Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788.Gedanken und Wünsche einer Mutter Beyspiel der Tugend und Frömmigkeit, als das nach-ahmungswürdigste Muster der Liebe zu dir und zu allen Menschen, des Vertrauens auf dich und des Ge- horsams gegen dich, der Geduld und Standhaftigkeit im Leiden, der Weisheit im Leben, der Freudigkeit im Tode, der edelsten, uneigennützigsten Aufopferung für das Beste der Welt, als den Jnbegrif und die höchste Vollkommenheit aller Tugenden, als den An- fänger und Vollender unsers Glaubens, unsrer Hoff- nung, unsrer Veredlung und Vollkommenheit. Es kennet seine Würde und Bestimmung, weiß, daß es dein Bild an sich trägt und zur Gemeinschaft mit dir berufen ist, freuet sich seiner Vernunft, seiner mora- lischen Freyheit, seiner Unsterblichkeit, freuet sich, daß es Mensch und Christ ist und ewig an Vollkommenheit wachsen soll. Es kennet den Weg, der zum Ziele dieser seiner Bestimmung, zu deinem Wohlgefallen und zur Glückseligkeit führet, den Weg der Tugend und des Gehorsams, weiß, daß du, unser Vater, nichts von uns forderst, als was uns zufrieden und glücklich machen kann, daß du uns keine unnöthigen und willkührlichen Gesetze als Lasten auflegest, daß alle deine Gebote leicht und beseligend sind, daß die Tugend unsrer Natur gemäs und das Laster eine Em- pörung gegen die Vernunft ist, hat es selbst schon oft erfahren, daß mit jeder guten, edeln, wohlthätigen Gesinnung, mit jeder gemeinnützigen, menschenlieben- ben Handlung Zufriedenheit und Ruhe und Seligkeit verbunden sind. Und
Gedanken und Wünſche einer Mutter Beyſpiel der Tugend und Frömmigkeit, als das nach-ahmungswürdigſte Muſter der Liebe zu dir und zu allen Menſchen, des Vertrauens auf dich und des Ge- horſams gegen dich, der Geduld und Standhaftigkeit im Leiden, der Weisheit im Leben, der Freudigkeit im Tode, der edelſten, uneigennützigſten Aufopferung für das Beſte der Welt, als den Jnbegrif und die höchſte Vollkommenheit aller Tugenden, als den An- fänger und Vollender unſers Glaubens, unſrer Hoff- nung, unſrer Veredlung und Vollkommenheit. Es kennet ſeine Würde und Beſtimmung, weiß, daß es dein Bild an ſich trägt und zur Gemeinſchaft mit dir berufen iſt, freuet ſich ſeiner Vernunft, ſeiner mora- liſchen Freyheit, ſeiner Unſterblichkeit, freuet ſich, daß es Menſch und Chriſt iſt und ewig an Vollkommenheit wachſen ſoll. Es kennet den Weg, der zum Ziele dieſer ſeiner Beſtimmung, zu deinem Wohlgefallen und zur Glückſeligkeit führet, den Weg der Tugend und des Gehorſams, weiß, daß du, unſer Vater, nichts von uns forderſt, als was uns zufrieden und glücklich machen kann, daß du uns keine unnöthigen und willkührlichen Geſetze als Laſten auflegeſt, daß alle deine Gebote leicht und beſeligend ſind, daß die Tugend unſrer Natur gemäs und das Laſter eine Em- pörung gegen die Vernunft iſt, hat es ſelbſt ſchon oft erfahren, daß mit jeder guten, edeln, wohlthätigen Geſinnung, mit jeder gemeinnützigen, menſchenlieben- ben Handlung Zufriedenheit und Ruhe und Seligkeit verbunden ſind. Und
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Gedanken und Wünſche einer Mutter
Beyſpiel der Tugend und Frömmigkeit, als das nach-
ahmungswürdigſte Muſter der Liebe zu dir und zu
allen Menſchen, des Vertrauens auf dich und des Ge-
horſams gegen dich, der Geduld und Standhaftigkeit
im Leiden, der Weisheit im Leben, der Freudigkeit
im Tode, der edelſten, uneigennützigſten Aufopferung
für das Beſte der Welt, als den Jnbegrif und die
höchſte Vollkommenheit aller Tugenden, als den An-
fänger und Vollender unſers Glaubens, unſrer Hoff-
nung, unſrer Veredlung und Vollkommenheit. Es
kennet ſeine Würde und Beſtimmung, weiß, daß es
dein Bild an ſich trägt und zur Gemeinſchaft mit dir
berufen iſt, freuet ſich ſeiner Vernunft, ſeiner mora-
liſchen Freyheit, ſeiner Unſterblichkeit, freuet ſich, daß
es Menſch und Chriſt iſt und ewig an Vollkommenheit
wachſen ſoll. Es kennet den Weg, der zum Ziele
dieſer ſeiner Beſtimmung, zu deinem Wohlgefallen
und zur Glückſeligkeit führet, den Weg der Tugend
und des Gehorſams, weiß, daß du, unſer Vater,
nichts von uns forderſt, als was uns zufrieden und
glücklich machen kann, daß du uns keine unnöthigen
und willkührlichen Geſetze als Laſten auflegeſt, daß
alle deine Gebote leicht und beſeligend ſind, daß die
Tugend unſrer Natur gemäs und das Laſter eine Em-
pörung gegen die Vernunft iſt, hat es ſelbſt ſchon oft
erfahren, daß mit jeder guten, edeln, wohlthätigen
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