und alles schenkest, was sie froh und zufrieden machen kann!
Aber noch lebe ich, noch haben mich meine Kräfte nicht ganz verlassen, und deine mächtige Hand kann alles ändern. Vielleich rufest du mich aufs neue ins Leben und weisest mir die Stelle, die ich bisher bekleidet habe, wieder an. O möchte ich mich dann deiner Güte und Hülfe recht als eine Christin freuen! Möchte ich dann diese Stelle recht würdig behaupten und recht gemeinnützig an derselben seyn! Möchte ich dann alle meine Pflichten und besonders meine mütterlichen Pflichten recht genau und treu erfüllen! -- Ja, das will ich thun, o Gott. Erfreuest du mich wieder mit Leben und Gesundheit, so will ich ganz meinen Kindern leben und ganz Mut- ter für dieselben seyn. Dann war das Krankenbette ein Wink von dir, ein wichtiger, lehrreicher Wink in Absicht auf meine Pflichten, den ich stets befolgen will. Dann will ich dich durch meine Tugend und durch mein gemeinnütziges Leben für diese Wohlthat loben und preisen, und die Mühe, die ich mir ge- ben werde, meine Kinder gut zu erziehen und sie zu verständigen Menschen und frommen Christen zu- bilden, die wird dir wohlgefallen, die wird dir ein angenehmes Dankopfer seyn.
Ruhig und getrost, o Gott, erwarte ich, was du, der Herr über Leben und Tod, über mich erge- hen lassen wirst. Stärke mich in der Stunde des Scheidens und gieb mir Kraft und Muth, wie eine Christin zu sterben, die sich unsterblich fühlet und
glau-
Die kranke Mutter.
und alles ſchenkeſt, was ſie froh und zufrieden machen kann!
Aber noch lebe ich, noch haben mich meine Kräfte nicht ganz verlaſſen, und deine mächtige Hand kann alles ändern. Vielleich rufeſt du mich aufs neue ins Leben und weiſeſt mir die Stelle, die ich bisher bekleidet habe, wieder an. O möchte ich mich dann deiner Güte und Hülfe recht als eine Chriſtin freuen! Möchte ich dann dieſe Stelle recht würdig behaupten und recht gemeinnützig an derſelben ſeyn! Möchte ich dann alle meine Pflichten und beſonders meine mütterlichen Pflichten recht genau und treu erfüllen! — Ja, das will ich thun, o Gott. Erfreueſt du mich wieder mit Leben und Geſundheit, ſo will ich ganz meinen Kindern leben und ganz Mut- ter für dieſelben ſeyn. Dann war das Krankenbette ein Wink von dir, ein wichtiger, lehrreicher Wink in Abſicht auf meine Pflichten, den ich ſtets befolgen will. Dann will ich dich durch meine Tugend und durch mein gemeinnütziges Leben für dieſe Wohlthat loben und preiſen, und die Mühe, die ich mir ge- ben werde, meine Kinder gut zu erziehen und ſie zu verſtändigen Menſchen und frommen Chriſten zu- bilden, die wird dir wohlgefallen, die wird dir ein angenehmes Dankopfer ſeyn.
Ruhig und getroſt, o Gott, erwarte ich, was du, der Herr über Leben und Tod, über mich erge- hen laſſen wirſt. Stärke mich in der Stunde des Scheidens und gieb mir Kraft und Muth, wie eine Chriſtin zu ſterben, die ſich unſterblich fühlet und
glau-
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Die kranke Mutter.
und alles ſchenkeſt, was ſie froh und zufrieden machen
kann!
Aber noch lebe ich, noch haben mich meine
Kräfte nicht ganz verlaſſen, und deine mächtige Hand
kann alles ändern. Vielleich rufeſt du mich aufs
neue ins Leben und weiſeſt mir die Stelle, die ich
bisher bekleidet habe, wieder an. O möchte ich mich
dann deiner Güte und Hülfe recht als eine Chriſtin
freuen! Möchte ich dann dieſe Stelle recht würdig
behaupten und recht gemeinnützig an derſelben ſeyn!
Möchte ich dann alle meine Pflichten und beſonders
meine mütterlichen Pflichten recht genau und treu
erfüllen! — Ja, das will ich thun, o Gott.
Erfreueſt du mich wieder mit Leben und Geſundheit,
ſo will ich ganz meinen Kindern leben und ganz Mut-
ter für dieſelben ſeyn. Dann war das Krankenbette
ein Wink von dir, ein wichtiger, lehrreicher Wink
in Abſicht auf meine Pflichten, den ich ſtets befolgen
will. Dann will ich dich durch meine Tugend und
durch mein gemeinnütziges Leben für dieſe Wohlthat
loben und preiſen, und die Mühe, die ich mir ge-
ben werde, meine Kinder gut zu erziehen und ſie
zu verſtändigen Menſchen und frommen Chriſten zu-
bilden, die wird dir wohlgefallen, die wird dir ein
angenehmes Dankopfer ſeyn.
Ruhig und getroſt, o Gott, erwarte ich, was
du, der Herr über Leben und Tod, über mich erge-
hen laſſen wirſt. Stärke mich in der Stunde des
Scheidens und gieb mir Kraft und Muth, wie eine
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Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
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Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788, S. 256. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788/268>, abgerufen am 28.06.2024.
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