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Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883.

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Erstes Kapitel.
schrieb 1763 einen Versuch, durch welchen die Com-
pressibilität des Wassers nachgewiesen wurde. Ein
Thermometergefäss wird mit Wasser gefüllt, ausgekocht,
und dann zugeschmolzen. Die Flüssigkeit reicht bis a.
Da aber der Raum ober a luftleer ist, so trägt die-
selbe den Luftdruck nicht. Wird die zugeschmolzene
Spitze abgebrochen, so sinkt die Flüssigkeit bis b. Nur
ein Theil der Verschiebung kommt aber auf Rechnung
[Abbildung] Fig. 63.
der Compression der Flüssigkeit durch den
Atmosphärendruck. Setzt man nämlich das
Gefäss vor dem Abbrechen unter die Luft-
pumpe und evacuirt, so sinkt dadurch die
Flüssigkeit bis c. Dies geschieht dadurch,
dass der Druck, welcher auf dem Gefäss lastet
und dessen Capacität vermindert, aufhört.
Beim Abbrechen der Spitze wird dieser Aussen-
druck der Atmosphäre durch den Innendruck
compensirt, und es tritt wieder eine Capacitätsvermehrung
des Gefässes ein. Der Theil cb entspricht also der
[Abbildung] Fig. 64.
eigentlichen Compression der Flüssigkeit
durch den Atmosphärendruck.

Oersted hat zuerst genauere Versuche
über die Compressibilität des Wassers an-
gestellt, und hierbei eine sehr sinnreiche
Methode angewandt. Ein Thermometer-
gefäss A ist mit ausgekochtem Wasser ge-
füllt, und taucht mit der offenen Capillar-
röhre in Quecksilber ein. Neben dem-
selben befindet sich eine mit Luft gefüllte,
mit dem offenen Ende ebenfalls ins Queck-
silber tauchende Manometerröhre B. Der ganze Apparat
wird in ein mit Wasser gefülltes Gefäss gebracht, das mit
Hülfe einer Pumpe comprimirt wird. Hierbei wird das
Wasser in A ebenfalls comprimirt und der Quecksilber-
faden, welcher in der Capillarröhre ansteigt, zeigt diese
Compression an. Die Capacitätsänderung, welche das
Gefäss A nun noch erfährt, entsteht nur mehr durch das
Zusammendrücken der allseitig gepressten Glaswände.

Erstes Kapitel.
schrieb 1763 einen Versuch, durch welchen die Com-
pressibilität des Wassers nachgewiesen wurde. Ein
Thermometergefäss wird mit Wasser gefüllt, ausgekocht,
und dann zugeschmolzen. Die Flüssigkeit reicht bis a.
Da aber der Raum ober a luftleer ist, so trägt die-
selbe den Luftdruck nicht. Wird die zugeschmolzene
Spitze abgebrochen, so sinkt die Flüssigkeit bis b. Nur
ein Theil der Verschiebung kommt aber auf Rechnung
[Abbildung] Fig. 63.
der Compression der Flüssigkeit durch den
Atmosphärendruck. Setzt man nämlich das
Gefäss vor dem Abbrechen unter die Luft-
pumpe und evacuirt, so sinkt dadurch die
Flüssigkeit bis c. Dies geschieht dadurch,
dass der Druck, welcher auf dem Gefäss lastet
und dessen Capacität vermindert, aufhört.
Beim Abbrechen der Spitze wird dieser Aussen-
druck der Atmosphäre durch den Innendruck
compensirt, und es tritt wieder eine Capacitätsvermehrung
des Gefässes ein. Der Theil cb entspricht also der
[Abbildung] Fig. 64.
eigentlichen Compression der Flüssigkeit
durch den Atmosphärendruck.

Oersted hat zuerst genauere Versuche
über die Compressibilität des Wassers an-
gestellt, und hierbei eine sehr sinnreiche
Methode angewandt. Ein Thermometer-
gefäss A ist mit ausgekochtem Wasser ge-
füllt, und taucht mit der offenen Capillar-
röhre in Quecksilber ein. Neben dem-
selben befindet sich eine mit Luft gefüllte,
mit dem offenen Ende ebenfalls ins Queck-
silber tauchende Manometerröhre B. Der ganze Apparat
wird in ein mit Wasser gefülltes Gefäss gebracht, das mit
Hülfe einer Pumpe comprimirt wird. Hierbei wird das
Wasser in A ebenfalls comprimirt und der Quecksilber-
faden, welcher in der Capillarröhre ansteigt, zeigt diese
Compression an. Die Capacitätsänderung, welche das
Gefäss A nun noch erfährt, entsteht nur mehr durch das
Zusammendrücken der allseitig gepressten Glaswände.

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[86/0098] Erstes Kapitel. schrieb 1763 einen Versuch, durch welchen die Com- pressibilität des Wassers nachgewiesen wurde. Ein Thermometergefäss wird mit Wasser gefüllt, ausgekocht, und dann zugeschmolzen. Die Flüssigkeit reicht bis a. Da aber der Raum ober a luftleer ist, so trägt die- selbe den Luftdruck nicht. Wird die zugeschmolzene Spitze abgebrochen, so sinkt die Flüssigkeit bis b. Nur ein Theil der Verschiebung kommt aber auf Rechnung [Abbildung Fig. 63.] der Compression der Flüssigkeit durch den Atmosphärendruck. Setzt man nämlich das Gefäss vor dem Abbrechen unter die Luft- pumpe und evacuirt, so sinkt dadurch die Flüssigkeit bis c. Dies geschieht dadurch, dass der Druck, welcher auf dem Gefäss lastet und dessen Capacität vermindert, aufhört. Beim Abbrechen der Spitze wird dieser Aussen- druck der Atmosphäre durch den Innendruck compensirt, und es tritt wieder eine Capacitätsvermehrung des Gefässes ein. Der Theil cb entspricht also der [Abbildung Fig. 64.] eigentlichen Compression der Flüssigkeit durch den Atmosphärendruck. Oersted hat zuerst genauere Versuche über die Compressibilität des Wassers an- gestellt, und hierbei eine sehr sinnreiche Methode angewandt. Ein Thermometer- gefäss A ist mit ausgekochtem Wasser ge- füllt, und taucht mit der offenen Capillar- röhre in Quecksilber ein. Neben dem- selben befindet sich eine mit Luft gefüllte, mit dem offenen Ende ebenfalls ins Queck- silber tauchende Manometerröhre B. Der ganze Apparat wird in ein mit Wasser gefülltes Gefäss gebracht, das mit Hülfe einer Pumpe comprimirt wird. Hierbei wird das Wasser in A ebenfalls comprimirt und der Quecksilber- faden, welcher in der Capillarröhre ansteigt, zeigt diese Compression an. Die Capacitätsänderung, welche das Gefäss A nun noch erfährt, entsteht nur mehr durch das Zusammendrücken der allseitig gepressten Glaswände.

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Zitationshilfe: Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mach_mechanik_1883/98>, abgerufen am 28.04.2024.