Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883.Erstes Kapitel. im Gleichgewichte gehalten durch das Gewicht P (Fig. 17).Galilei lässt nun durchblicken, dass es nicht darauf an- kommt, dass Q gerade auf der schiefen Ebene liege, dass das Wesentliche vielmehr die Art der Beweglichkeit von Q ist. Wir können uns also das Gewicht auch an der zur Ebene senkrechten Stange AC, die um C drehbar ist, angebracht denken; wenn wir nämlich dann nur eine sehr kleine Drehung vornehmen, so ist das Ge- wicht in einem Bogenelemente, das in die schiefe Ebene fällt, beweglich. Dass sich die Bahn krümmt, wenn man weiter geht, hat keinen Einfluss, weil jene Weiterbewegung im Gleichgewichtsfall nicht wirklich erfolgt, und nur die momentane Beweglichkeit maass- gebend ist. Halten wir uns aber die früher besprochene Bemerkung von Leonardo da Vinci vor Augen, so sehen wir leicht die Gültigkeit des Satzes Q·CB=P·CA [Formel 1] und damit das Gleichgewichtsgesetz der schiefen Ebene ein. Hat man also das Hebel- princip erkannt, so kann man es leicht zur Erkenntniss der andern Maschinen verwenden. 2. Das Princip der schiefen Ebene. 1. Stevin (1548--1620) untersuchte zuerst die mechani- [Abbildung]
Fig. 18. ganz originelle Weise. Liegt einGewicht auf einem horinzonta- len Tisch, so sieht man, weil der Druck senkrecht gegen die Ebene des Tisches ist, nach dem bereits mehrfach verwendeten Symme- trieprincip das Bestehen des Gleichgewichts sofort ein. An einer verticalen Wand hingegen wird ein Gewicht an seiner Fallbewegung gar nicht gehindert. Die schiefe Ebene wird also einen Mittel- fall zwischen den beiden Grenzfällen darbieten. Das Erstes Kapitel. im Gleichgewichte gehalten durch das Gewicht P (Fig. 17).Galilei lässt nun durchblicken, dass es nicht darauf an- kommt, dass Q gerade auf der schiefen Ebene liege, dass das Wesentliche vielmehr die Art der Beweglichkeit von Q ist. Wir können uns also das Gewicht auch an der zur Ebene senkrechten Stange AC, die um C drehbar ist, angebracht denken; wenn wir nämlich dann nur eine sehr kleine Drehung vornehmen, so ist das Ge- wicht in einem Bogenelemente, das in die schiefe Ebene fällt, beweglich. Dass sich die Bahn krümmt, wenn man weiter geht, hat keinen Einfluss, weil jene Weiterbewegung im Gleichgewichtsfall nicht wirklich erfolgt, und nur die momentane Beweglichkeit maass- gebend ist. Halten wir uns aber die früher besprochene Bemerkung von Leonardo da Vinci vor Augen, so sehen wir leicht die Gültigkeit des Satzes Q·CB=P·CA [Formel 1] und damit das Gleichgewichtsgesetz der schiefen Ebene ein. Hat man also das Hebel- princip erkannt, so kann man es leicht zur Erkenntniss der andern Maschinen verwenden. 2. Das Princip der schiefen Ebene. 1. Stevin (1548—1620) untersuchte zuerst die mechani- [Abbildung]
Fig. 18. ganz originelle Weise. Liegt einGewicht auf einem horinzonta- len Tisch, so sieht man, weil der Druck senkrecht gegen die Ebene des Tisches ist, nach dem bereits mehrfach verwendeten Symme- trieprincip das Bestehen des Gleichgewichts sofort ein. An einer verticalen Wand hingegen wird ein Gewicht an seiner Fallbewegung gar nicht gehindert. Die schiefe Ebene wird also einen Mittel- fall zwischen den beiden Grenzfällen darbieten. Das <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0034" n="22"/><fw place="top" type="header">Erstes Kapitel.</fw><lb/> im Gleichgewichte gehalten durch das Gewicht <hi rendition="#i">P</hi> (Fig. 17).