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Luther, Martin: [95 Thesen (Populartitel) =] Der Neundte Teil der Buecher des Ehrnwirdigen Herrn D. Martini Lutheri (= Werke [Deutsche Abteilung]. Bd. 9), Bl. 9v–13r.

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Vom Ablas.
12
sind/ genant die Schetze der Kirchen/ Aber er hat das wörtlin geno-
men/ wie es zu seiner zeit im brauch war.

60.    Wir sagen aus gutem grund/ on freuel oder leichtfertigkeit/
das dieser Schatz seien die Schlüssel der Kirchen/ durch das verdienst
Christi der Kirchen geschencket.

61.    Denn es ist klar/ das zu vergebung der pein/ vnd vorbehalte-
ner Felle/ allein des Bapsts gewalt gnug ist.

62.    Der rechte ware Schatz der Kirchen/ ist das heilige Euange-
lium der herrligkeit vnd gnaden Gottes.

63.    Dieser Schatz ist billich der allerfeindseligste vnd verhasseste/
Denn er macht/ das die ersten die letzten werden.

64.    Aber der Ablas Schatz ist billich der aller angenemeste
/ Denn er macht aus den letzten die ersten.

65.    Derhalben sind die Schetze des Euangelij/ netze/ da man
vorzeiten die Reichen wolhabende Leute mit gefischet hat.

66.    Die Schetze aber des Ablas sind die netze/ damit man jtziger
zeit die reichthumb der Menschen fischet.

67.    Das Ablas/ das die Prediger fur die grösseste gnad ausruf-
fen/ ist freilich fur grosse gnad zu halten/ denn es grossen gewinst vnd
genies treget.

68.    Vnd ist doch solch Ablas warhafftig die aller geringste gnade/
wenn mans gegen der gnaden Gottes/ vnd des Creutzes Gottseligkeit
helt oder vergleichet.

69.    Es sind die Bischoue vnd Seelsorger schüldig/ des Apostoli-
schen Ablas Commissarien mit aller Ehrerbiethung zu zulassen.

70.    Aber viel mehr sind die schüldig mit Augen vnd Ohren auff-
zusehen/ das dieselben Commissarien nicht an stat Bepstliches befehls/
jre eigen trewme Predigen.

71.    Wer wider die warheit des Bepsttischen Ablas redet/ der sey
ein Fluch vnd vermaledeiet.

72.    Wer aber wider des Ablas predigers mutwillige vnd freche
wort sorge tragt/ oder sich bekümmert/ der sey gebenedeit.

73.    Wie der Bapst die jenigen billich mit vngnad vnd dem Bann
schlegt / die zu nachteil dem Ablas jrgend auff einigen weg handeln.

74.    So viel mehr trachtet er auff die Leute vngnad vnd Bann
zu schütten die vnter dem schein des Ablas/ zu nachteil der Heiligen
Lieb vnd Warheit handeln.

75.    Des Bapsts Ablas so gros halten/ das er einen absoluiren/
oder von sünden los machen könne/ wenn er gleich (vnmüglicher weise
zu reden) die Mutter Gottes geschwechet hette/ ist rasend vnd vnsin-
nig sein.

76.    Dagegen sagen wir/ das des Bapsts Ablas nicht die aller-
geringste tegliche sünde könne hinweg nemen/ so viel die schuld dersel-
ben belanget.

Das

Vom Ablas.
12
ſind/ genant die Schetze der Kirchen/ Aber er hat das woͤrtlin geno-
men/ wie es zu ſeiner zeit im brauch war.

60.    Wir ſagen aus gutem grund/ on freuel oder leichtfertigkeit/
das dieſer Schatz ſeien die Schluͤſſel der Kirchen/ durch das verdienſt
Chriſti der Kirchen geſchencket.

61.    Denn es iſt klar/ das zu vergebung der pein/ vnd vorbehalte-
ner Felle/ allein des Bapſts gewalt gnug iſt.

62.    Der rechte ware Schatz der Kirchen/ iſt das heilige Euange-
lium der herrligkeit vnd gnaden Gottes.

63.    Dieſer Schatz iſt billich der allerfeindſeligſte vnd verhaſſeſte/
Denn er macht/ das die erſten die letzten werden.

64.    Aber der Ablas Schatz iſt billich der aller angenemeſte
/ Denn er macht aus den letzten die erſten.

65.    Derhalben ſind die Schetze des Euangelij/ netze/ da man
vorzeiten die Reichen wolhabende Leute mit gefiſchet hat.

66.    Die Schetze aber des Ablas ſind die netze/ damit man jtziger
zeit die reichthumb der Menſchen fiſchet.

67.    Das Ablas/ das die Prediger fur die groͤſſeſte gnad ausruf-
fen/ iſt freilich fur groſſe gnad zu halten/ denn es groſſen gewinſt vnd
genies treget.

68.    Vnd iſt doch ſolch Ablas warhafftig die aller geringſte gnade/
wenn mans gegen der gnaden Gottes/ vnd des Creutzes Gottſeligkeit
helt oder vergleichet.

69.    Es ſind die Biſchoue vnd Seelſorger ſchuͤldig/ des Apoſtoli-
ſchen Ablas Commiſſarien mit aller Ehrerbiethung zu zulaſſen.

