Luther, Martin: Betbüchlein sampt einem Passional. Auffs new wiederumb auffgelegt ... und mit schönen Figuren gezieret. Beneben einer Vorrede D. Basilij Satlers. Helmstedt, 1604.Erden / das ist / auff diese Welt. Also gehet der Mensch durch die enge Pforten des Todes / aus diesem Leben in das ewige Leben. Vnd wiewol der Himmel vnd die Welt da wir jtzt inne leben / gros vnd weit angesehen wird / so ist es doch alles gegen dem zukünfftigen Himmel viel enger vnd kleiner / denn der Mutter Leib gegen diesem Himmel ist. Darumb heisset der lieben Heiligen sterben eine newe Geburt / vnnd jhre Fest nennet man zu Latein / Natale, ein Tag jhrer Geburt. Aber der enge Gang des Todes macht / daß vns diß Leben weit / vnd jenes enge dünckt / Darumb muß man das gleuben / vnd an der Leiblichen Geburt eines Kindes lernen / als Christus sagt: ein Weib wenn es gebiert / so leidet es angst / wenn sie aber genesen ist / so gedenckt sie der angst nimmer / dieweil ein Mensch geboren ist von jhr in die Welt. Also im sterben auch / muß man sich der angst erwegen vnd wissen / daß darnach ein grosser raum vnd frewde seyn wird. Erden / das ist / auff diese Welt. Also gehet der Mensch durch die enge Pforten des Todes / aus diesem Leben in das ewige Leben. Vnd wiewol der Himmel vnd die Welt da wir jtzt inne leben / gros vnd weit angesehen wird / so ist es doch alles gegen dem zukünfftigen Himmel viel enger vnd kleiner / denn der Mutter Leib gegen diesem Himmel ist. Darumb heisset der lieben Heiligen sterben eine newe Geburt / vnnd jhre Fest nennet man zu Latein / Natale, ein Tag jhrer Geburt. Aber der enge Gang des Todes macht / daß vns diß Leben weit / vnd jenes enge dünckt / Darumb muß man das gleuben / vnd an der Leiblichen Geburt eines Kindes lernen / als Christus sagt: ein Weib weñ es gebiert / so leidet es angst / wenn sie aber genesen ist / so gedenckt sie der angst nimmer / dieweil ein Mensch geboren ist von jhr in die Welt. Also im sterben auch / muß man sich der angst erwegen vnd wissen / daß darnach ein grosser raum vnd frewde seyn wird. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0237"/> Erden / das ist / auff diese Welt. Also gehet der Mensch durch die enge Pforten des Todes / aus diesem Leben in das ewige Leben. Vnd wiewol der Himmel vnd die Welt da wir jtzt inne leben / gros vnd weit angesehen wird / so ist es doch alles gegen dem zukünfftigen Himmel viel enger vnd kleiner / denn der Mutter Leib gegen diesem Himmel ist.</p> <p>Darumb heisset der lieben Heiligen sterben eine newe Geburt / vnnd jhre Fest nennet man zu Latein / Natale, ein Tag jhrer Geburt. Aber der enge Gang des Todes macht / daß vns diß Leben weit / vnd jenes enge dünckt / Darumb muß man das gleuben / vnd an der Leiblichen Geburt eines Kindes lernen / als Christus sagt: ein Weib weñ es gebiert / so leidet es angst / wenn sie aber genesen ist / so gedenckt sie der angst nimmer / dieweil ein Mensch geboren ist von jhr in die Welt. Also im sterben auch / muß man sich der angst erwegen vnd wissen / daß darnach ein grosser raum vnd frewde seyn wird.</p> </div> </body> </text> </TEI> [0237]
Erden / das ist / auff diese Welt. Also gehet der Mensch durch die enge Pforten des Todes / aus diesem Leben in das ewige Leben. Vnd wiewol der Himmel vnd die Welt da wir jtzt inne leben / gros vnd weit angesehen wird / so ist es doch alles gegen dem zukünfftigen Himmel viel enger vnd kleiner / denn der Mutter Leib gegen diesem Himmel ist.
Darumb heisset der lieben Heiligen sterben eine newe Geburt / vnnd jhre Fest nennet man zu Latein / Natale, ein Tag jhrer Geburt. Aber der enge Gang des Todes macht / daß vns diß Leben weit / vnd jenes enge dünckt / Darumb muß man das gleuben / vnd an der Leiblichen Geburt eines Kindes lernen / als Christus sagt: ein Weib weñ es gebiert / so leidet es angst / wenn sie aber genesen ist / so gedenckt sie der angst nimmer / dieweil ein Mensch geboren ist von jhr in die Welt. Also im sterben auch / muß man sich der angst erwegen vnd wissen / daß darnach ein grosser raum vnd frewde seyn wird.
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