Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

Dankgebet der wiedergenesenen Mutter.
meiner Empfindungen mit deiner Liebe und Güte, mit
deinem Lobe und Preise beschäfftiget; dann freue ich
mich unaussprechlich, daß du mir diese guten, theil-
nehmenden Kinder geschenket hast; dann fühle ich
ganz das Glück des wiedererlangten Lebens, das Glück,
an der Seite dieser meiner Kinder deine schöne Welt
zu genießen und mit ihnen und durch sie froh und zu-
frieden zu seyn.

Aber nun fühle ich auch die Verbindlichkeit, mein
Leben und meine Kräfte ganz nach deinem Willen zu
gebrauchen und anzuwenden und in meinem Berufe
und Stande so gut, so tugendhaft, so gemeinnützig zu
seyn und zu handeln, als mir nur immer möglich ist.
Zu dieser Absicht hast du mir mein irrdisches Daseyn
erhalten und die Kräfte meines Körpers und Geistes
wieder hergestellt. Diese Absicht zu befördern, alle
meine Pflichten treu und standhaft zu erfüllen, alle
meine häuslichen und weiblichen Geschäffte willig und
auf die beste Art zu verrichten, jede Gelegenheit, wo
ich etwas Gutes und Nützliches thun und veranstalten
kann, sorgfältig wahrzunehmen, mich jeder Veran-
lassung zur Menschenliebe, zur Hülfe, zur Wohlthä-
tigkeit, zur Unterstützung der Leidenden zu erfreuen
und zu bedienen, dieß, o Gott, dieß ist der Dank,
den du von mir forderst, dieß ist das Lob, das dir
einzig und allein wohlgefällt. Jch soll und muß nun-
mehr eine desto treuere und gefälligere Gattin, eine
desto thätigere und arbeitsamere Hausfrau, eine desto
wärmere und theilnehmendere Freundin, eine desto
zärtlichere und sorgfältigere Mutter seyn.

Ja,
R 2

Dankgebet der wiedergeneſenen Mutter.
meiner Empfindungen mit deiner Liebe und Güte, mit
deinem Lobe und Preiſe beſchäfftiget; dann freue ich
mich unausſprechlich, daß du mir dieſe guten, theil-
nehmenden Kinder geſchenket haſt; dann fühle ich
ganz das Glück des wiedererlangten Lebens, das Glück,
an der Seite dieſer meiner Kinder deine ſchöne Welt
zu genießen und mit ihnen und durch ſie froh und zu-
frieden zu ſeyn.

Aber nun fühle ich auch die Verbindlichkeit, mein
Leben und meine Kräfte ganz nach deinem Willen zu
gebrauchen und anzuwenden und in meinem Berufe
und Stande ſo gut, ſo tugendhaft, ſo gemeinnützig zu
ſeyn und zu handeln, als mir nur immer möglich iſt.
Zu dieſer Abſicht haſt du mir mein irrdiſches Daſeyn
erhalten und die Kräfte meines Körpers und Geiſtes
wieder hergeſtellt. Dieſe Abſicht zu befördern, alle
meine Pflichten treu und ſtandhaft zu erfüllen, alle
meine häuslichen und weiblichen Geſchäffte willig und
auf die beſte Art zu verrichten, jede Gelegenheit, wo
ich etwas Gutes und Nützliches thun und veranſtalten
kann, ſorgfältig wahrzunehmen, mich jeder Veran-
laſſung zur Menſchenliebe, zur Hülfe, zur Wohlthä-
tigkeit, zur Unterſtützung der Leidenden zu erfreuen
und zu bedienen, dieß, o Gott, dieß iſt der Dank,
den du von mir forderſt, dieß iſt das Lob, das dir
einzig und allein wohlgefällt. Jch ſoll und muß nun-
mehr eine deſto treuere und gefälligere Gattin, eine
deſto thätigere und arbeitſamere Hausfrau, eine deſto
wärmere und theilnehmendere Freundin, eine deſto
zärtlichere und ſorgfältigere Mutter ſeyn.

