Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Marbach, Timotheus u. a.: Refutatio Irenaei. Gründlicher Bericht auf das Examen M. Christophori Irenei, so er Anno 1581 wider den ersten Artikel des christlichen Konkordienbuchs von der Erbsünde durch offenen Druck ausgesprengt. Heidelberg, 1583.

Bild:
<< vorherige Seite

die gantze Natur sey durch die Sünde verderbt / vnd die verderbte Natur sey die Sünde selbst.

Die Theilung auch / da die Schrifft den Menschen in Geist vnnd Fleisch abtheilet / oder in einen alten vnd newen Menschen /P. p. iij. fac. 1. bringet keines Wegs mit sich / wie das Gegentheil fürgibt / daß die verderbte Natur die Erbsünde selbst sey / oder aber / daß in Paulo oder einem andern newgebornen Menschen zweyerley wesentliche Form oder Bildtnüß seyn / wie Illyricus vnnd sein Hauff schwärmet.

Dann Fleisch heisset der gantze Mensch mit Leib vnd Seele / so ferrn er nicht widergeborn ist. Geist heist er / so ferrn er newgeboren ist / Glauben / newe Kräfften / new Liecht vnnd Leben hat / so er vor der Widergeburt nicht gehabt hat. Vnnd solcher Gestallt ist der einige Paulus Fleisch vnd Geist. Fleisch oder fleischlich / so ferrn jhm noch die Sünde anhanget vnnd sich in seinem Hertzen vnd Fleische reget: Geist oder Geistlich / so ferrn er durch den Heiligen Geist vnd Glauben der Sünden abgestorben / den bösen Lüsten deß Fleisches widerstrebt / vnnd dieselbigen tödtet. Mit was Grundt kan aber darauß geschlossen werden / daß die verderbte Natur die Erbsünde selbst sey? Vnd wie reymet sich doch: Fleisch oder fleischlich heisset der gantze Mensch mit Leib vnd Seel / so ferrn er nicht widergeborn ist: Derwegen so ist die verderbte Natur ohne allen Vnderscheid die Erbsünde selbst? Es verstehet ja menniglich / daß solchs im geringsten nicht folge.

Eben also verhält sichs auch mit den Worten / alter vnnd newer Mensch / da das Wort / alter Mensch / abermals heist den gantzen Menschen / wie er ist durch die Sünde verderbt / vom Teuffel (als D. Lutherus in der Kirchen Postill Dominica 19. Trinitatis, vber die Epistel Ephes. 4. recht schreibet) verblendet vnd verderbet an der Seele / also / daß er Gott nicht vor Augen hat / noch jm

die gantze Natur sey durch die Sünde verderbt / vnd die verderbte Natur sey die Sünde selbst.

Die Theilung auch / da die Schrifft den Menschen in Geist vnnd Fleisch abtheilet / oder in einen alten vnd newen Menschen /P. p. iij. fac. 1. bringet keines Wegs mit sich / wie das Gegentheil fürgibt / daß die verderbte Natur die Erbsünde selbst sey / oder aber / daß in Paulo oder einem andern newgebornen Menschen zweyerley wesentliche Form oder Bildtnüß seyn / wie Illyricus vnnd sein Hauff schwärmet.

Dann Fleisch heisset der gantze Mensch mit Leib vnd Seele / so ferrn er nicht widergeborn ist. Geist heist er / so ferrn er newgeboren ist / Glauben / newe Kräfften / new Liecht vnnd Leben hat / so er vor der Widergeburt nicht gehabt hat. Vnnd solcher Gestallt ist der einige Paulus Fleisch vnd Geist. Fleisch oder fleischlich / so ferrn jhm noch die Sünde anhanget vnnd sich in seinem Hertzen vnd Fleische reget: Geist oder Geistlich / so ferrn er durch den Heiligen Geist vnd Glauben der Sünden abgestorben / den bösen Lüsten deß Fleisches widerstrebt / vnnd dieselbigen tödtet. Mit was Grundt kan aber darauß geschlossen werden / daß die verderbte Natur die Erbsünde selbst sey? Vnd wie reymet sich doch: Fleisch oder fleischlich heisset der gantze Mensch mit Leib vñ Seel / so ferrn er nicht widergeborn ist: Derwegen so ist die verderbte Natur ohne allen Vnderscheid die Erbsünde selbst? Es verstehet ja menniglich / daß solchs im geringsten nicht folge.

