Abriß Eines verständigen/ tapfferen und frommen Fürsten/ Von dem fürtrefflichsten Poeten Virgilius. Cölln (Spree), 1668, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maro_abriss_1668/107>, abgerufen am 16.02.2025. |