Glücke deiner Menschen zu benutzen wüßtest? Stehen nicht Tod und Leben in deiner Hand? Kommen nicht Gesundheit und Krankheit von dir? Bist du nicht auch mein Vater und der Vater meiner Kinder? -- Ja, das bist und bleibest du, o Gott. Nichts kann mir begegnen, kein Zufall kann mich treffen, den du nicht vorhersähest, nicht mit dem Ganzen verbunden, nicht zu meiner Vollkommenheit und Glückseligkeit ver- anstaltet oder zugelassen hättest.
Und der Tod, -- die wichtigste Veränderung, die sich mit mir zutragen kann; -- der Tod sollte mich dieser Erde und meinen Kindern entziehen kön- nen, ohne daß du, der Regierer und Beherrscher aller Dinge und aller Welten, weise und höhere Ab- sichten dabey hättest? Nein, wenn es dir gefällt, mich von hier abzufordern, mich von meinen noch ungebil- deten Kindern zu trennen, so weiß und glaube ich es gewiß, so gewiß, als ich an dein Daseyn glaube, daß diese Trennung gut und heilsam ist, daß weder ich noch die Meinigen wirklich dadurch verlieren, so viel wir auch vielleicht zu verlieren scheinen, daß unser aller Vollkommenheit und Glückseligkeit dadurch be- fördert werden kann und muß.
Ja, du wirst der Vater und Versorger meiner Kinder bleiben, wenn ich auch nicht mehr bin, und nichts mehr zu ihrer Beglückung beytragen kann. Jch bin ja nur ein Werkzeug in deiner Hand, dessen du dich bedientest, meinen Kindern das Leben zu geben und sie bisher zu erhalten: aber du, der Allweise und Allmächtige, bist bey der Erreichung deiner Absichten
nicht
Die kranke Mutter.
Glücke deiner Menſchen zu benutzen wüßteſt? Stehen nicht Tod und Leben in deiner Hand? Kommen nicht Geſundheit und Krankheit von dir? Biſt du nicht auch mein Vater und der Vater meiner Kinder? — Ja, das biſt und bleibeſt du, o Gott. Nichts kann mir begegnen, kein Zufall kann mich treffen, den du nicht vorherſäheſt, nicht mit dem Ganzen verbunden, nicht zu meiner Vollkommenheit und Glückſeligkeit ver- anſtaltet oder zugelaſſen hätteſt.
Und der Tod, — die wichtigſte Veränderung, die ſich mit mir zutragen kann; — der Tod ſollte mich dieſer Erde und meinen Kindern entziehen kön- nen, ohne daß du, der Regierer und Beherrſcher aller Dinge und aller Welten, weiſe und höhere Ab- ſichten dabey hätteſt? Nein, wenn es dir gefällt, mich von hier abzufordern, mich von meinen noch ungebil- deten Kindern zu trennen, ſo weiß und glaube ich es gewiß, ſo gewiß, als ich an dein Daſeyn glaube, daß dieſe Trennung gut und heilſam iſt, daß weder ich noch die Meinigen wirklich dadurch verlieren, ſo viel wir auch vielleicht zu verlieren ſcheinen, daß unſer aller Vollkommenheit und Glückſeligkeit dadurch be- fördert werden kann und muß.
