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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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über den 146. Psalm


für GOttes Gericht erscheinen/ daß sie empfan-
ge/ was sie verdienet hat bey Leibes Leben. Was
nun der Prediger Salomon prediget von allen
Menschen/ das stehet auch hie. Deß Menschen
Geist muß davon/ und er muß wieder zur Er-
den werden. In seiner Sprach redet der Geist
noch nach dencklicher: Wenn sein Geist auß-
fähret/ so kehret er wieder zu seiner Erden;

Nemlich ein jeglicher Mensch hat seinen eige-
nen Ursprung/ seine eigene Nahrung/ das ihm
die Erde giebet/ und das ist sein Theil/ das er zu
seinem Wesen von der Erden empfähet. Also
hat ein jeglicher seine eigen Erde/ auß deren er
ist. In dieselbe seine eigene Erde muß er auch
wieder verwandelt werden/ nach dem alten
Bund: Du bist Erden/ und solt zur Erden wer-
den. Welches denn anfänget/ so bald sein Geist
außfähret.

Wann nun diesem Unglück auch Fürsten
und Herren unterworffen seyn/ wie kan man sich
groß auff sie verlassen. Deß Menschen Geist
muß davon und er muß wieder zur Erden wer-
den/ alsdenn sind verlohren alle seine Anschläge
Es bleiben zwar viele löbliche Ordnungen nach
dem Tode/ aber auch viel gehet zurücke. Es ste-
het nicht mehr bey ihnen/ auß zurichten/ was sie
sich fürgenommen haben. Darum hast du dich

dar-

über den 146. Pſalm


für GOttes Gericht erſcheinen/ daß ſie empfan-
ge/ was ſie verdienet hat bey Leibes Leben. Was
nun der Prediger Salomon prediget von allen
Menſchen/ das ſtehet auch hie. Deß Menſchen
Geiſt muß davon/ und er muß wieder zur Er-
den werden. In ſeiner Sprach redet der Geiſt
noch nach dencklicher: Wenn ſein Geiſt auß-
fähret/ ſo kehret er wieder zu ſeiner Erden;

Nemlich ein jeglicher Menſch hat ſeinen eige-
nen Urſprung/ ſeine eigene Nahrung/ das ihm
die Erde giebet/ und das iſt ſein Theil/ das er zu
ſeinem Weſen von der Erden empfähet. Alſo
hat ein jeglicher ſeine eigen Erde/ auß deren er
iſt. In dieſelbe ſeine eigene Erde muß er auch
wieder verwandelt werden/ nach dem alten
Bund: Du biſt Erden/ und ſolt zur Erden wer-
den. Welches deñ anfänget/ ſo bald ſein Geiſt
außfähret.

Wann nun dieſem Unglück auch Fürſten
und Herren unterworffen ſeyn/ wie kan man ſich
groß auff ſie verlaſſen. Deß Menſchen Geiſt
muß davon und er muß wieder zur Erden wer-
den/ alsdenn ſind verlohren alle ſeine Anſchläge
Es bleiben zwar viele löbliche Ordnungen nach
dem Tode/ aber auch viel gehet zurücke. Es ſte-
het nicht mehr bey ihnen/ auß zurichten/ was ſie
ſich fürgenommen haben. Darum haſt du dich

dar-
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[822/0845] über den 146. Pſalm für GOttes Gericht erſcheinen/ daß ſie empfan- ge/ was ſie verdienet hat bey Leibes Leben. Was nun der Prediger Salomon prediget von allen Menſchen/ das ſtehet auch hie. Deß Menſchen Geiſt muß davon/ und er muß wieder zur Er- den werden. In ſeiner Sprach redet der Geiſt noch nach dencklicher: Wenn ſein Geiſt auß- fähret/ ſo kehret er wieder zu ſeiner Erden; Nemlich ein jeglicher Menſch hat ſeinen eige- nen Urſprung/ ſeine eigene Nahrung/ das ihm die Erde giebet/ und das iſt ſein Theil/ das er zu ſeinem Weſen von der Erden empfähet. Alſo hat ein jeglicher ſeine eigen Erde/ auß deren er iſt. In dieſelbe ſeine eigene Erde muß er auch wieder verwandelt werden/ nach dem alten Bund: Du biſt Erden/ und ſolt zur Erden wer- den. Welches deñ anfänget/ ſo bald ſein Geiſt außfähret. Wann nun dieſem Unglück auch Fürſten und Herren unterworffen ſeyn/ wie kan man ſich groß auff ſie verlaſſen. Deß Menſchen Geiſt muß davon und er muß wieder zur Erden wer- den/ alsdenn ſind verlohren alle ſeine Anſchläge Es bleiben zwar viele löbliche Ordnungen nach dem Tode/ aber auch viel gehet zurücke. Es ſte- het nicht mehr bey ihnen/ auß zurichten/ was ſie ſich fürgenommen haben. Darum haſt du dich dar-

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 822. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/845>, abgerufen am 23.11.2024.