70.    Aber viel mehr ſind die ſchuͤldig mit Augen vnd Ohren auff-
zuſehen/ das dieſelbẽ Commiſſarien nicht an ſtat Bepſtliches befehls/
jre eigen trewme Predigen.

71.    Wer wider die warheit des Bepſttiſchen Ablas redet/ der ſey
ein Fluch vnd vermaledeiet.

72.    Wer aber wider des Ablas predigers mutwillige vnd freche
wort ſorge tragt/ oder ſich bekuͤmmert/ der ſey gebenedeit.

73.    Wie der Bapſt die jenigen billich mit vngnad vnd dem Bann
ſchlegt / die zu nachteil dem Ablas jrgend auff einigen weg handeln.

74.    So viel mehr trachtet er auff die Leute vngnad vnd Bann
zu ſchuͤtten die vnter dem ſchein des Ablas/ zu nachteil der Heiligen
Lieb vnd Warheit handeln.

75.    Des Bapſts Ablas ſo gros halten/ das er einen abſoluiren/
oder von ſuͤnden los machen koͤnne/ wenn er gleich (vnmuͤglicher weiſe
zu reden) die Mutter Gottes geſchwechet hette/ iſt raſend vnd vnſin-
nig ſein.

76.    Dagegen ſagen wir/ das des Bapſts Ablas nicht die aller-
geringſte tegliche ſuͤnde koͤnne hinweg nemen/ ſo viel die ſchuld derſel-
ben belanget.

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[12r/0006] Vom Ablas. 12 ſind/ genant die Schetze der Kirchen/ Aber er hat das woͤrtlin geno- men/ wie es zu ſeiner zeit im brauch war. 60. Wir ſagen aus gutem grund/ on freuel oder leichtfertigkeit/ das dieſer Schatz ſeien die Schluͤſſel der Kirchen/ durch das verdienſt Chriſti der Kirchen geſchencket. 61. Denn es iſt klar/ das zu vergebung der pein/ vnd vorbehalte- ner Felle/ allein des Bapſts gewalt gnug iſt. 62. Der rechte ware Schatz der Kirchen/ iſt das heilige Euange- lium der herrligkeit vnd gnaden Gottes. 63. Dieſer Schatz iſt billich der allerfeindſeligſte vnd verhaſſeſte/ Denn er macht/ das die erſten die letzten werden. 64. Aber der Ablas Schatz iſt billich der aller angenemeſte / Denn er macht aus den letzten die erſten. 65. Derhalben ſind die Schetze des Euangelij/ netze/ da man vorzeiten die Reichen wolhabende Leute mit gefiſchet hat. 66. Die Schetze aber des Ablas ſind die netze/ damit man jtziger zeit die reichthumb der Menſchen fiſchet. 67. Das Ablas/ das die Prediger fur die groͤſſeſte gnad ausruf- fen/ iſt freilich fur groſſe gnad zu halten/ denn es groſſen gewinſt vnd genies treget. 68. Vnd iſt doch ſolch Ablas warhafftig die aller geringſte gnade/ wenn mans gegen der gnaden Gottes/ vnd des Creutzes Gottſeligkeit helt oder vergleichet. 69. Es ſind die Biſchoue vnd Seelſorger ſchuͤldig/ des Apoſtoli- ſchen Ablas Commiſſarien mit aller Ehrerbiethung zu zulaſſen. 70. Aber viel mehr ſind die ſchuͤldig mit Augen vnd Ohren auff- zuſehen/ das dieſelbẽ Commiſſarien nicht an ſtat Bepſtliches befehls/ jre eigen trewme Predigen. 71. Wer wider die warheit des Bepſttiſchen Ablas redet/ der ſey ein Fluch vnd vermaledeiet. 72. Wer aber wider des Ablas predigers mutwillige vnd freche wort ſorge tragt/ oder ſich bekuͤmmert/ der ſey gebenedeit. 73. Wie der Bapſt die jenigen billich mit vngnad vnd dem Bann ſchlegt / die zu nachteil dem Ablas jrgend auff einigen weg handeln. 74. So viel mehr trachtet er auff die Leute vngnad vnd Bann zu ſchuͤtten die vnter dem ſchein des Ablas/ zu nachteil der Heiligen Lieb vnd Warheit handeln. 75. Des Bapſts Ablas ſo gros halten/ das er einen abſoluiren/ oder von ſuͤnden los machen koͤnne/ wenn er gleich (vnmuͤglicher weiſe zu reden) die Mutter Gottes geſchwechet hette/ iſt raſend vnd vnſin- nig ſein. 76. Dagegen ſagen wir/ das des Bapſts Ablas nicht die aller- geringſte tegliche ſuͤnde koͤnne hinweg nemen/ ſo viel die ſchuld derſel- ben belanget. Das

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Zitationshilfe: Luther, Martin: [95 Thesen (Populartitel) =] Der Neundte Teil der Buecher des Ehrnwirdigen Herrn D. Martini Lutheri (= Werke [Deutsche Abteilung]. Bd. 9), Bl. 9v–13r, S. 12r. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luther_thesen_1557/6>, abgerufen am 22.11.2024.