Die feinsten Versuche über diesen Gegenstand sind von Grassi mit einem von Regnault construirten Appa- rat ausgeführt, und mit Hülfe von Lame's Corrections- formeln berechnet worden. Um ein anschauliches Bild der Compressibilität des Wassers zu haben, bemerken wir, dass Grassi (für ausgekochtes) Wasser von 0° bei einer Atmosphäre Druckzuwachs eine Verminderung um etwa 5 Hunderttausendtheile des ursprünglichen Volums beobachtet hat. Denken wir uns also das Ge- fäss A als Litergefäss (1000 ccm), und daran eine Capillarröhre von 1 qmm Querschnitt, so steigt der Quecksilberfaden beim Druck einer Athmosphäre um 5 cm.
9. Der Oberflächendruck bringt also eine physika- lische Aenderung (Dichtenänderung) der Flüssigkeit mit sich, welche durch hinreichend feine Mittel (z. B. auch optische) wahrgenommen werden kann. Wir dürfen uns immer vorstellen, dass stärker gedrückte Flüssigkeits- theile (wenn auch wenig) dichter sind als schwächer gedrückte Theile.
Denken wir uns nun in einer Flüssigkeit (in deren Innerem keine Kräfte wirken, von deren Schwere wir also absehen) zwei Theile von ungleichem Druck anein- ander grenzend. Der stärker gedrückte dichtere Theil wird sich ausdehnen, und den schwächer gedrückten so lange comprimiren, bis an der Grenzfläche die einer- seits geschwächte, andererseits gesteigerte Elasticitäts- kraft das Gleichgewicht herstellt, und beide gleich com- primirt sind.
Versuchen wir nun unsere Vorstellung der beiden Thatsachen, der leichten Verschiebbarkeit und der Com- pressibilität der Flüssigkeitstheile quantitativ so zu klären, dass sie den verschiedensten Erfahrungen sich anpasst, so gelangen wir zu dem Satz: In einer Flüssig- keit (in deren Innerem keine Kräfte wirken, von deren Schwere wir absehen) entfällt im Gleichgewichtsfall überall auf jedes beliebig gestellte (orientirte) gleiche Flächenelement der gleiche Druck. Der Druck ist also
Entwickelung der Principien der Statik.
Die feinsten Versuche über diesen Gegenstand sind von Grassi mit einem von Regnault construirten Appa- rat ausgeführt, und mit Hülfe von Lamé’s Corrections- formeln berechnet worden. Um ein anschauliches Bild der Compressibilität des Wassers zu haben, bemerken wir, dass Grassi (für ausgekochtes) Wasser von 0° bei einer Atmosphäre Druckzuwachs eine Verminderung um etwa 5 Hunderttausendtheile des ursprünglichen Volums beobachtet hat. Denken wir uns also das Ge- fäss A als Litergefäss (1000 ccm), und daran eine Capillarröhre von 1 qmm Querschnitt, so steigt der Quecksilberfaden beim Druck einer Athmosphäre um 5 cm.
9. Der Oberflächendruck bringt also eine physika- lische Aenderung (Dichtenänderung) der Flüssigkeit mit sich, welche durch hinreichend feine Mittel (z. B. auch optische) wahrgenommen werden kann. Wir dürfen uns immer vorstellen, dass stärker gedrückte Flüssigkeits- theile (wenn auch wenig) dichter sind als schwächer gedrückte Theile.
Denken wir uns nun in einer Flüssigkeit (in deren Innerem keine Kräfte wirken, von deren Schwere wir also absehen) zwei Theile von ungleichem Druck anein- ander grenzend. Der stärker gedrückte dichtere Theil wird sich ausdehnen, und den schwächer gedrückten so lange comprimiren, bis an der Grenzfläche die einer- seits geschwächte, andererseits gesteigerte Elasticitäts- kraft das Gleichgewicht herstellt, und beide gleich com- primirt sind.
Versuchen wir nun unsere Vorstellung der beiden Thatsachen, der leichten Verschiebbarkeit und der Com- pressibilität der Flüssigkeitstheile quantitativ so zu klären, dass sie den verschiedensten Erfahrungen sich anpasst, so gelangen wir zu dem Satz: In einer Flüssig- keit (in deren Innerem keine Kräfte wirken, von deren Schwere wir absehen) entfällt im Gleichgewichtsfall überall auf jedes beliebig gestellte (orientirte) gleiche Flächenelement der gleiche Druck. Der Druck ist also
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Entwickelung der Principien der Statik.
Die feinsten Versuche über diesen Gegenstand sind
von Grassi mit einem von Regnault construirten Appa-
rat ausgeführt, und mit Hülfe von Lamé’s Corrections-
formeln berechnet worden. Um ein anschauliches Bild
der Compressibilität des Wassers zu haben, bemerken
wir, dass Grassi (für ausgekochtes) Wasser von 0° bei
einer Atmosphäre Druckzuwachs eine Verminderung
um etwa 5 Hunderttausendtheile des ursprünglichen
Volums beobachtet hat. Denken wir uns also das Ge-
fäss A als Litergefäss (1000 ccm), und daran eine
Capillarröhre von 1 qmm Querschnitt, so steigt der
Quecksilberfaden beim Druck einer Athmosphäre um
5 cm.
9. Der Oberflächendruck bringt also eine physika-
lische Aenderung (Dichtenänderung) der Flüssigkeit mit
sich, welche durch hinreichend feine Mittel (z. B. auch
optische) wahrgenommen werden kann. Wir dürfen uns
immer vorstellen, dass stärker gedrückte Flüssigkeits-
theile (wenn auch wenig) dichter sind als schwächer
gedrückte Theile.
Denken wir uns nun in einer Flüssigkeit (in deren
Innerem keine Kräfte wirken, von deren Schwere wir
also absehen) zwei Theile von ungleichem Druck anein-
ander grenzend. Der stärker gedrückte dichtere Theil
wird sich ausdehnen, und den schwächer gedrückten so
lange comprimiren, bis an der Grenzfläche die einer-
seits geschwächte, andererseits gesteigerte Elasticitäts-
kraft das Gleichgewicht herstellt, und beide gleich com-
primirt sind.
Versuchen wir nun unsere Vorstellung der beiden
Thatsachen, der leichten Verschiebbarkeit und der Com-
pressibilität der Flüssigkeitstheile quantitativ so zu
klären, dass sie den verschiedensten Erfahrungen sich
anpasst, so gelangen wir zu dem Satz: In einer Flüssig-
keit (in deren Innerem keine Kräfte wirken, von deren
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Mach, Ernst: Die Mechanik in ihrer Entwicklung. Leipzig, 1883, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/mach_mechanik_1883/99>, abgerufen am 20.01.2025.
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