Ja,
R 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0271" n="259"/><fw place="top" type="header">Dankgebet der wiedergene&#x017F;enen Mutter.</fw><lb/>
meiner Empfindungen mit deiner Liebe und Güte, mit<lb/>
deinem Lobe und Prei&#x017F;e be&#x017F;chäfftiget; dann freue ich<lb/>
mich unaus&#x017F;prechlich, daß du mir die&#x017F;e guten, theil-<lb/>
nehmenden Kinder ge&#x017F;chenket ha&#x017F;t; dann fühle ich<lb/>
ganz das Glück des wiedererlangten Lebens, das Glück,<lb/>
an der Seite die&#x017F;er meiner Kinder deine &#x017F;chöne Welt<lb/>
zu genießen und mit ihnen und durch &#x017F;ie froh und zu-<lb/>
frieden zu &#x017F;eyn.</p><lb/>
          <p>Aber nun fühle ich auch die Verbindlichkeit, mein<lb/>
Leben und meine Kräfte ganz nach deinem Willen zu<lb/>
gebrauchen und anzuwenden und in meinem Berufe<lb/>
und Stande &#x017F;o gut, &#x017F;o tugendhaft, &#x017F;o gemeinnützig zu<lb/>
&#x017F;eyn und zu handeln, als mir nur immer möglich i&#x017F;t.<lb/>
Zu die&#x017F;er Ab&#x017F;icht ha&#x017F;t du mir mein irrdi&#x017F;ches Da&#x017F;eyn<lb/>
erhalten und die Kräfte meines Körpers und Gei&#x017F;tes<lb/>
wieder herge&#x017F;tellt. Die&#x017F;e Ab&#x017F;icht zu befördern, alle<lb/>
meine Pflichten treu und &#x017F;tandhaft zu erfüllen, alle<lb/>
meine häuslichen und weiblichen Ge&#x017F;chäffte willig und<lb/>
auf die be&#x017F;te Art zu verrichten, jede Gelegenheit, wo<lb/>
ich etwas Gutes und Nützliches thun und veran&#x017F;talten<lb/>
kann, &#x017F;orgfältig wahrzunehmen, mich jeder Veran-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;ung zur Men&#x017F;chenliebe, zur Hülfe, zur Wohlthä-<lb/>
tigkeit, zur Unter&#x017F;tützung der Leidenden zu erfreuen<lb/>
und zu bedienen, dieß, o Gott, dieß i&#x017F;t der Dank,<lb/>
den du von mir forder&#x017F;t, dieß i&#x017F;t das Lob, das dir<lb/>
einzig und allein wohlgefällt. Jch &#x017F;oll und muß nun-<lb/>
mehr eine de&#x017F;to treuere und gefälligere Gattin, eine<lb/>
de&#x017F;to thätigere und arbeit&#x017F;amere Hausfrau, eine de&#x017F;to<lb/>
wärmere und theilnehmendere Freundin, eine de&#x017F;to<lb/>
zärtlichere und &#x017F;orgfältigere Mutter &#x017F;eyn.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">R 2</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Ja,</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[259/0271] Dankgebet der wiedergeneſenen Mutter. meiner Empfindungen mit deiner Liebe und Güte, mit deinem Lobe und Preiſe beſchäfftiget; dann freue ich mich unausſprechlich, daß du mir dieſe guten, theil- nehmenden Kinder geſchenket haſt; dann fühle ich ganz das Glück des wiedererlangten Lebens, das Glück, an der Seite dieſer meiner Kinder deine ſchöne Welt zu genießen und mit ihnen und durch ſie froh und zu- frieden zu ſeyn. Aber nun fühle ich auch die Verbindlichkeit, mein Leben und meine Kräfte ganz nach deinem Willen zu gebrauchen und anzuwenden und in meinem Berufe und Stande ſo gut, ſo tugendhaft, ſo gemeinnützig zu ſeyn und zu handeln, als mir nur immer möglich iſt. Zu dieſer Abſicht haſt du mir mein irrdiſches Daſeyn erhalten und die Kräfte meines Körpers und Geiſtes wieder hergeſtellt. Dieſe Abſicht zu befördern, alle meine Pflichten treu und ſtandhaft zu erfüllen, alle meine häuslichen und weiblichen Geſchäffte willig und auf die beſte Art zu verrichten, jede Gelegenheit, wo ich etwas Gutes und Nützliches thun und veranſtalten kann, ſorgfältig wahrzunehmen, mich jeder Veran- laſſung zur Menſchenliebe, zur Hülfe, zur Wohlthä- tigkeit, zur Unterſtützung der Leidenden zu erfreuen und zu bedienen, dieß, o Gott, dieß iſt der Dank, den du von mir forderſt, dieß iſt das Lob, das dir einzig und allein wohlgefällt. Jch ſoll und muß nun- mehr eine deſto treuere und gefälligere Gattin, eine deſto thätigere und arbeitſamere Hausfrau, eine deſto wärmere und theilnehmendere Freundin, eine deſto zärtlichere und ſorgfältigere Mutter ſeyn. Ja, R 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788/271
Zitationshilfe: Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788/271>, abgerufen am 25.11.2024.