Lobe und zur Dankbarkeit gegen dich ermuntern. Diese Gesinnungen und Empfindungen werden jedes Ver- gnügen, welches ich so genieße, heiligen und mich vor allem Misbrauche desselben bewahren.
Ich will mich aber auch auf die Beschwerlichkeiten und unangenehmen Ereignisse dieses Tages gefaßt ma- chen. Vielleicht werden mir mit und ohne meine Schuld mancherlei widrige Vorfälle begegnen, die meine Zu- friedenheit und Freude stören. Auch diese sollen zu meinem Besten dienen, und sie befördern gewiß das- selbe, wenn ich mich vernünftig und christlich dabey verhalte. Habe ich mir diese Widerwärtigkeiten selbst zugezogen, sind sie eine Folge meines Ungehorsams, meines Leichtsinns, meiner Untugenden, so will ich mich künftig desto sorgfältiger vor denselben hüten, da ich ihre übeln Wirkungen selbst sehe und an mir er- fahre. Treffen sie mich ohne meine eigene Schuld, so will ich dieselben als ein Mittel betrachten, wodurch du mich zum Guten ermuntern, in der Geduld und Standhaftigkeit üben, und in der Liebe zur Tugend befestigen willst. Ferne sey jedes übereilte Urtheil, jeder empörende Gedanke wider deine Vorsehung von mir, wenn du mich etwas, das mit meinen Wünschen streitet, erfahren lässest! Ferne sey es von mir, das zahlreiche, unverdiente Gute darüber zu vergessen, welches du mir unaufhörlich erzeigest! Itzt, in meiner frühen Jugend will ich es lernen, Gutes und Böses willig von dir anzunehmen, beydes deiner Absicht und meiner Bestimmung gemäs zugebrauchen, und auf diesem Wege täglich verständiger, täglich besser
und
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Morgengebet allgemeinen Inhalts.
Lobe und zur Dankbarkeit gegen dich ermuntern. Dieſe Geſinnungen und Empfindungen werden jedes Ver- gnügen, welches ich ſo genieße, heiligen und mich vor allem Misbrauche deſſelben bewahren.
Ich will mich aber auch auf die Beſchwerlichkeiten und unangenehmen Ereigniſſe dieſes Tages gefaßt ma- chen. Vielleicht werden mir mit und ohne meine Schuld mancherlei widrige Vorfälle begegnen, die meine Zu- friedenheit und Freude ſtören. Auch dieſe ſollen zu meinem Beſten dienen, und ſie befördern gewiß daſ- ſelbe, wenn ich mich vernünftig und chriſtlich dabey verhalte. Habe ich mir dieſe Widerwärtigkeiten ſelbſt zugezogen, ſind ſie eine Folge meines Ungehorſams, meines Leichtſinns, meiner Untugenden, ſo will ich mich künftig deſto ſorgfältiger vor denſelben hüten, da ich ihre übeln Wirkungen ſelbſt ſehe und an mir er- fahre. Treffen ſie mich ohne meine eigene Schuld, ſo will ich dieſelben als ein Mittel betrachten, wodurch du mich zum Guten ermuntern, in der Geduld und Standhaftigkeit üben, und in der Liebe zur Tugend befeſtigen willſt. Ferne ſey jedes übereilte Urtheil, jeder empörende Gedanke wider deine Vorſehung von mir, wenn du mich etwas, das mit meinen Wünſchen ſtreitet, erfahren läſſeſt! Ferne ſey es von mir, das zahlreiche, unverdiente Gute darüber zu vergeſſen, welches du mir unaufhörlich erzeigeſt! Itzt, in meiner frühen Jugend will ich es lernen, Gutes und Böſes willig von dir anzunehmen, beydes deiner Abſicht und meiner Beſtimmung gemäs zugebrauchen, und auf dieſem Wege täglich verſtändiger, täglich beſſer
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Morgengebet allgemeinen Inhalts.
Lobe und zur Dankbarkeit gegen dich ermuntern. Dieſe
Geſinnungen und Empfindungen werden jedes Ver-
gnügen, welches ich ſo genieße, heiligen und mich
vor allem Misbrauche deſſelben bewahren.
Ich will mich aber auch auf die Beſchwerlichkeiten
und unangenehmen Ereigniſſe dieſes Tages gefaßt ma-
chen. Vielleicht werden mir mit und ohne meine Schuld
mancherlei widrige Vorfälle begegnen, die meine Zu-
friedenheit und Freude ſtören. Auch dieſe ſollen zu
meinem Beſten dienen, und ſie befördern gewiß daſ-
ſelbe, wenn ich mich vernünftig und chriſtlich dabey
verhalte. Habe ich mir dieſe Widerwärtigkeiten ſelbſt
zugezogen, ſind ſie eine Folge meines Ungehorſams,
meines Leichtſinns, meiner Untugenden, ſo will ich
mich künftig deſto ſorgfältiger vor denſelben hüten, da
ich ihre übeln Wirkungen ſelbſt ſehe und an mir er-
fahre. Treffen ſie mich ohne meine eigene Schuld,
ſo will ich dieſelben als ein Mittel betrachten, wodurch
du mich zum Guten ermuntern, in der Geduld und
Standhaftigkeit üben, und in der Liebe zur Tugend
befeſtigen willſt. Ferne ſey jedes übereilte Urtheil,
jeder empörende Gedanke wider deine Vorſehung von
mir, wenn du mich etwas, das mit meinen Wünſchen
ſtreitet, erfahren läſſeſt! Ferne ſey es von mir, das
zahlreiche, unverdiente Gute darüber zu vergeſſen,
welches du mir unaufhörlich erzeigeſt! Itzt, in meiner
frühen Jugend will ich es lernen, Gutes und Böſes
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Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
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Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788/93>, abgerufen am 23.06.2024.
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