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Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883.

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Zweites Kapitel.
Untiefen, wie eben die Wellen die ungleichen Boden-
erhebungen bedeckt hatten: da wurde ihnen plötzlich
ein neuer und grösserer Schrecken eingejagt. Das
Meer begann sich zurückzuziehen, indem die Gewässer
in langem Wogenzuge an ihren Ort zurückrannen, um
das kurz zuvor unter tiefer Salzflut versenkte Land
wieder herauszugeben. Die also vom Wasser verlassenen
Schiffe stürzten die einen nach vorn über, andere legten
sich auf die Seite; die Gefilde waren mit Gepäck,
Wasser und Stücken losgebrochener Breter und Ruder
bestreut. Die Soldaten wagten weder heraus aufs Land
zu gehen, noch im Schiffe zu bleiben, immer noch
Weiteres und Schlimmeres als das Gegenwärtige er-
wartend. Kaum trauten sie ihren eigenen Augen über das,
was sie erfahren, auf dem Trockenen ein Schiffbruch, im
Strom ein Meer. Auch war des Unglücks kein Ende
zu sehen. Denn unbekannt damit, dass die Flut in
kurzem das Meer zurückbringen und die Schiffe flott
machen werde, prophezeiten sie sich Hunger und die
äusserste Noth. Es krochen auch schreckliche Thiere,
von den Fluten zurückgelassen, umher.

"37. Schon brach die Nacht herein, und selbst der
König war durch die Verzweiflung an ihrer Rettung
schwer bekümmert. Dennoch überwältigten die Sorgen
seinen unbesiegbaren Muth nicht, sondern die ganze
Nacht blieb er unablässig auf der Ausschau und schickte
Reiter an die Flussmündung voraus, um, sobald sie das
Meer wieder herauffluten sähen, vorauszueilen. Auch
gebot er, die geborstenen Fahrzeuge wieder auszu-
bessern, und die von den Fluten umgestürzten wieder
aufzurichten, und fertig bei der Hand zu sein, sobald
wieder das Land vom Meer überschwemmt würde. Nach-
dem er so die ganze Nacht unter Wachen und Er-
mahnungen zugebracht hatte, kamen die Reiter eiligst
im schnellsten Laufe zurückgesprengt, und ebenso
schnell folgte die Flut. Erst begann diese mit ihren
im leisen Wellenzuge nahenden Gewässern die Schiffe
zu heben, bald aber setzte sie das ganze Gefilde über-

Zweites Kapitel.
Untiefen, wie eben die Wellen die ungleichen Boden-
erhebungen bedeckt hatten: da wurde ihnen plötzlich
ein neuer und grösserer Schrecken eingejagt. Das
Meer begann sich zurückzuziehen, indem die Gewässer
in langem Wogenzuge an ihren Ort zurückrannen, um
das kurz zuvor unter tiefer Salzflut versenkte Land
wieder herauszugeben. Die also vom Wasser verlassenen
Schiffe stürzten die einen nach vorn über, andere legten
sich auf die Seite; die Gefilde waren mit Gepäck,
Wasser und Stücken losgebrochener Breter und Ruder
bestreut. Die Soldaten wagten weder heraus aufs Land
zu gehen, noch im Schiffe zu bleiben, immer noch
Weiteres und Schlimmeres als das Gegenwärtige er-
wartend. Kaum trauten sie ihren eigenen Augen über das,
was sie erfahren, auf dem Trockenen ein Schiffbruch, im
Strom ein Meer. Auch war des Unglücks kein Ende
zu sehen. Denn unbekannt damit, dass die Flut in
kurzem das Meer zurückbringen und die Schiffe flott
machen werde, prophezeiten sie sich Hunger und die
äusserste Noth. Es krochen auch schreckliche Thiere,
von den Fluten zurückgelassen, umher.

„37. Schon brach die Nacht herein, und selbst der
König war durch die Verzweiflung an ihrer Rettung
schwer bekümmert. Dennoch überwältigten die Sorgen
seinen unbesiegbaren Muth nicht, sondern die ganze
Nacht blieb er unablässig auf der Ausschau und schickte
Reiter an die Flussmündung voraus, um, sobald sie das
Meer wieder herauffluten sähen, vorauszueilen. Auch
gebot er, die geborstenen Fahrzeuge wieder auszu-
bessern, und die von den Fluten umgestürzten wieder
aufzurichten, und fertig bei der Hand zu sein, sobald
wieder das Land vom Meer überschwemmt würde. Nach-
dem er so die ganze Nacht unter Wachen und Er-
mahnungen zugebracht hatte, kamen die Reiter eiligst
im schnellsten Laufe zurückgesprengt, und ebenso
schnell folgte die Flut. Erst begann diese mit ihren
im leisen Wellenzuge nahenden Gewässern die Schiffe
zu heben, bald aber setzte sie das ganze Gefilde über-

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[198/0210] Zweites Kapitel. Untiefen, wie eben die Wellen die ungleichen Boden- erhebungen bedeckt hatten: da wurde ihnen plötzlich ein neuer und grösserer Schrecken eingejagt. Das Meer begann sich zurückzuziehen, indem die Gewässer in langem Wogenzuge an ihren Ort zurückrannen, um das kurz zuvor unter tiefer Salzflut versenkte Land wieder herauszugeben. Die also vom Wasser verlassenen Schiffe stürzten die einen nach vorn über, andere legten sich auf die Seite; die Gefilde waren mit Gepäck, Wasser und Stücken losgebrochener Breter und Ruder bestreut. Die Soldaten wagten weder heraus aufs Land zu gehen, noch im Schiffe zu bleiben, immer noch Weiteres und Schlimmeres als das Gegenwärtige er- wartend. Kaum trauten sie ihren eigenen Augen über das, was sie erfahren, auf dem Trockenen ein Schiffbruch, im Strom ein Meer. Auch war des Unglücks kein Ende zu sehen. Denn unbekannt damit, dass die Flut in kurzem das Meer zurückbringen und die Schiffe flott machen werde, prophezeiten sie sich Hunger und die äusserste Noth. Es krochen auch schreckliche Thiere, von den Fluten zurückgelassen, umher. „37. Schon brach die Nacht herein, und selbst der König war durch die Verzweiflung an ihrer Rettung schwer bekümmert. Dennoch überwältigten die Sorgen seinen unbesiegbaren Muth nicht, sondern die ganze Nacht blieb er unablässig auf der Ausschau und schickte Reiter an die Flussmündung voraus, um, sobald sie das Meer wieder herauffluten sähen, vorauszueilen. Auch gebot er, die geborstenen Fahrzeuge wieder auszu- bessern, und die von den Fluten umgestürzten wieder aufzurichten, und fertig bei der Hand zu sein, sobald wieder das Land vom Meer überschwemmt würde. Nach- dem er so die ganze Nacht unter Wachen und Er- mahnungen zugebracht hatte, kamen die Reiter eiligst im schnellsten Laufe zurückgesprengt, und ebenso schnell folgte die Flut. Erst begann diese mit ihren im leisen Wellenzuge nahenden Gewässern die Schiffe zu heben, bald aber setzte sie das ganze Gefilde über-

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Zitationshilfe: Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mach_mechanik_1883/210>, abgerufen am 23.11.2024.