Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788.einer Betagten und Schwachen. größere Glückseligkeit und Vollkommenheit und ewigesLeben ankündiget. Und diesen Freund sollte ich fürchten! Und vor Wohl mir, o Gott, daß die Sünde nicht so in und A a 3
einer Betagten und Schwachen. größere Glückſeligkeit und Vollkommenheit und ewigesLeben ankündiget. Und dieſen Freund ſollte ich fürchten! Und vor Wohl mir, o Gott, daß die Sünde nicht ſo in und A a 3
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einer Betagten und Schwachen.
größere Glückſeligkeit und Vollkommenheit und ewiges
Leben ankündiget.
Und dieſen Freund ſollte ich fürchten! Und vor
dieſem Friedensboten ſollte ich zurückbeben! Nein, dieß
thut nur der Laſterſclave, nur der vorſätzliche, beharr-
liche Sünder, nur der Menſch, der dich und ſeine Brü-
der und die Tugend nicht liebet und dem es ſein Ge-
wiſſen ſaget, daß er keiner Freude und Glückſeligkeit
in jenem Leben fähig iſt. Ja, die Sünde iſt der Stachel
des Todes. Die Sünde iſt es, die dem Tode ſeine ſchreck-
liche und fürchterliche Geſtalt giebt. Die Sünde iſt es, die
ihre Sclaven mit Angſt und Schrecken wegen der Zu-
kunft erfüllet und das Sterben zur Strafe für ſie machet.
Die Sünde iſt es, die den leichtſinnigen, den üppi-
gen, den ſtolzen, den wollüſtigen, den ganz ſinnlichen
und niedrig denkenden Menſchen eben deßwegen, weil
er dieſes iſt, ſo ſehr ans Leben feſſelt, daß er ſeine un-
edlen, thieriſchen Vergnügungen gern ewig ſortgenieſ-
ſen möchte. Die Sünde iſt es, die dem Menſchen
das Gefühl ſeiner Würde und ſeiner Unſterblichkeit
benimmt, oder doch daſſelbe ſchwächet und unwirkſam
machet. Die Sünde, das böſe Gewiſſen des Men-
ſchen iſt es, das ihn ſo klein und niedrig von dir den-
ken, das ihn einen ſtrengen, unerbittlichen Richter in
dir fürchten und den liebevollen und weiſen Vater ver-
kennen läßt.
Wohl mir, o Gott, daß die Sünde nicht ſo in
mir und über mich herrſchet, daß ſie mich zwar über-
eilen, aber nicht zu ihrer Sklavin machen kann! Wohl
mir, daß du meine Vorbereitungsjahre auf die Ewig-
keit ſo ſehr verlängert und mir ſo viele Gelegenheiten
und
A a 3
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