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Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704.

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stellen/ so heist es: Die süsse Liebe/ der Zucker-süs-
se Mund/ da alsbald die Epitheta ihrem Substantivo
oder wovon sie Reden einen Ausspruch geben. vid.
Scaliger. l. 4. Prosodiae c. 47. Opitz Prosod. c. 6.
Schottelius.
in der 7. Lob-Rede der Sprach-Kunst.

Reg. 7. Wann ich an hohe Personen schreibe/
so muß ich auch höherer Worte und Sachen gebrau-
chen/ als/ wann ich mit niedrigen umbgehe/ die nur
mit einfältigen Worten dürffen begrüßt werden/ da-
mit sie nicht über ihren Verstand steigen/ weil auch
hier Apollo Wort gilt: Ne sutor ultra crepidam.
Gellius l. 13. c. 20. Conf. sup. c.
3. §. 6. In Be-
singung eines tapffren Soldatens Helden-Thaten/
wird die Bild-Kunst oder Historische Vergleichungs-
Kunst gebraucht/ also/ daß ich ihn nenne/ einen Han-
nibal, Scipio, Alexander,
einen Orator, Demosthe-
nem, Ciceronem,
einen geistlichen Augustinum
Chrysostomum.
Harsdörffer. Poet. Trichter. P. 3. p. 14.

Reg. 8. So ich anhöhere Personen/ als ich selbst
bin/ schreibe/ so ist es zierlicher ein Stück des Prae-
dicats
vor das Subjectum zusetzen/ umb meine De-
müthigung und Submission darmit zu zeigen v. g.

Das ihro Hoheit itzt mein Feder-Kiel begrüst. Ob
ich gleich sonst in gemein-üblicher Rede sage/ daß
mein Feder-Kiel itzt ihro Hoheit begrüst/ so hebt doch
alhier die Veneneration die Regeln auf.

Reg. 9. Daß Adjectivum wird wegen seiner
Emphasi vor das Substantivum gesetzt/ e. g. der blaue
Himmel/ nicht aber/ der Himmel blaue/ der scharf-
fe Degen/ und nicht der Degen scharffe. Es wä-

re denn

ſtellen/ ſo heiſt es: Die ſuͤſſe Liebe/ der Zucker-ſuͤſ-
ſe Mund/ da alsbald die Epitheta ihrem Subſtantivo
oder wovon ſie Reden einen Ausſpruch geben. vid.
Scaliger. l. 4. Proſodiæ c. 47. Opitz Proſod. c. 6.
Schottelius.
in der 7. Lob-Rede der Sprach-Kunſt.

Reg. 7. Wann ich an hohe Perſonen ſchreibe/
ſo muß ich auch hoͤherer Worte und Sachen gebrau-
chen/ als/ wann ich mit niedrigen umbgehe/ die nur
mit einfaͤltigen Worten duͤrffen begruͤßt werden/ da-
mit ſie nicht uͤber ihren Verſtand ſteigen/ weil auch
hier Apollo Wort gilt: Ne ſutor ultra crepidam.
Gellius l. 13. c. 20. Conf. ſup. c.
3. §. 6. In Be-
ſingung eines tapffren Soldatens Helden-Thaten/
wird die Bild-Kunſt oder Hiſtoriſche Vergleichungs-
Kunſt gebraucht/ alſo/ daß ich ihn nenne/ einen Han-
nibal, Scipio, Alexander,
einen Orator, Demoſthe-
nem, Ciceronem,
einen geiſtlichen Auguſtinum
Chryſoſtomum.
Harsdoͤrffer. Poet. Trichter. P. 3. p. 14.

Reg. 8. So ich anhoͤhere Perſonen/ als ich ſelbſt
bin/ ſchreibe/ ſo iſt es zierlicher ein Stuͤck des Præ-
dicats
vor das Subjectum zuſetzen/ umb meine De-
muͤthigung und Submisſion darmit zu zeigen v. g.

Das ihro Hoheit itzt mein Feder-Kiel begruͤſt. Ob
ich gleich ſonſt in gemein-uͤblicher Rede ſage/ daß
mein Feder-Kiel itzt ihro Hoheit begruͤſt/ ſo hebt doch
alhier die Veneneration die Regeln auf.

Reg. 9. Daß Adjectivum wird wegen ſeiner
Emphaſi vor das Subſtantivum geſetzt/ e. g. der blaue
Himmel/ nicht aber/ der Himmel blaue/ der ſcharf-
fe Degen/ und nicht der Degen ſcharffe. Es waͤ-

re denn
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[45/0057] ſtellen/ ſo heiſt es: Die ſuͤſſe Liebe/ der Zucker-ſuͤſ- ſe Mund/ da alsbald die Epitheta ihrem Subſtantivo oder wovon ſie Reden einen Ausſpruch geben. vid. Scaliger. l. 4. Proſodiæ c. 47. Opitz Proſod. c. 6. Schottelius. in der 7. Lob-Rede der Sprach-Kunſt. Reg. 7. Wann ich an hohe Perſonen ſchreibe/ ſo muß ich auch hoͤherer Worte und Sachen gebrau- chen/ als/ wann ich mit niedrigen umbgehe/ die nur mit einfaͤltigen Worten duͤrffen begruͤßt werden/ da- mit ſie nicht uͤber ihren Verſtand ſteigen/ weil auch hier Apollo Wort gilt: Ne ſutor ultra crepidam. Gellius l. 13. c. 20. Conf. ſup. c. 3. §. 6. In Be- ſingung eines tapffren Soldatens Helden-Thaten/ wird die Bild-Kunſt oder Hiſtoriſche Vergleichungs- Kunſt gebraucht/ alſo/ daß ich ihn nenne/ einen Han- nibal, Scipio, Alexander, einen Orator, Demoſthe- nem, Ciceronem, einen geiſtlichen Auguſtinum Chryſoſtomum. Harsdoͤrffer. Poet. Trichter. P. 3. p. 14. Reg. 8. So ich anhoͤhere Perſonen/ als ich ſelbſt bin/ ſchreibe/ ſo iſt es zierlicher ein Stuͤck des Præ- dicats vor das Subjectum zuſetzen/ umb meine De- muͤthigung und Submisſion darmit zu zeigen v. g. Das ihro Hoheit itzt mein Feder-Kiel begruͤſt. Ob ich gleich ſonſt in gemein-uͤblicher Rede ſage/ daß mein Feder-Kiel itzt ihro Hoheit begruͤſt/ ſo hebt doch alhier die Veneneration die Regeln auf. Reg. 9. Daß Adjectivum wird wegen ſeiner Emphaſi vor das Subſtantivum geſetzt/ e. g. der blaue Himmel/ nicht aber/ der Himmel blaue/ der ſcharf- fe Degen/ und nicht der Degen ſcharffe. Es waͤ- re denn

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Zitationshilfe: Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704. , S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maennling_helicon_1704/57>, abgerufen am 23.11.2024.