Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marbach, Timotheus u. a.: Refutatio Irenaei. Gründlicher Bericht auf das Examen M. Christophori Irenei, so er Anno 1581 wider den ersten Artikel des christlichen Konkordienbuchs von der Erbsünde durch offenen Druck ausgesprengt. Heidelberg, 1583.

Bild:
<< vorherige Seite

Natur deß Menschen sey / als ein böser Schade / Seuche oder Gebrechen / bekennet vnd lehret er zu gleich die Vermischung der Sünde vnnd der verderbten Menschlichen Natur / sonsten köndte er nicht wider die Manicheer erhalten / daß die gute Natur deß Menschen verderbt were / darauff er doch alle seine Schrifften wider die Manicheer gerichtet vnd gegründet hat.

Darneben / weil Augustinus durch vnd durch wider die Manicheer streitet / daß die Verderbung keine Substantz oder Natur sey / sondern etwas böses oder eine böse Vnart vnnd Seuche / dardurch die Menschliche Natur verderbt ist / so kan er ja anderst nicht lehren vnnd halten / dann daß die Sünde / als eine böse Seuche oder Vnart / mit der verderbten Natur vermenget sey.

Vber das / so schreibet er mit klaren Worten contra Epistolam Fundamenti, cap. 33. Longum est caetera persequi, sed manifestum est eis, qui nullo studio partium iudicant, cum istae naturae commemorantur, ADIVN GI EIS QVAEDAM, QVIBVS DISPLICEANT, QVAE CVM DETRAHIMVS, NATVRAE MELIORES MANENT. Vnde intelligitur eas, in quantum naturae sunt, bonas esse, quia cum eis vicissim omne, quod bonum habent, detraxeris, naturae nullae erunt, &c. Das ist / Es were zu lang / alles zu widerholen / es ist aber doch denen / welche vnpartheiisch sindt / offenbar / wann man der Naturen gedenckt / daß man etlicher Dinge / die darbey sindt / erwehnet / derentwegen sie nicht allerding zu loben / welche Dinge / wann sie darvon abgescheiden oder abgethan / würden sie besser seyn vnd bleiben. Daher gnugsamm zu verstehen ist / daß sie / so ferrn sie Naturen sindt / gut sindt. Dann so man jhnen alles entziehen solte / das sie gutes haben / würden sie keine Naturen seyn. Welche Wort freylich gnugsamm zu erkennen geben / daß Augustinus gehalten / daß die Sünde / als eine böse Seuche oder Vnart / mit der verderbten Natur vermenget sey.

So hat auch Lutherus an vielen Ohrten in seinen Schrifften die Erbsünde also beschrieben / daß sie gleich wie eine Vnreinig-

Natur deß Menschen sey / als ein böser Schade / Seuche oder Gebrechen / bekennet vnd lehret er zu gleich die Vermischung der Sünde vnnd der verderbten Menschlichen Natur / sonsten köndte er nicht wider die Manicheer erhalten / daß die gute Natur deß Menschen verderbt were / darauff er doch alle seine Schrifften wider die Manicheer gerichtet vnd gegründet hat.

Darneben / weil Augustinus durch vnd durch wider die Manicheer streitet / daß die Verderbung keine Substantz oder Natur sey / sondern etwas böses oder eine böse Vnart vnnd Seuche / dardurch die Menschliche Natur verderbt ist / so kan er ja anderst nicht lehren vnnd halten / dann daß die Sünde / als eine böse Seuche oder Vnart / mit der verderbten Natur vermenget sey.

Vber das / so schreibet er mit klaren Worten contra Epistolam Fundamenti, cap. 33. Longum est caetera persequi, sed manifestum est eis, qui nullo studio partium iudicant, cum istae naturae commemorantur, ADIVN GI EIS QVAEDAM, QVIBVS DISPLICEANT, QVAE CVM DETRAHIMVS, NATVRAE MELIORES MANENT. Vnde intelligitur eas, in quantum naturae sunt, bonas esse, quia cum eis vicissim omne, quod bonum habent, detraxeris, naturae nullae erunt, &c. Das ist / Es were zu lang / alles zu widerholen / es ist aber doch denẽ / welche vnpartheiisch sindt / offenbar / wann man der Naturen gedenckt / daß man etlicher Dinge / die darbey sindt / erwehnet / derentwegen sie nicht allerding zu loben / welche Dinge / wann sie darvon abgescheiden oder abgethan / würden sie besser seyn vnd bleiben. Daher gnugsam̃ zu verstehen ist / daß sie / so ferrn sie Naturen sindt / gut sindt. Dann so man jhnen alles entziehen solte / das sie gutes haben / würden sie keine Naturen seyn. Welche Wort freylich gnugsam̃ zu erkennen geben / daß Augustinus gehaltẽ / daß die Sünde / als eine böse Seuche oder Vnart / mit der verderbten Natur vermenget sey.

