Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788.

Bild:
<< vorherige Seite

Entsagung des Leichtsinns.
wöhnlichen Abwege verirren! wie bald meinen Irr-
thum bemerken und auf die Bahn der Wahrheit und
Tugend zurückkehren! Wie wohlgefällig würde ich
dann in deinen Augen, wie werth und theuer meiner
Familie, wie glücklich und wie geschickt, auch andere
durch mich zu beglücken, seyn! Amen.



VIII.
Fortsetzung.


Gott, wenn mich meine Vernunft und die tägliche
Erfahrung vor dem Leichtsinne warnen, so finde
ich diese Warnung auch in deinem Worte bestätiget,
so macht es mir die Religion noch mehr zur Pflicht,
mich vor einer Denkungsart zu hüten, bey welcher
ich deine Gaben und Wohlthaten misbrauche, meine
Fähigkeiten und Anlagen ersticke, meine edelsten Vor-
züge verliere und mich von meiner Würde und Be-
stimmung entferne. Du willst, daß ich alles prüfen,
daß ich nur das Gute behalten und erwählen, daß
ich über den Unterschied zwischen Wahrheit und Irr-
thum, zwischen dem Erlaubten und Unerlaubten,
zwischen Glückseligkeit und Elend nachdenken soll.
Und dieß willst du nicht deinetwegen, sondern zu mei-
nem Besten. Du willst es, weil du mir die Kräf-

te

Entſagung des Leichtſinns.
wöhnlichen Abwege verirren! wie bald meinen Irr-
thum bemerken und auf die Bahn der Wahrheit und
Tugend zurückkehren! Wie wohlgefällig würde ich
dann in deinen Augen, wie werth und theuer meiner
Familie, wie glücklich und wie geſchickt, auch andere
durch mich zu beglücken, ſeyn! Amen.



VIII.
Fortſetzung.


Gott, wenn mich meine Vernunft und die tägliche
Erfahrung vor dem Leichtſinne warnen, ſo finde
ich dieſe Warnung auch in deinem Worte beſtätiget,
ſo macht es mir die Religion noch mehr zur Pflicht,
mich vor einer Denkungsart zu hüten, bey welcher
ich deine Gaben und Wohlthaten misbrauche, meine
Fähigkeiten und Anlagen erſticke, meine edelſten Vor-
züge verliere und mich von meiner Würde und Be-
ſtimmung entferne. Du willſt, daß ich alles prüfen,
daß ich nur das Gute behalten und erwählen, daß
ich über den Unterſchied zwiſchen Wahrheit und Irr-
thum, zwiſchen dem Erlaubten und Unerlaubten,
zwiſchen Glückſeligkeit und Elend nachdenken ſoll.
Und dieß willſt du nicht deinetwegen, ſondern zu mei-
nem Beſten. Du willſt es, weil du mir die Kräf-

te
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0137" n="125"/><fw place="top" type="header">Ent&#x017F;agung des Leicht&#x017F;inns.</fw><lb/>
wöhnlichen Abwege verirren! wie bald meinen Irr-<lb/>
thum bemerken und auf die Bahn der Wahrheit und<lb/>
Tugend zurückkehren! Wie wohlgefällig würde ich<lb/>
dann in deinen Augen, wie werth und theuer meiner<lb/>
Familie, wie glücklich und wie ge&#x017F;chickt, auch andere<lb/>
durch mich zu beglücken, &#x017F;eyn! Amen.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">VIII.</hi><lb/> <hi rendition="#g">Fort&#x017F;etzung.</hi> </head><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p><hi rendition="#in">G</hi>ott, wenn mich meine Vernunft und die tägliche<lb/>
Erfahrung vor dem Leicht&#x017F;inne warnen, &#x017F;o finde<lb/>
ich die&#x017F;e Warnung auch in deinem Worte be&#x017F;tätiget,<lb/>
&#x017F;o macht es mir die Religion noch mehr zur Pflicht,<lb/>
mich vor einer Denkungsart zu hüten, bey welcher<lb/>
ich deine Gaben und Wohlthaten misbrauche, meine<lb/>
Fähigkeiten und Anlagen er&#x017F;ticke, meine edel&#x017F;ten Vor-<lb/>
züge verliere und mich von meiner Würde und Be-<lb/>
&#x017F;timmung entferne. Du will&#x017F;t, daß ich alles prüfen,<lb/>
daß ich nur das Gute behalten und erwählen, daß<lb/>
ich über den Unter&#x017F;chied zwi&#x017F;chen Wahrheit und Irr-<lb/>
thum, zwi&#x017F;chen dem Erlaubten und Unerlaubten,<lb/>
zwi&#x017F;chen Glück&#x017F;eligkeit und Elend nachdenken &#x017F;oll.<lb/>
Und dieß will&#x017F;t du nicht deinetwegen, &#x017F;ondern zu mei-<lb/>
nem Be&#x017F;ten. Du will&#x017F;t es, weil du mir die Kräf-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">te</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[125/0137] Entſagung des Leichtſinns. wöhnlichen Abwege verirren! wie bald meinen Irr- thum bemerken und auf die Bahn der Wahrheit und Tugend zurückkehren! Wie wohlgefällig würde ich dann in deinen Augen, wie werth und theuer meiner Familie, wie glücklich und wie geſchickt, auch andere durch mich zu beglücken, ſeyn! Amen. VIII. Fortſetzung. Gott, wenn mich meine Vernunft und die tägliche Erfahrung vor dem Leichtſinne warnen, ſo finde ich dieſe Warnung auch in deinem Worte beſtätiget, ſo macht es mir die Religion noch mehr zur Pflicht, mich vor einer Denkungsart zu hüten, bey welcher ich deine Gaben und Wohlthaten misbrauche, meine Fähigkeiten und Anlagen erſticke, meine edelſten Vor- züge verliere und mich von meiner Würde und Be- ſtimmung entferne. Du willſt, daß ich alles prüfen, daß ich nur das Gute behalten und erwählen, daß ich über den Unterſchied zwiſchen Wahrheit und Irr- thum, zwiſchen dem Erlaubten und Unerlaubten, zwiſchen Glückſeligkeit und Elend nachdenken ſoll. Und dieß willſt du nicht deinetwegen, ſondern zu mei- nem Beſten. Du willſt es, weil du mir die Kräf- te

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Boenig, Yannic Bracke, Benjamin Fiechter, Susanne Haaf, Linda Kirsten, Xi Zhang: Arbeitsschritte im Digitalisierungsworkflow: Vorbereitung der Bildvorlagen für die Textdigitalisierung; Bearbeitung, Konvertierung und ggf. Nachstrukturierung der durch die Grepect GmbH bereitgestellten Texttranskription
Britt-Marie Schuster, Alexander Geyken, Susanne Haaf, Christopher Georgi, Linda Kirsten, Frauke Thielert, t.evo: Die Evolution von komplexen Textmustern: Aufbau eines Korpus historischer Erbauungsschriften zur Untersuchung der Mehrdimensionalität des Textmusterwandels
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW): Langfristige Bereitstellung der DTA-Ausgabe



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788/137
Zitationshilfe: Marezoll, Johann Gottlob: Andachtsbuch für das weibliche Geschlecht vorzüglich für den aufgeklärten Theil desselben. Bd. 2. Leipzig, 1788, S. 125. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marezoll_andachtsbuch02_1788/137>, abgerufen am 23.06.2024.