Eben also verhält sichs auch mit den Worten / alter vnnd newer Mensch / da das Wort / alter Mensch / abermals heist den gantzen Menschen / wie er ist durch die Sünde verderbt / vom Teuffel (als D. Lutherus in der Kirchen Postill Dominica 19. Trinitatis, vber die Epistel Ephes. 4. recht schreibet) verblendet vnd verderbet an der Seele / also / daß er Gott nicht vor Augen hat / noch jm

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0211" n="100"/>
die gantze Natur sey                      durch die Sünde verderbt / vnd die verderbte Natur sey die Sünde selbst.</p>
        <p>Die Theilung auch / da die Schrifft den Menschen in Geist vnnd Fleisch abtheilet                      / oder in einen alten vnd newen Menschen /<note place="right">P. p. iij.                          fac. 1.</note> bringet keines Wegs mit sich / wie das Gegentheil fürgibt /                      daß die verderbte Natur die Erbsünde selbst sey / oder aber / daß in Paulo oder                      einem andern newgebornen Menschen zweyerley wesentliche Form oder Bildtnüß seyn                      / wie Illyricus vnnd sein Hauff schwärmet.</p>
        <p>Dann Fleisch heisset der gantze Mensch mit Leib vnd Seele / so ferrn er nicht                      widergeborn ist. Geist heist er / so ferrn er newgeboren ist / Glauben / newe                      Kräfften / new Liecht vnnd Leben hat / so er vor der Widergeburt nicht gehabt                      hat. Vnnd solcher Gestallt ist der einige Paulus Fleisch vnd Geist. Fleisch oder                      fleischlich / so ferrn jhm noch die Sünde anhanget vnnd sich in seinem Hertzen                      vnd Fleische reget: Geist oder Geistlich / so ferrn er durch den Heiligen Geist                      vnd Glauben der Sünden abgestorben / den bösen Lüsten deß Fleisches widerstrebt                      / vnnd dieselbigen tödtet. Mit was Grundt kan aber darauß geschlossen werden /                      daß die verderbte Natur die Erbsünde selbst sey? Vnd wie reymet sich doch:                      Fleisch oder fleischlich heisset der gantze Mensch mit Leib vn&#x0303;                      Seel / so ferrn er nicht widergeborn ist: Derwegen so ist die verderbte Natur                      ohne allen Vnderscheid die Erbsünde selbst? Es verstehet ja menniglich / daß                      solchs im geringsten nicht folge.</p>
        <p>Eben also verhält sichs auch mit den Worten / alter vnnd newer Mensch / da das                      Wort / alter Mensch / abermals heist den gantzen Menschen / wie er ist durch die                      Sünde verderbt / vom Teuffel (als D. Lutherus in der Kirchen Postill Dominica                      19. Trinitatis, vber die Epistel Ephes. 4. recht schreibet) verblendet vnd                      verderbet an der Seele / also / daß er Gott nicht vor Augen hat / noch jm
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[100/0211] die gantze Natur sey durch die Sünde verderbt / vnd die verderbte Natur sey die Sünde selbst. Die Theilung auch / da die Schrifft den Menschen in Geist vnnd Fleisch abtheilet / oder in einen alten vnd newen Menschen / bringet keines Wegs mit sich / wie das Gegentheil fürgibt / daß die verderbte Natur die Erbsünde selbst sey / oder aber / daß in Paulo oder einem andern newgebornen Menschen zweyerley wesentliche Form oder Bildtnüß seyn / wie Illyricus vnnd sein Hauff schwärmet. P. p. iij. fac. 1. Dann Fleisch heisset der gantze Mensch mit Leib vnd Seele / so ferrn er nicht widergeborn ist. Geist heist er / so ferrn er newgeboren ist / Glauben / newe Kräfften / new Liecht vnnd Leben hat / so er vor der Widergeburt nicht gehabt hat. Vnnd solcher Gestallt ist der einige Paulus Fleisch vnd Geist. Fleisch oder fleischlich / so ferrn jhm noch die Sünde anhanget vnnd sich in seinem Hertzen vnd Fleische reget: Geist oder Geistlich / so ferrn er durch den Heiligen Geist vnd Glauben der Sünden abgestorben / den bösen Lüsten deß Fleisches widerstrebt / vnnd dieselbigen tödtet. Mit was Grundt kan aber darauß geschlossen werden / daß die verderbte Natur die Erbsünde selbst sey? Vnd wie reymet sich doch: Fleisch oder fleischlich heisset der gantze Mensch mit Leib vñ Seel / so ferrn er nicht widergeborn ist: Derwegen so ist die verderbte Natur ohne allen Vnderscheid die Erbsünde selbst? Es verstehet ja menniglich / daß solchs im geringsten nicht folge. Eben also verhält sichs auch mit den Worten / alter vnnd newer Mensch / da das Wort / alter Mensch / abermals heist den gantzen Menschen / wie er ist durch die Sünde verderbt / vom Teuffel (als D. Lutherus in der Kirchen Postill Dominica 19. Trinitatis, vber die Epistel Ephes. 4. recht schreibet) verblendet vnd verderbet an der Seele / also / daß er Gott nicht vor Augen hat / noch jm

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/marbach_refutatio_1583
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/marbach_refutatio_1583/211
Zitationshilfe: Marbach, Timotheus u. a.: Refutatio Irenaei. Gründlicher Bericht auf das Examen M. Christophori Irenei, so er Anno 1581 wider den ersten Artikel des christlichen Konkordienbuchs von der Erbsünde durch offenen Druck ausgesprengt. Heidelberg, 1583, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/marbach_refutatio_1583/211>, abgerufen am 24.11.2024.