Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Mangoldt, Hans von: Die Lehre vom Unternehmergewinn. Leipzig, 1855.

Bild:
<< vorherige Seite

len, als derjenige einfacher Handwerke; so ist die Beschäftigung
mit Dienstleistungen, die sich auf gewisse gern geheim gehaltene
Verhältnisse beziehen, nicht so sicher zu taxiren, als diejenigen
mit solchen Diensten, die offen entgegen genommen werden; so
herrscht über das Ergebniß gewagter Speculationen meist ein
größeres Dunkel, als über das regelmäßig ihren Gang fort-
gehender Geschäfte; so pflegt der Gewinn aus dem Handel mit
sehr kostbaren, wenig voluminösen Gegenständen nicht so leicht
verfolgt werden zu können, wie derjenige aus dem Handel mit
weniger werthvollen, umfangreiche Niederlagen erfordernden
Waaren oder aus der Arbeitsräume, Werkzeuge und Maschi-
nen erheischenden Fabrikation 1).

Indessen nicht blos die erwähnten äußeren Gründe be-
schränken häufig die Zahl der Unternehmer einer bestimmten Art,
sondern auch der innere Grund, daß es thatsächlich an zu Unter-
nehmern geeigneten Persönlichkeiten gebricht, indem die natür-
lichen Bedingungen für die Unternehmung eines bestimmten Ge-
schäfts sich nur in einer gewissen beschränkten Anzahl von Per-
sonen vorfinden. Beide Arten von Gründe vermischen sich
vielfach und wirken gegenseitig auf einander zurück. Wenn z. B.
die Unternehmung eines Geschäfts mit zahlreichen äußeren Schwie-
rigkeiten verbunden ist, dann hat dieß leicht auch eine Vermin-
derung der Zahl der an sich dazu befähigten Persönlichkeiten zur
Folge; und umgekehrt, wenn nur Wenige zu einer Unterneh-
mung befähigt sind, macht sich um so eher das Bestreben geltend,
die natürliche Beschränkung noch durch eine künstliche zu steigern.
-- In einem Punkte unterscheidet sich jedoch die Wirkung der
äußern und der innern Hindernisse einer Vermehrung der Unter-

1) Die Vorliebe der Schacherjuden für den Handel mit Pretiosen erklärt
sich zum Theil mit aus diesem Umstande.
8 *

len, als derjenige einfacher Handwerke; ſo iſt die Beſchaͤftigung
mit Dienſtleiſtungen, die ſich auf gewiſſe gern geheim gehaltene
Verhaͤltniſſe beziehen, nicht ſo ſicher zu taxiren, als diejenigen
mit ſolchen Dienſten, die offen entgegen genommen werden; ſo
herrſcht uͤber das Ergebniß gewagter Speculationen meiſt ein
groͤßeres Dunkel, als uͤber das regelmaͤßig ihren Gang fort-
gehender Geſchaͤfte; ſo pflegt der Gewinn aus dem Handel mit
ſehr koſtbaren, wenig voluminoͤſen Gegenſtaͤnden nicht ſo leicht
verfolgt werden zu koͤnnen, wie derjenige aus dem Handel mit
weniger werthvollen, umfangreiche Niederlagen erfordernden
Waaren oder aus der Arbeitsraͤume, Werkzeuge und Maſchi-
nen erheiſchenden Fabrikation 1).

