Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704.heit ein Genus zu erwehlen/ was einem beliebig ist. Der Laster-Mackel muß nicht am Gespinste kleben/ An dem die Einfalt ihr des Wandels Muster sucht; So müssen Lehrer selbst nicht führen falsches Leben/ Weil sie den Hörenden sind eine Spiegel-Zucht. Ihr Leben muß in Gluth der reinen Tugend brennen/ Und zeigen/ daß sie recht des Schülers Richtsch nur seyn/ So wird der Himmel sie auch mit dem Nahmen nennen: Des Lehrers Leben ist/ des Hörers Sonnen-schein. Die Sechs und zwantzigste Art. Endschallende Reime und Oden. Reg. 1. EIn endschallender Reim ist/ welcher entweder zu Ende 1. Mein Geist sinckt hier bey dieser Grab-Stät nieder/Und sucht/ O JESU/ Ruh in deiner Wunden-Schrein/ Verschmähe nicht die halbgebrochnen Lieder/ Dein Finstres Grab soll mir ein Tröstungs-Himmel seyn/ Darein ich flieh bey allen meinen Jammer/ Zur stillen Nacht und Schlaffes-Kammer/ Der Marter-Tag ist nun zun Ende bracht. Ruh sanfft mein Licht zu 1000. guter Nacht. Guter-Nacht. 2. Die Sonne muß im schwartzen Flore stehen/Weil L
heit ein Genus zu erwehlen/ was einem beliebig iſt. Der Laſter-Mackel muß nicht am Geſpinſte kleben/ An dem die Einfalt ihr des Wandels Muſter ſucht; So muͤſſen Lehrer ſelbſt nicht fuͤhren falſches Leben/ Weil ſie den Hoͤrenden ſind eine Spiegel-Zucht. Ihr Leben muß in Gluth der reinen Tugend brennen/ Und zeigen/ daß ſie recht des Schuͤlers Richtſch nur ſeyn/ So wird der Himmel ſie auch mit dem Nahmen nennen: Des Lehrers Leben iſt/ des Hoͤrers Soñen-ſchein. Die Sechs und zwantzigſte Art. Endſchallende Reime und Oden. Reg. 1. EIn endſchallender Reim iſt/ welcher entweder zu Ende 1. Mein Geiſt ſinckt hier bey dieſer Grab-Staͤt nieder/Und ſucht/ O JESU/ Ruh in deiner Wunden-Schrein/ Verſchmaͤhe nicht die halbgebrochnen Lieder/ Dein Finſtres Grab ſoll mir ein Troͤſtungs-Him̃el ſeyn/ Darein ich flieh bey allen meinen Jammer/ Zur ſtillen Nacht und Schlaffes-Kammer/ Der Marter-Tag iſt nun zun Ende bracht. Ruh ſanfft mein Licht zu 1000. guter Nacht. Guter-Nacht. 2. Die Sonne muß im ſchwartzen Flore ſtehen/Weil L
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Ein Exempel koͤnte in ein Stam̃-Buch eines Studioſi
Theol. dienen die Sententz Ambroſii Epiſt. 60. Sobri-
am à Turbis gravitatem, Severam vitam, ſingulare
pondus dignitas ſibi vendicat Sacerdotalis. Wo-
rauf dieſe Verſſe gerichtet ſind:
Der Laſter-Mackel muß nicht am Geſpinſte kleben/
An dem die Einfalt ihr des Wandels Muſter ſucht;
So muͤſſen Lehrer ſelbſt nicht fuͤhren falſches Leben/
Weil ſie den Hoͤrenden ſind eine Spiegel-Zucht.
Ihr Leben muß in Gluth der reinen Tugend brennen/
Und zeigen/ daß ſie recht des Schuͤlers Richtſch nur ſeyn/
So wird der Himmel ſie auch mit dem Nahmen nennen:
Des Lehrers Leben iſt/ des Hoͤrers Soñen-ſchein.
Die Sechs und zwantzigſte Art.
Endſchallende Reime und Oden.
Reg. 1.
EIn endſchallender Reim iſt/ welcher entweder zu Ende
des Verſſes/ oder jedes Reimſchluſſes/ endſchallend
wird/ und ſolches geſchicht entweder ein/ 2. oder 3. mahl.
Ein Exempel ſoll uns geben eine Paſſions-Ode/ auf den Char-
Freytag von Chriſti Grabe.
1.
Mein Geiſt ſinckt hier bey dieſer Grab-Staͤt nieder/
Und ſucht/ O JESU/ Ruh in deiner Wunden-Schrein/
Verſchmaͤhe nicht die halbgebrochnen Lieder/
Dein Finſtres Grab ſoll mir ein Troͤſtungs-Him̃el ſeyn/
Darein ich flieh bey allen meinen Jammer/
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Der Marter-Tag iſt nun zun Ende bracht.
Ruh ſanfft mein Licht zu 1000. guter Nacht.
Guter-Nacht.
2.
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