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Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704.

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tigen unlieblich klinget/ und doch nicht gar leicht zu
machen ist. Ein Muster soll uns ein Hochzeit-Ge-
dicht geben:

Lieben und geliebet werden/ heist ein Leben ohn Betrüben/
Keine Freude kan auf Erden/ gleichen diesem Himmels-Scheine/
Jede Creatur/ die spricht nur von Liebe/ Freude/ Friede/
Alle sind dahin gericht/ daß ihr diß und das gefalle.
Wolten sie/ o wehrte Hertzen/ nicht auch thun diß/ was sie solten/
Leben in verguügten Schertzen/ ihr Gemüht der Lieb ergeben.
Heute warlich schlägts so an die Braut wird des Liebsten Beute/
Glücke crön die Ehe-Bahn/ Noth und Leid euch nie bestricke.

Reg. 5. Die 3. Art der Ringel-Reime zeiget sich/
wenn sich die Worte hinten und forne/ doch ohne
Ordnung/ wie Irr-Gedichte zusammen reimen;
Sie sind mehr schwerer/ als wohl-klingend/ und sol-
te man sie den Verächtern der Poesie billich zur Pro-
be aufgeben. Uns soll ein Exempel abgeben/ die
Bestättigung einer Freundschafft.

Bleib vergnügt mein Ander Ich/
Zeit und Schick-Saal wil uns trennen/
Mich wird doch kein Ort noch Leid
Können mit Vergessen schwärtzen.
Hertzen/ die ein treuer Leib/
Hat in seinen Schooß vergraben/
Haben Liebe früh und spatt.

Reg. 6. Ringel-Oden hingegen sind/ da sich alle-
mahl die Strophe mit dem ersten Hemistichio endet/
i. e. wie die erste Zeile/ oder des ersten Versses Abschnitt
gewesen/ also muß sich der Reim-schluß der Stro-
phe mit eben den Worten schlüssen; und steht mir
frey/ dieses durch das gantze Gedichte zu behalten/
oder bey jeder Strophe abzuwechseln.

Reg. 7
K 4

tigen unlieblich klinget/ und doch nicht gar leicht zu
machen iſt. Ein Muſter ſoll uns ein Hochzeit-Ge-
dicht geben:

Lieben und geliebet werden/ heiſt ein Leben ohn Betruͤben/
Keine Freude kan auf Erden/ gleichen dieſem Him̃els-Scheine/
Jede Creatur/ die ſpricht nur von Liebe/ Freude/ Friede/
Alle ſind dahin gericht/ daß ihr diß und das gefalle.
Wolten ſie/ o wehrte Hertzẽ/ nicht auch thun diß/ was ſie ſoltẽ/
Leben in verguuͤgten Schertzen/ ihr Gemuͤht der Lieb ergeben.
Heute warlich ſchlaͤgts ſo an die Braut wird des Liebſtẽ Beute/
Gluͤcke croͤn die Ehe-Bahn/ Noth und Leid euch nie beſtricke.

Reg. 5. Die 3. Art der Ringel-Reime zeiget ſich/
wenn ſich die Worte hinten und forne/ doch ohne
Ordnung/ wie Irr-Gedichte zuſammen reimen;
Sie ſind mehr ſchwerer/ als wohl-klingend/ und ſol-
te man ſie den Veraͤchtern der Poeſie billich zur Pro-
be aufgeben. Uns ſoll ein Exempel abgeben/ die
Beſtaͤttigung einer Freundſchafft.

Bleib vergnuͤgt mein Ander Ich/
Zeit und Schick-Saal wil uns trennen/
Mich wird doch kein Ort noch Leid
Koͤnnen mit Vergeſſen ſchwaͤrtzen.
Hertzen/ die ein treuer Leib/
Hat in ſeinen Schooß vergraben/
Haben Liebe fruͤh und ſpatt.

Reg. 6. Ringel-Oden hingegen ſind/ da ſich alle-
mahl die Strophe mit dem erſten Hemiſtichio endet/
i. e. wie die erſte Zeile/ oder des erſten Verſſes Abſchnitt
geweſen/ alſo muß ſich der Reim-ſchluß der Stro-
phe mit eben den Worten ſchluͤſſen; und ſteht mir
frey/ dieſes durch das gantze Gedichte zu behalten/
oder bey jeder Strophe abzuwechſeln.

Reg. 7
K 4
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[151/0169] tigen unlieblich klinget/ und doch nicht gar leicht zu machen iſt. Ein Muſter ſoll uns ein Hochzeit-Ge- dicht geben: Lieben und geliebet werden/ heiſt ein Leben ohn Betruͤben/ Keine Freude kan auf Erden/ gleichen dieſem Him̃els-Scheine/ Jede Creatur/ die ſpricht nur von Liebe/ Freude/ Friede/ Alle ſind dahin gericht/ daß ihr diß und das gefalle. Wolten ſie/ o wehrte Hertzẽ/ nicht auch thun diß/ was ſie ſoltẽ/ Leben in verguuͤgten Schertzen/ ihr Gemuͤht der Lieb ergeben. Heute warlich ſchlaͤgts ſo an die Braut wird des Liebſtẽ Beute/ Gluͤcke croͤn die Ehe-Bahn/ Noth und Leid euch nie beſtricke. Reg. 5. Die 3. Art der Ringel-Reime zeiget ſich/ wenn ſich die Worte hinten und forne/ doch ohne Ordnung/ wie Irr-Gedichte zuſammen reimen; Sie ſind mehr ſchwerer/ als wohl-klingend/ und ſol- te man ſie den Veraͤchtern der Poeſie billich zur Pro- be aufgeben. Uns ſoll ein Exempel abgeben/ die Beſtaͤttigung einer Freundſchafft. Bleib vergnuͤgt mein Ander Ich/ Zeit und Schick-Saal wil uns trennen/ Mich wird doch kein Ort noch Leid Koͤnnen mit Vergeſſen ſchwaͤrtzen. Hertzen/ die ein treuer Leib/ Hat in ſeinen Schooß vergraben/ Haben Liebe fruͤh und ſpatt. Reg. 6. Ringel-Oden hingegen ſind/ da ſich alle- mahl die Strophe mit dem erſten Hemiſtichio endet/ i. e. wie die erſte Zeile/ oder des erſten Verſſes Abſchnitt geweſen/ alſo muß ſich der Reim-ſchluß der Stro- phe mit eben den Worten ſchluͤſſen; und ſteht mir frey/ dieſes durch das gantze Gedichte zu behalten/ oder bey jeder Strophe abzuwechſeln. Reg. 7 K 4

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Zitationshilfe: Männling, Johann Christoph: Der Europæische Helicon, Oder Musen-Berg. Alten Stettin, 1704. , S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/maennling_helicon_1704/169>, abgerufen am 06.05.2024.