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Magirus, Johannes: Baptisterium Oder Taufstein, Das ist: Predigt, Von der heiligen Tauffe/ vber das Euangelium von der Tauffe Jesu Christi vnsers Herrn. Magdeburg, [1611].

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In der wüsten die viertzig Jahr vber wurden viel Kinder geborn / aber damals keines derselben beschnitten / nicht das sie das Sacrament der Beschneidung verachtet hetten / sondern weil sie vmb jhres stetigen reisens / vnd offt anderer vielfeltigen hinderung wegen / die beschneidung nicht verrichten könten: Wer wil aber nu sagen das die Kinder alle mit einander / so daselbst vnbeschnittenblieben sein / solten von Gottverworffen / vnd jre Seele aus dem Volck Gottes außgerottet sein? Wer hat den Schecher am Creutz getaufft / ist er nicht ohne Tauffe mit Christo den tag ins Paradis kommen?

Ist nu dem also / so werden auch die jenigen von der straffe der verachtung der heiligen Tauff exempt vnd frey sein / die nicht auß verachtung / oder auß hoffart / sondern auß vnvermeidlicher not der Tauffe ohne jhr wissen vnd willen / haben mangel vnd entbern müssen.

Demnach wie die Eltern / denen Gott lebendige Kinder bescheret / vnd zur Welt lesset geboren werden / fleissig zu erinnern sind / das sie / so bald jhnen die Kinder geboren werden / mit jhnen zur tauffe zu eilen / damit sie nicht das mittel zur widergeburt / von Gott selber geordnet / als Gottes Raht / entweder verachten / oder mit gefahr derselben prolongiren vnd auffschieben. Also wenn die Kinderlein nicht aus schuldt der Eltern / sondern durch sonderbare verhengniß Gottes / ehe sie zur Tauffe kommen können mit Tod abgehen / müssen sich fromme vnnd

In der wüsten die viertzig Jahr vber wurden viel Kinder geborn / aber damals keines derselben beschnitten / nicht das sie das Sacrament der Beschneidung verachtet hetten / sondern weil sie vmb jhres stetigen reisens / vnd offt anderer vielfeltigen hinderung wegen / die beschneidung nicht verrichten könten: Wer wil aber nu sagen das die Kinder alle mit einander / so daselbst vnbeschnittẽbliebẽ sein / soltẽ von Gottverworffẽ / vnd jre Seele aus dem Volck Gottes außgerottet sein? Wer hat den Schecher am Creutz getaufft / ist er nicht ohne Tauffe mit Christo den tag ins Paradis kommen?

Ist nu dem also / so werden auch die jenigen von der straffe der verachtung der heiligen Tauff exempt vnd frey sein / die nicht auß verachtung / oder auß hoffart / sondern auß vnvermeidlicher not der Tauffe ohne jhr wissen vnd willen / haben mangel vnd entbern müssen.

Demnach wie die Eltern / denen Gott lebendige Kinder bescheret / vnd zur Welt lesset geboren werden / fleissig zu erinnern sind / das sie / so bald jhnen die Kinder geboren werden / mit jhnen zur tauffe zu eilen / damit sie nicht das mittel zur widergeburt / von Gott selber geordnet / als Gottes Raht / entweder verachten / oder mit gefahr derselben prolongiren vnd auffschieben. Also wenn die Kinderlein nicht aus schuldt der Eltern / sondern durch sonderbare verhengniß Gottes / ehe sie zur Tauffe kommen können mit Tod abgehen / müssen sich fromme vnnd

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        <p>Ist nu dem also / so werden auch die jenigen von der straffe der verachtung der                      heiligen Tauff exempt vnd frey sein / die nicht auß verachtung / oder auß                      hoffart / sondern auß vnvermeidlicher not der Tauffe ohne jhr wissen vnd willen                      / haben mangel vnd entbern müssen.</p>
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[0062] In der wüsten die viertzig Jahr vber wurden viel Kinder geborn / aber damals keines derselben beschnitten / nicht das sie das Sacrament der Beschneidung verachtet hetten / sondern weil sie vmb jhres stetigen reisens / vnd offt anderer vielfeltigen hinderung wegen / die beschneidung nicht verrichten könten: Wer wil aber nu sagen das die Kinder alle mit einander / so daselbst vnbeschnittẽbliebẽ sein / soltẽ von Gottverworffẽ / vnd jre Seele aus dem Volck Gottes außgerottet sein? Wer hat den Schecher am Creutz getaufft / ist er nicht ohne Tauffe mit Christo den tag ins Paradis kommen? Ist nu dem also / so werden auch die jenigen von der straffe der verachtung der heiligen Tauff exempt vnd frey sein / die nicht auß verachtung / oder auß hoffart / sondern auß vnvermeidlicher not der Tauffe ohne jhr wissen vnd willen / haben mangel vnd entbern müssen. Demnach wie die Eltern / denen Gott lebendige Kinder bescheret / vnd zur Welt lesset geboren werden / fleissig zu erinnern sind / das sie / so bald jhnen die Kinder geboren werden / mit jhnen zur tauffe zu eilen / damit sie nicht das mittel zur widergeburt / von Gott selber geordnet / als Gottes Raht / entweder verachten / oder mit gefahr derselben prolongiren vnd auffschieben. Also wenn die Kinderlein nicht aus schuldt der Eltern / sondern durch sonderbare verhengniß Gottes / ehe sie zur Tauffe kommen können mit Tod abgehen / müssen sich fromme vnnd

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Zitationshilfe: Magirus, Johannes: Baptisterium Oder Taufstein, Das ist: Predigt, Von der heiligen Tauffe/ vber das Euangelium von der Tauffe Jesu Christi vnsers Herrn. Magdeburg, [1611], S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/magirus_baptisterium_1611/62>, abgerufen am 06.05.2024.