Indeſſen nicht blos die erwaͤhnten aͤußeren Gruͤnde be-
ſchraͤnken haͤufig die Zahl der Unternehmer einer beſtimmten Art,
ſondern auch der innere Grund, daß es thatſaͤchlich an zu Unter-
nehmern geeigneten Perſoͤnlichkeiten gebricht, indem die natuͤr-
lichen Bedingungen fuͤr die Unternehmung eines beſtimmten Ge-
ſchaͤfts ſich nur in einer gewiſſen beſchraͤnkten Anzahl von Per-
ſonen vorfinden. Beide Arten von Gruͤnde vermiſchen ſich
vielfach und wirken gegenſeitig auf einander zuruͤck. Wenn z. B.
die Unternehmung eines Geſchaͤfts mit zahlreichen aͤußeren Schwie-
rigkeiten verbunden iſt, dann hat dieß leicht auch eine Vermin-
derung der Zahl der an ſich dazu befaͤhigten Perſoͤnlichkeiten zur
Folge; und umgekehrt, wenn nur Wenige zu einer Unterneh-
mung befaͤhigt ſind, macht ſich um ſo eher das Beſtreben geltend,
die natuͤrliche Beſchraͤnkung noch durch eine kuͤnſtliche zu ſteigern.
— In einem Punkte unterſcheidet ſich jedoch die Wirkung der
aͤußern und der innern Hinderniſſe einer Vermehrung der Unter-

