Sinne des Pfeiles aus. Bekanntlich lässt sich heutzu- tage durch die optische Schlierenmethode das Eingiessen der Gase auch direct sichtbar machen.
12. Bald nach der Erfindung des Torricelli'schen Ver- suches hat man sich bemüht, das hierbei auftretende Vacuum zu benutzen. Man wollte also sogenannte Queck- silberluftpumpen construiren. Bekanntlich hat dieses Bestreben erst in unserm Jahrhundert einen nennens- werthen Erfolg gehabt. Die gegenwärtig gebräuch- lichen Quecksilberluftpumpen sind eigentlich Barometer mit grossen Erweiterungen der Röhrenenden und ver- änderlicher Niveaudifferenz dieser Enden. Das Queck- silber vertritt die Stelle des Kolbens der gewöhnlichen Luftpumpe.
13. Die von Guericke beobachtete Spannkraft der Luft wurde von Boyle und später von Mariotte ge- nauer untersucht. Das Gesetz, welches beide fanden, besteht in Folgendem. Nennt man V das Volum einer gegebenen Luftmenge und P ihren Druck auf die Oberflächeneinheit der Gefässwand, so ist das Product V·P= einer constanten Grösse. Wird nämlich das Luftvolum auf die Hälfte reducirt, so übt die Luft den doppelten Druck auf die Flächeneinheit aus, wird das Volum derselben Menge verdoppelt, so sinkt der Druck auf die Hälfte u. s. w. Es ist richtig, was einige eng- lische Autoren in neuerer Zeit hervorgehoben haben, dass nicht Mariotte, sondern Boyle als der Entdecker des Gesetzes zu betrachten ist, welches gewöhnlich den Namen des Mariotte'schen führt. Ja, es muss noch hinzu- gefügt werden, dass Boyle schon wusste, dass das Ge- setz nicht genau gelte, während dies Mariotte entgangen zu sein scheint.
Die von Mariotte bei Ermittelung des Gesetzes be- folgte Methode war sehr einfach. Er füllte Torricelli'- sche Röhren nur theilweise mit Quecksilber, maass das übrigbleibende Luftvolum ab, und führte mit den Röhren den Torricelli'schen Versuch aus. Hierbei er- gab sich das neue Luftvolum und, durch Abzug der
8*
Entwickelung der Principien der Statik.
Sinne des Pfeiles aus. Bekanntlich lässt sich heutzu- tage durch die optische Schlierenmethode das Eingiessen der Gase auch direct sichtbar machen.
12. Bald nach der Erfindung des Torricelli’schen Ver- suches hat man sich bemüht, das hierbei auftretende Vacuum zu benutzen. Man wollte also sogenannte Queck- silberluftpumpen construiren. Bekanntlich hat dieses Bestreben erst in unserm Jahrhundert einen nennens- werthen Erfolg gehabt. Die gegenwärtig gebräuch- lichen Quecksilberluftpumpen sind eigentlich Barometer mit grossen Erweiterungen der Röhrenenden und ver- änderlicher Niveaudifferenz dieser Enden. Das Queck- silber vertritt die Stelle des Kolbens der gewöhnlichen Luftpumpe.
13. Die von Guericke beobachtete Spannkraft der Luft wurde von Boyle und später von Mariotte ge- nauer untersucht. Das Gesetz, welches beide fanden, besteht in Folgendem. Nennt man V das Volum einer gegebenen Luftmenge und P ihren Druck auf die Oberflächeneinheit der Gefässwand, so ist das Product V·P= einer constanten Grösse. Wird nämlich das Luftvolum auf die Hälfte reducirt, so übt die Luft den doppelten Druck auf die Flächeneinheit aus, wird das Volum derselben Menge verdoppelt, so sinkt der Druck auf die Hälfte u. s. w. Es ist richtig, was einige eng- lische Autoren in neuerer Zeit hervorgehoben haben, dass nicht Mariotte, sondern Boyle als der Entdecker des Gesetzes zu betrachten ist, welches gewöhnlich den Namen des Mariotte’schen führt. Ja, es muss noch hinzu- gefügt werden, dass Boyle schon wusste, dass das Ge- setz nicht genau gelte, während dies Mariotte entgangen zu sein scheint.
