Nun sey mein Gehorsam gegen den Vater, (die Mutter) der (die) itzt aufs neue wieder auflebt, und gegen meine Aeltern überhaupt desto williger und uneingeschränkter. Nun müsse sich mein ganzes Ver- halten gegen dieselben zu jeder Zeit durch Liebe und Zärtlichkeit auszeichnen. Nun müsse es meine heilig- ste Pflicht seyn und bleiben, mich sorgfältig vor allem dem zu hüten, was ihnen Verdruß und Kummer machen, was ihrer Gesundheit und ihrem Leben auf irgend eine Weise nachtheilig seyn und werden kann. O wie sehr kann ich ihnen durch meine Liebe, durch meinen Gehorsam, durch meine Folgsamkeit das Le- ben erleichtern und versüßen! Wie viel kann ich durch meine Aufführung zu ihrer Ruhe und Zufriedenheit beytragen! Welche Freude kann ich ihnen nicht ma- chen! durch welche frohe Aussichten und reizende Hoffnungen sie aufheitern! Und wie viel trägt nicht die- ses alles zu ihrer Gesundheit und zur Erhaltung ihres Le- bens bey! Welch ein verzehrendes Gift hingegen sind Gram und Kummer und getäuschte Hoffnungen für den Körper und dessen Kräfte! Ja, ich will meinen guten Aeltern stets so begegnen, daß ich nie Ursache habe, mir in dieser Rücksicht Vorwürfe zu machen. Wie schrecklich und peinigend muß der Gedanke für ein Kind seyn: ich habe durch Ungehorsam und Wi- dersetzlichkeit, durch Mangel der Liebe und durch ein schlechtes, undankbares Verhalten den Tod meiner Aeltern befördert und beschleuniget; sie könnten, wür- den vielleicht wahrscheinlich noch leben, wenn ich ihnen weniger Verdruß und Unruhe und Kränkungen verur-
sachet
Bey der Wiedergeneſung.
Nun ſey mein Gehorſam gegen den Vater, (die Mutter) der (die) itzt aufs neue wieder auflebt, und gegen meine Aeltern überhaupt deſto williger und uneingeſchränkter. Nun müſſe ſich mein ganzes Ver- halten gegen dieſelben zu jeder Zeit durch Liebe und Zärtlichkeit auszeichnen. Nun müſſe es meine heilig- ſte Pflicht ſeyn und bleiben, mich ſorgfältig vor allem dem zu hüten, was ihnen Verdruß und Kummer machen, was ihrer Geſundheit und ihrem Leben auf irgend eine Weiſe nachtheilig ſeyn und werden kann. O wie ſehr kann ich ihnen durch meine Liebe, durch meinen Gehorſam, durch meine Folgſamkeit das Le- ben erleichtern und verſüßen! Wie viel kann ich durch meine Aufführung zu ihrer Ruhe und Zufriedenheit beytragen! Welche Freude kann ich ihnen nicht ma- chen! durch welche frohe Ausſichten und reizende Hoffnungen ſie aufheitern! Und wie viel trägt nicht die- ſes alles zu ihrer Geſundheit und zur Erhaltung ihres Le- bens bey! Welch ein verzehrendes Gift hingegen ſind Gram und Kummer und getäuſchte Hoffnungen für den Körper und deſſen Kräfte! Ja, ich will meinen guten Aeltern ſtets ſo begegnen, daß ich nie Urſache habe, mir in dieſer Rückſicht Vorwürfe zu machen. Wie ſchrecklich und peinigend muß der Gedanke für ein Kind ſeyn: ich habe durch Ungehorſam und Wi- derſetzlichkeit, durch Mangel der Liebe und durch ein ſchlechtes, undankbares Verhalten den Tod meiner Aeltern befördert und beſchleuniget; ſie könnten, wür- den vielleicht wahrſcheinlich noch leben, wenn ich ihnen weniger Verdruß und Unruhe und Kränkungen verur-
ſachet
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Bey der Wiedergeneſung.
Nun ſey mein Gehorſam gegen den Vater,
(die Mutter) der (die) itzt aufs neue wieder auflebt,
und gegen meine Aeltern überhaupt deſto williger und
uneingeſchränkter. Nun müſſe ſich mein ganzes Ver-
halten gegen dieſelben zu jeder Zeit durch Liebe und
Zärtlichkeit auszeichnen. Nun müſſe es meine heilig-
ſte Pflicht ſeyn und bleiben, mich ſorgfältig vor allem
dem zu hüten, was ihnen Verdruß und Kummer
machen, was ihrer Geſundheit und ihrem Leben auf
irgend eine Weiſe nachtheilig ſeyn und werden kann.
O wie ſehr kann ich ihnen durch meine Liebe, durch
meinen Gehorſam, durch meine Folgſamkeit das Le-
ben erleichtern und verſüßen! Wie viel kann ich durch
meine Aufführung zu ihrer Ruhe und Zufriedenheit
beytragen! Welche Freude kann ich ihnen nicht ma-
chen! durch welche frohe Ausſichten und reizende
Hoffnungen ſie aufheitern! Und wie viel trägt nicht die-
ſes alles zu ihrer Geſundheit und zur Erhaltung ihres Le-
bens bey! Welch ein verzehrendes Gift hingegen ſind
Gram und Kummer und getäuſchte Hoffnungen für
den Körper und deſſen Kräfte! Ja, ich will meinen
guten Aeltern ſtets ſo begegnen, daß ich nie Urſache
habe, mir in dieſer Rückſicht Vorwürfe zu machen.
Wie ſchrecklich und peinigend muß der Gedanke für
ein Kind ſeyn: ich habe durch Ungehorſam und Wi-
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Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
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Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788/54>, abgerufen am 23.06.2024.
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