So hat auch Lutherus an vielen Ohrten in seinen Schrifften die Erbsünde also beschrieben / daß sie gleich wie eine Vnreinig-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0305" n="147"/>
Natur deß                      Menschen sey / als ein böser Schade / Seuche oder Gebrechen / bekennet vnd                      lehret er zu gleich die Vermischung der Sünde vnnd der verderbten Menschlichen                      Natur / sonsten köndte er nicht wider die Manicheer erhalten / daß die gute                      Natur deß Menschen verderbt were / darauff er doch alle seine Schrifften wider                      die Manicheer gerichtet vnd gegründet hat.</p>
        <p>Darneben / weil Augustinus durch vnd durch wider die Manicheer streitet / daß die                      Verderbung keine Substantz oder Natur sey / sondern etwas böses oder eine böse                      Vnart vnnd Seuche / dardurch die Menschliche Natur verderbt ist / so kan er ja                      anderst nicht lehren vnnd halten / dann daß die Sünde / als eine böse Seuche                      oder Vnart / mit der verderbten Natur vermenget sey.</p>
        <p>Vber das / so schreibet er mit klaren Worten contra Epistolam Fundamenti, cap.                      33. Longum est caetera persequi, sed manifestum est eis, qui nullo studio                      partium iudicant, cum istae naturae commemorantur, ADIVN GI EIS QVAEDAM, QVIBVS                      DISPLICEANT, QVAE CVM DETRAHIMVS, NATVRAE MELIORES MANENT. Vnde intelligitur                      eas, in quantum naturae sunt, bonas esse, quia cum eis vicissim omne, quod bonum                      habent, detraxeris, naturae nullae erunt, &amp;c. Das ist / Es were zu lang /                      alles zu widerholen / es ist aber doch dene&#x0303; / welche                      vnpartheiisch sindt / offenbar / wann man der Naturen gedenckt / daß man                      etlicher Dinge / die darbey sindt / erwehnet / derentwegen sie nicht allerding                      zu loben / welche Dinge / wann sie darvon abgescheiden oder abgethan / würden                      sie besser seyn vnd bleiben. Daher gnugsam&#x0303; zu verstehen ist / daß                      sie / so ferrn sie Naturen sindt / gut sindt. Dann so man jhnen alles entziehen                      solte / das sie gutes haben / würden sie keine Naturen seyn. Welche Wort                      freylich gnugsam&#x0303; zu erkennen geben / daß Augustinus gehalte&#x0303; / daß die Sünde / als eine böse Seuche oder Vnart / mit der                      verderbten Natur vermenget sey.</p>
        <p>So hat auch Lutherus an vielen Ohrten in seinen Schrifften die Erbsünde also                      beschrieben / daß sie gleich wie eine Vnreinig-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[147/0305] Natur deß Menschen sey / als ein böser Schade / Seuche oder Gebrechen / bekennet vnd lehret er zu gleich die Vermischung der Sünde vnnd der verderbten Menschlichen Natur / sonsten köndte er nicht wider die Manicheer erhalten / daß die gute Natur deß Menschen verderbt were / darauff er doch alle seine Schrifften wider die Manicheer gerichtet vnd gegründet hat. Darneben / weil Augustinus durch vnd durch wider die Manicheer streitet / daß die Verderbung keine Substantz oder Natur sey / sondern etwas böses oder eine böse Vnart vnnd Seuche / dardurch die Menschliche Natur verderbt ist / so kan er ja anderst nicht lehren vnnd halten / dann daß die Sünde / als eine böse Seuche oder Vnart / mit der verderbten Natur vermenget sey. Vber das / so schreibet er mit klaren Worten contra Epistolam Fundamenti, cap. 33. Longum est caetera persequi, sed manifestum est eis, qui nullo studio partium iudicant, cum istae naturae commemorantur, ADIVN GI EIS QVAEDAM, QVIBVS DISPLICEANT, QVAE CVM DETRAHIMVS, NATVRAE MELIORES MANENT. Vnde intelligitur eas, in quantum naturae sunt, bonas esse, quia cum eis vicissim omne, quod bonum habent, detraxeris, naturae nullae erunt, &c. Das ist / Es were zu lang / alles zu widerholen / es ist aber doch denẽ / welche vnpartheiisch sindt / offenbar / wann man der Naturen gedenckt / daß man etlicher Dinge / die darbey sindt / erwehnet / derentwegen sie nicht allerding zu loben / welche Dinge / wann sie darvon abgescheiden oder abgethan / würden sie besser seyn vnd bleiben. Daher gnugsam̃ zu verstehen ist / daß sie / so ferrn sie Naturen sindt / gut sindt. Dann so man jhnen alles entziehen solte / das sie gutes haben / würden sie keine Naturen seyn. Welche Wort freylich gnugsam̃ zu erkennen geben / daß Augustinus gehaltẽ / daß die Sünde / als eine böse Seuche oder Vnart / mit der verderbten Natur vermenget sey. So hat auch Lutherus an vielen Ohrten in seinen Schrifften die Erbsünde also beschrieben / daß sie gleich wie eine Vnreinig-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marbach_refutatio_1583
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marbach_refutatio_1583/305
Zitationshilfe: Marbach, Timotheus u. a.: Refutatio Irenaei. Gründlicher Bericht auf das Examen M. Christophori Irenei, so er Anno 1581 wider den ersten Artikel des christlichen Konkordienbuchs von der Erbsünde durch offenen Druck ausgesprengt. Heidelberg, 1583, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marbach_refutatio_1583/305>, abgerufen am 25.11.2024.