Die von Mariotte bei Ermittelung des Gesetzes be- folgte Methode war sehr einfach. Er füllte Torricelli’- sche Röhren nur theilweise mit Quecksilber, maass das übrigbleibende Luftvolum ab, und führte mit den Röhren den Torricelli’schen Versuch aus. Hierbei er- gab sich das neue Luftvolum und, durch Abzug der
8*
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0127"n="115"/><fwplace="top"type="header">Entwickelung der Principien der Statik.</fw><lb/>
Sinne des Pfeiles aus. Bekanntlich lässt sich heutzu-<lb/>
tage durch die optische Schlierenmethode das Eingiessen<lb/>
der Gase auch direct <hirendition="#g">sichtbar</hi> machen.</p><lb/><p>12. Bald nach der Erfindung des Torricelli’schen Ver-<lb/>
suches hat man sich bemüht, das hierbei auftretende<lb/>
Vacuum zu benutzen. Man wollte also sogenannte Queck-<lb/>
silberluftpumpen construiren. Bekanntlich hat dieses<lb/>
Bestreben erst in unserm Jahrhundert einen nennens-<lb/>
werthen Erfolg gehabt. Die gegenwärtig gebräuch-<lb/>
lichen Quecksilberluftpumpen sind eigentlich Barometer<lb/>
mit grossen Erweiterungen der Röhrenenden und ver-<lb/>
änderlicher Niveaudifferenz dieser Enden. Das Queck-<lb/>
silber vertritt die Stelle des Kolbens der gewöhnlichen<lb/>
Luftpumpe.</p><lb/><p>13. Die von Guericke beobachtete Spannkraft der<lb/>
Luft wurde von Boyle und später von Mariotte ge-<lb/>
nauer untersucht. Das Gesetz, welches beide fanden,<lb/>
besteht in Folgendem. Nennt man <hirendition="#i">V</hi> das Volum einer<lb/><hirendition="#g">gegebenen</hi> Luftmenge und <hirendition="#i">P</hi> ihren Druck auf die<lb/>
Oberflächeneinheit der Gefässwand, so ist das Product<lb/><hirendition="#g"><hirendition="#i">V·P=</hi></hi> einer constanten Grösse. Wird nämlich das<lb/>
Luftvolum auf die Hälfte reducirt, so übt die Luft den<lb/>
doppelten Druck auf die Flächeneinheit aus, wird das<lb/>
Volum derselben Menge verdoppelt, so sinkt der Druck<lb/>
auf die Hälfte u. s. w. Es ist richtig, was einige eng-<lb/>
lische Autoren in neuerer Zeit hervorgehoben haben,<lb/>
dass nicht Mariotte, sondern Boyle als der Entdecker<lb/>
des Gesetzes zu betrachten ist, welches gewöhnlich den<lb/>
Namen des Mariotte’schen führt. Ja, es muss noch hinzu-<lb/>
gefügt werden, dass Boyle schon wusste, dass das Ge-<lb/>
setz nicht genau gelte, während dies Mariotte entgangen<lb/>
zu sein scheint.</p><lb/><p>Die von Mariotte bei Ermittelung des Gesetzes be-<lb/>
folgte Methode war sehr einfach. Er füllte Torricelli’-<lb/>
sche Röhren nur theilweise mit Quecksilber, maass das<lb/>
übrigbleibende Luftvolum ab, und führte mit den<lb/>
Röhren den Torricelli’schen Versuch aus. Hierbei er-<lb/>
gab sich das neue Luftvolum und, durch Abzug der<lb/><fwplace="bottom"type="sig">8*</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[115/0127]
Entwickelung der Principien der Statik.
Sinne des Pfeiles aus. Bekanntlich lässt sich heutzu-
tage durch die optische Schlierenmethode das Eingiessen
der Gase auch direct sichtbar machen.
12. Bald nach der Erfindung des Torricelli’schen Ver-
suches hat man sich bemüht, das hierbei auftretende
Vacuum zu benutzen. Man wollte also sogenannte Queck-
silberluftpumpen construiren. Bekanntlich hat dieses
Bestreben erst in unserm Jahrhundert einen nennens-
werthen Erfolg gehabt. Die gegenwärtig gebräuch-
lichen Quecksilberluftpumpen sind eigentlich Barometer
mit grossen Erweiterungen der Röhrenenden und ver-
änderlicher Niveaudifferenz dieser Enden. Das Queck-
silber vertritt die Stelle des Kolbens der gewöhnlichen
Luftpumpe.
13. Die von Guericke beobachtete Spannkraft der
Luft wurde von Boyle und später von Mariotte ge-
nauer untersucht. Das Gesetz, welches beide fanden,
besteht in Folgendem. Nennt man V das Volum einer
gegebenen Luftmenge und P ihren Druck auf die
Oberflächeneinheit der Gefässwand, so ist das Product
V·P= einer constanten Grösse. Wird nämlich das
Luftvolum auf die Hälfte reducirt, so übt die Luft den
doppelten Druck auf die Flächeneinheit aus, wird das
Volum derselben Menge verdoppelt, so sinkt der Druck
auf die Hälfte u. s. w. Es ist richtig, was einige eng-
lische Autoren in neuerer Zeit hervorgehoben haben,
dass nicht Mariotte, sondern Boyle als der Entdecker
des Gesetzes zu betrachten ist, welches gewöhnlich den
Namen des Mariotte’schen führt. Ja, es muss noch hinzu-
gefügt werden, dass Boyle schon wusste, dass das Ge-
setz nicht genau gelte, während dies Mariotte entgangen
zu sein scheint.
Die von Mariotte bei Ermittelung des Gesetzes be-
folgte Methode war sehr einfach. Er füllte Torricelli’-
sche Röhren nur theilweise mit Quecksilber, maass das
übrigbleibende Luftvolum ab, und führte mit den
Röhren den Torricelli’schen Versuch aus. Hierbei er-
gab sich das neue Luftvolum und, durch Abzug der
8*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mach_mechanik_1883/127>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.