I. Die Wichtigkeit des ehelichen Standes und die Pflichten in demselben.
Wichtig und absichtsvoll, o Gott, ist der neue Stand, worein ich getreten bin. Wichtig und absichtsvoll sind die Verhältnisse, in welchen ich nun mit andern stehe. Zwar werden die frühern Verbindungen mit meinen Aeltern und mit meiner Familie dadurch nicht ungültig; noch immer bin ich jenen Liebe und Dankbarkeit, und dieser eine vorzüg- liche Achtung und Theilnehmung schuldig: aber das Band, welches nun zwischen mir und meinem Gatten geknüpft worden ist, das bleibt doch in jeder Betrach- tung das engste, die Verbindung, in welcher ich mit ihm stehe, die ist bey weitem die innigste und festeste, weil dieses Band nie aufgelöst und diese Verbindung durch keine neue aufgehoben werden soll und darf.
O wie wichtig ist nicht das eheliche und häusli- che Leben! Welche große und mannichfaltige Absichten willst du durch dasselbe befördern! Welche vielfache Zwecke hast du hier zusammengekettet, und welche wirksame Mittel mit einander vereiniget, um diese Ab- sichten und Zwecke zu erreichen! Du hast die Fortpflan- zung und Erhaltung des Menschengeschlechts an die- sen Stand gebunden. Du hast deßwegen den stärk-
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I. Die Wichtigkeit des ehelichen Standes und die Pflichten in demſelben.
Wichtig und abſichtsvoll, o Gott, iſt der neue Stand, worein ich getreten bin. Wichtig und abſichtsvoll ſind die Verhältniſſe, in welchen ich nun mit andern ſtehe. Zwar werden die frühern Verbindungen mit meinen Aeltern und mit meiner Familie dadurch nicht ungültig; noch immer bin ich jenen Liebe und Dankbarkeit, und dieſer eine vorzüg- liche Achtung und Theilnehmung ſchuldig: aber das Band, welches nun zwiſchen mir und meinem Gatten geknüpft worden iſt, das bleibt doch in jeder Betrach- tung das engſte, die Verbindung, in welcher ich mit ihm ſtehe, die iſt bey weitem die innigſte und feſteſte, weil dieſes Band nie aufgelöſt und dieſe Verbindung durch keine neue aufgehoben werden ſoll und darf.
O wie wichtig iſt nicht das eheliche und häusli- che Leben! Welche große und mannichfaltige Abſichten willſt du durch daſſelbe befördern! Welche vielfache Zwecke haſt du hier zuſammengekettet, und welche wirkſame Mittel mit einander vereiniget, um dieſe Ab- ſichten und Zwecke zu erreichen! Du haſt die Fortpflan- zung und Erhaltung des Menſchengeſchlechts an die- ſen Stand gebunden. Du haſt deßwegen den ſtärk-
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I.
Die Wichtigkeit des ehelichen Standes
und die Pflichten in demſelben.
Wichtig und abſichtsvoll, o Gott, iſt der neue
Stand, worein ich getreten bin. Wichtig
und abſichtsvoll ſind die Verhältniſſe, in welchen ich
nun mit andern ſtehe. Zwar werden die frühern
Verbindungen mit meinen Aeltern und mit meiner
Familie dadurch nicht ungültig; noch immer bin ich
jenen Liebe und Dankbarkeit, und dieſer eine vorzüg-
liche Achtung und Theilnehmung ſchuldig: aber das
Band, welches nun zwiſchen mir und meinem Gatten
geknüpft worden iſt, das bleibt doch in jeder Betrach-
tung das engſte, die Verbindung, in welcher ich mit
ihm ſtehe, die iſt bey weitem die innigſte und feſteſte,
weil dieſes Band nie aufgelöſt und dieſe Verbindung
durch keine neue aufgehoben werden ſoll und darf.
O wie wichtig iſt nicht das eheliche und häusli-
che Leben! Welche große und mannichfaltige Abſichten
willſt du durch daſſelbe befördern! Welche vielfache
Zwecke haſt du hier zuſammengekettet, und welche
wirkſame Mittel mit einander vereiniget, um dieſe Ab-
ſichten und Zwecke zu erreichen! Du haſt die Fortpflan-
zung und Erhaltung des Menſchengeſchlechts an die-
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Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788, S. [165]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788/177>, abgerufen am 23.06.2024.
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