<lb/> Galilei lässt nun durchblicken, dass es nicht darauf an-<lb/> kommt, dass <hi rendition="#i">Q</hi> gerade auf der schiefen Ebene liege, dass<lb/> das Wesentliche vielmehr die Art der Beweglichkeit von<lb/><hi rendition="#i">Q</hi> ist. Wir können uns also das Gewicht auch an der<lb/> zur Ebene senkrechten Stange <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">AC</hi></hi>, die um <hi rendition="#i">C</hi> drehbar<lb/> ist, angebracht denken; wenn wir nämlich dann nur<lb/> eine sehr kleine Drehung vornehmen, so ist das Ge-<lb/> wicht in einem Bogenelemente, das in die schiefe<lb/> Ebene fällt, beweglich. Dass sich die Bahn krümmt,<lb/> wenn man weiter geht, hat keinen Einfluss, weil jene<lb/> Weiterbewegung im Gleichgewichtsfall nicht wirklich<lb/> erfolgt, und nur die momentane Beweglichkeit maass-<lb/> gebend ist. Halten wir uns aber die früher besprochene<lb/> Bemerkung von Leonardo da Vinci vor Augen, so sehen<lb/> wir leicht die Gültigkeit des Satzes <hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Q·CB=P·CA</hi></hi><lb/><formula/> und damit das Gleichgewichtsgesetz<lb/> der schiefen Ebene ein. Hat man also das Hebel-<lb/> princip erkannt, so kann man es leicht zur Erkenntniss<lb/> der andern Maschinen verwenden.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#i">2. Das Princip der schiefen Ebene.</hi> </head><lb/> <p>1. Stevin (1548—1620) untersuchte zuerst die mechani-<lb/> schen Eigenschaften der schiefen Ebene und zwar auf eine<lb/><figure><head><hi rendition="#i">Fig. 18.</hi></head></figure><lb/> ganz originelle Weise. Liegt ein<lb/> Gewicht auf einem horinzonta-<lb/> len Tisch, so sieht man, weil der<lb/> Druck senkrecht gegen die Ebene<lb/> des Tisches ist, nach dem bereits<lb/> mehrfach verwendeten Symme-<lb/> trieprincip das Bestehen des<lb/> Gleichgewichts sofort ein. An<lb/> einer verticalen Wand hingegen<lb/> wird ein Gewicht an seiner Fallbewegung <hi rendition="#g">gar nicht</hi><lb/> gehindert. Die schiefe Ebene wird also einen Mittel-<lb/> fall zwischen den beiden Grenzfällen darbieten. Das<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [22/0034]
Erstes Kapitel.
im Gleichgewichte gehalten durch das Gewicht P (Fig. 17).
Galilei lässt nun durchblicken, dass es nicht darauf an-
kommt, dass Q gerade auf der schiefen Ebene liege, dass
das Wesentliche vielmehr die Art der Beweglichkeit von
Q ist. Wir können uns also das Gewicht auch an der
zur Ebene senkrechten Stange AC, die um C drehbar
ist, angebracht denken; wenn wir nämlich dann nur
eine sehr kleine Drehung vornehmen, so ist das Ge-
wicht in einem Bogenelemente, das in die schiefe
Ebene fällt, beweglich. Dass sich die Bahn krümmt,
wenn man weiter geht, hat keinen Einfluss, weil jene
Weiterbewegung im Gleichgewichtsfall nicht wirklich
erfolgt, und nur die momentane Beweglichkeit maass-
gebend ist. Halten wir uns aber die früher besprochene
Bemerkung von Leonardo da Vinci vor Augen, so sehen
wir leicht die Gültigkeit des Satzes Q·CB=P·CA
[FORMEL] und damit das Gleichgewichtsgesetz
der schiefen Ebene ein. Hat man also das Hebel-
princip erkannt, so kann man es leicht zur Erkenntniss
der andern Maschinen verwenden.
2. Das Princip der schiefen Ebene.
1. Stevin (1548—1620) untersuchte zuerst die mechani-
schen Eigenschaften der schiefen Ebene und zwar auf eine
[Abbildung Fig. 18.]
ganz originelle Weise. Liegt ein
Gewicht auf einem horinzonta-
len Tisch, so sieht man, weil der
Druck senkrecht gegen die Ebene
des Tisches ist, nach dem bereits
mehrfach verwendeten Symme-
trieprincip das Bestehen des
Gleichgewichts sofort ein. An
einer verticalen Wand hingegen
wird ein Gewicht an seiner Fallbewegung gar nicht
gehindert. Die schiefe Ebene wird also einen Mittel-
fall zwischen den beiden Grenzfällen darbieten. Das
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Zitationshilfe: | Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mach_mechanik_1883/34>, abgerufen am 16.07.2024. |