1) Die Vorliebe der Schacherjuden für den Handel mit Pretioſen erklärt
ſich zum Theil mit aus dieſem Umſtande.
8 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0127" n="115"/>
len, als derjenige einfacher Handwerke; &#x017F;o i&#x017F;t die Be&#x017F;cha&#x0364;ftigung<lb/>
mit Dien&#x017F;tlei&#x017F;tungen, die &#x017F;ich auf gewi&#x017F;&#x017F;e gern geheim gehaltene<lb/>
Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e beziehen, nicht &#x017F;o &#x017F;icher zu taxiren, als diejenigen<lb/>
mit &#x017F;olchen Dien&#x017F;ten, die offen entgegen genommen werden; &#x017F;o<lb/>
herr&#x017F;cht u&#x0364;ber das Ergebniß gewagter Speculationen mei&#x017F;t ein<lb/>
gro&#x0364;ßeres Dunkel, als u&#x0364;ber das regelma&#x0364;ßig ihren Gang fort-<lb/>
gehender Ge&#x017F;cha&#x0364;fte; &#x017F;o pflegt der Gewinn aus dem Handel mit<lb/>
&#x017F;ehr ko&#x017F;tbaren, wenig volumino&#x0364;&#x017F;en Gegen&#x017F;ta&#x0364;nden nicht &#x017F;o leicht<lb/>
verfolgt werden zu ko&#x0364;nnen, wie derjenige aus dem Handel mit<lb/>
weniger werthvollen, umfangreiche Niederlagen erfordernden<lb/>
Waaren oder aus der Arbeitsra&#x0364;ume, Werkzeuge und Ma&#x017F;chi-<lb/>
nen erhei&#x017F;chenden Fabrikation <note place="foot" n="1)">Die Vorliebe der Schacherjuden für den Handel mit Pretio&#x017F;en erklärt<lb/>
&#x017F;ich zum Theil mit aus die&#x017F;em Um&#x017F;tande.</note>.</p><lb/>
          <p>Inde&#x017F;&#x017F;en nicht blos die erwa&#x0364;hnten a&#x0364;ußeren Gru&#x0364;nde be-<lb/>
&#x017F;chra&#x0364;nken ha&#x0364;ufig die Zahl der Unternehmer einer be&#x017F;timmten Art,<lb/>
&#x017F;ondern auch der innere Grund, daß es that&#x017F;a&#x0364;chlich an zu Unter-<lb/>
nehmern geeigneten Per&#x017F;o&#x0364;nlichkeiten gebricht, indem die natu&#x0364;r-<lb/>
lichen Bedingungen fu&#x0364;r die Unternehmung eines be&#x017F;timmten Ge-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;fts &#x017F;ich nur in einer gewi&#x017F;&#x017F;en be&#x017F;chra&#x0364;nkten Anzahl von Per-<lb/>
&#x017F;onen vorfinden. Beide Arten von Gru&#x0364;nde vermi&#x017F;chen &#x017F;ich<lb/>
vielfach und wirken gegen&#x017F;eitig auf einander zuru&#x0364;ck. Wenn z. B.<lb/>
die Unternehmung eines Ge&#x017F;cha&#x0364;fts mit zahlreichen a&#x0364;ußeren Schwie-<lb/>
rigkeiten verbunden i&#x017F;t, dann hat dieß leicht auch eine Vermin-<lb/>
derung der Zahl der an &#x017F;ich dazu befa&#x0364;higten Per&#x017F;o&#x0364;nlichkeiten zur<lb/>
Folge; und umgekehrt, wenn nur Wenige zu einer Unterneh-<lb/>
mung befa&#x0364;higt &#x017F;ind, macht &#x017F;ich um &#x017F;o eher das Be&#x017F;treben geltend,<lb/>
die natu&#x0364;rliche Be&#x017F;chra&#x0364;nkung noch durch eine ku&#x0364;n&#x017F;tliche zu &#x017F;teigern.<lb/>
&#x2014; In einem Punkte unter&#x017F;cheidet &#x017F;ich jedoch die Wirkung der<lb/>
a&#x0364;ußern und der innern Hinderni&#x017F;&#x017F;e einer Vermehrung der Unter-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">8 *</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[115/0127] len, als derjenige einfacher Handwerke; ſo iſt die Beſchaͤftigung mit Dienſtleiſtungen, die ſich auf gewiſſe gern geheim gehaltene Verhaͤltniſſe beziehen, nicht ſo ſicher zu taxiren, als diejenigen mit ſolchen Dienſten, die offen entgegen genommen werden; ſo herrſcht uͤber das Ergebniß gewagter Speculationen meiſt ein groͤßeres Dunkel, als uͤber das regelmaͤßig ihren Gang fort- gehender Geſchaͤfte; ſo pflegt der Gewinn aus dem Handel mit ſehr koſtbaren, wenig voluminoͤſen Gegenſtaͤnden nicht ſo leicht verfolgt werden zu koͤnnen, wie derjenige aus dem Handel mit weniger werthvollen, umfangreiche Niederlagen erfordernden Waaren oder aus der Arbeitsraͤume, Werkzeuge und Maſchi- nen erheiſchenden Fabrikation 1). Indeſſen nicht blos die erwaͤhnten aͤußeren Gruͤnde be- ſchraͤnken haͤufig die Zahl der Unternehmer einer beſtimmten Art, ſondern auch der innere Grund, daß es thatſaͤchlich an zu Unter- nehmern geeigneten Perſoͤnlichkeiten gebricht, indem die natuͤr- lichen Bedingungen fuͤr die Unternehmung eines beſtimmten Ge- ſchaͤfts ſich nur in einer gewiſſen beſchraͤnkten Anzahl von Per- ſonen vorfinden. Beide Arten von Gruͤnde vermiſchen ſich vielfach und wirken gegenſeitig auf einander zuruͤck. Wenn z. B. die Unternehmung eines Geſchaͤfts mit zahlreichen aͤußeren Schwie- rigkeiten verbunden iſt, dann hat dieß leicht auch eine Vermin- derung der Zahl der an ſich dazu befaͤhigten Perſoͤnlichkeiten zur Folge; und umgekehrt, wenn nur Wenige zu einer Unterneh- mung befaͤhigt ſind, macht ſich um ſo eher das Beſtreben geltend, die natuͤrliche Beſchraͤnkung noch durch eine kuͤnſtliche zu ſteigern. — In einem Punkte unterſcheidet ſich jedoch die Wirkung der aͤußern und der innern Hinderniſſe einer Vermehrung der Unter- 1) Die Vorliebe der Schacherjuden für den Handel mit Pretioſen erklärt ſich zum Theil mit aus dieſem Umſtande. 8 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/mangoldt_unternehmergewinn_1855
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/mangoldt_unternehmergewinn_1855/127
Zitationshilfe: Mangoldt, Hans von: Die Lehre vom Unternehmergewinn. Leipzig, 1855, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mangoldt_unternehmergewinn_1855/127>, abgerufen am 05.12.2024.