Ja, du wirſt der Vater und Verſorger meiner Kinder bleiben, wenn ich auch nicht mehr bin, und nichts mehr zu ihrer Beglückung beytragen kann. Jch bin ja nur ein Werkzeug in deiner Hand, deſſen du dich bedienteſt, meinen Kindern das Leben zu geben und ſie bisher zu erhalten: aber du, der Allweiſe und Allmächtige, biſt bey der Erreichung deiner Abſichten
nicht
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0266"n="254"/><fwplace="top"type="header">Die kranke Mutter.</fw><lb/>
Glücke deiner Menſchen zu benutzen wüßteſt? Stehen<lb/>
nicht Tod und Leben in deiner Hand? Kommen nicht<lb/>
Geſundheit und Krankheit von dir? Biſt du nicht<lb/>
auch mein Vater und der Vater meiner Kinder? —<lb/>
Ja, das biſt und bleibeſt du, o Gott. Nichts kann<lb/>
mir begegnen, kein Zufall kann mich treffen, den du<lb/>
nicht vorherſäheſt, nicht mit dem Ganzen verbunden,<lb/>
nicht zu meiner Vollkommenheit und Glückſeligkeit ver-<lb/>
anſtaltet oder zugelaſſen hätteſt.</p><lb/><p>Und der Tod, — die wichtigſte Veränderung,<lb/>
die ſich mit mir zutragen kann; — der Tod ſollte<lb/>
mich dieſer Erde und meinen Kindern entziehen kön-<lb/>
nen, ohne daß du, der Regierer und Beherrſcher<lb/>
aller Dinge und aller Welten, weiſe und höhere Ab-<lb/>ſichten dabey hätteſt? Nein, wenn es dir gefällt, mich<lb/>
von hier abzufordern, mich von meinen noch ungebil-<lb/>
deten Kindern zu trennen, ſo weiß und glaube ich es<lb/>
gewiß, ſo gewiß, als ich an dein Daſeyn glaube, daß<lb/>
dieſe Trennung gut und heilſam iſt, daß weder ich<lb/>
noch die Meinigen wirklich dadurch verlieren, ſo viel<lb/>
wir auch vielleicht zu verlieren ſcheinen, daß unſer<lb/>
aller Vollkommenheit und Glückſeligkeit dadurch be-<lb/>
fördert werden kann und muß.</p><lb/><p>Ja, du wirſt der Vater und Verſorger meiner<lb/>
Kinder bleiben, wenn ich auch nicht mehr bin, und<lb/>
nichts mehr zu ihrer Beglückung beytragen kann. Jch<lb/>
bin ja nur ein Werkzeug in deiner Hand, deſſen du<lb/>
dich bedienteſt, meinen Kindern das Leben zu geben<lb/>
und ſie bisher zu erhalten: aber du, der Allweiſe und<lb/>
Allmächtige, biſt bey der Erreichung deiner Abſichten<lb/><fwplace="bottom"type="catch">nicht</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[254/0266]
Die kranke Mutter.
Glücke deiner Menſchen zu benutzen wüßteſt? Stehen
nicht Tod und Leben in deiner Hand? Kommen nicht
Geſundheit und Krankheit von dir? Biſt du nicht
auch mein Vater und der Vater meiner Kinder? —
Ja, das biſt und bleibeſt du, o Gott. Nichts kann
mir begegnen, kein Zufall kann mich treffen, den du
nicht vorherſäheſt, nicht mit dem Ganzen verbunden,
nicht zu meiner Vollkommenheit und Glückſeligkeit ver-
anſtaltet oder zugelaſſen hätteſt.
Und der Tod, — die wichtigſte Veränderung,
die ſich mit mir zutragen kann; — der Tod ſollte
mich dieſer Erde und meinen Kindern entziehen kön-
nen, ohne daß du, der Regierer und Beherrſcher
aller Dinge und aller Welten, weiſe und höhere Ab-
ſichten dabey hätteſt? Nein, wenn es dir gefällt, mich
von hier abzufordern, mich von meinen noch ungebil-
deten Kindern zu trennen, ſo weiß und glaube ich es
gewiß, ſo gewiß, als ich an dein Daſeyn glaube, daß
dieſe Trennung gut und heilſam iſt, daß weder ich
noch die Meinigen wirklich dadurch verlieren, ſo viel
wir auch vielleicht zu verlieren ſcheinen, daß unſer
aller Vollkommenheit und Glückſeligkeit dadurch be-
fördert werden kann und muß.
Ja, du wirſt der Vater und Verſorger meiner
Kinder bleiben, wenn ich auch nicht mehr bin, und
nichts mehr zu ihrer Beglückung beytragen kann. Jch
bin ja nur ein Werkzeug in deiner Hand, deſſen du
dich bedienteſt, meinen Kindern das Leben zu geben
und ſie bisher zu erhalten: aber du, der Allweiſe und
Allmächtige, biſt bey der Erreichung deiner Abſichten
nicht
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang:
Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788/266>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.