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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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über den 118. Psalm
Er gewißlich bedarff es nicht; den Menschen zu
gut ist alles gemacht. Denn weil GOtt von
Natur gütig ist/ so theilet er auch gerne seine
Güte mit. Also schweben und leben wir denn
in der Güte GOttes. Die Güte GOttes
umbgiebet uns/ wohin wir uns wenden. Wenn
Speiß und Tranck unser Hertz erfreuet/ schmee-
ken wir GOttes Güte. Wenn das Feuer uns
erwärmet/ das Wasser kühlet/ fühlen wir GOt-
tes Güte. Das seynd gemeine Wohlthaten/ aber
wenig bedencken es/ daß sie von der Güte Got-
tes zu uns kommen. Eben so zeuget von der
Güte GOttes/ alles Unglück/ das in der Welt
ist. Daß nicht immer Krieg und Pestilentz/
kommt von der Güte Gottes. Es ist kein Un-
glück/ das nicht einem ieglichen zu ieder Stun-
de widerfahren könne/ daß es aber abgewandt
wird/ das ist ein Werck der göttlichen Güte.
Wenn ein ieder auff sich selbsten kommt und be-
denckt/ was er an Leib und Seel von GOtt em-
pfangen hat/ finden wir mehr Zeugen der göttli-
chen Güte.

Diese Güte wird uns hie zu bedencken ge-
geben als eine unendliche ewige Güte. Ewig ist
die Güte nicht allein im Himmel/ sondern auch
auff Erden bey den armen Sündern. Gott ist
nicht freundlich und gütig wie ein Mensch/ der

bald

über den 118. Pſalm
Er gewißlich bedarff es nicht; den Menſchen zu
gut iſt alles gemacht. Denn weil GOtt von
Natur gütig iſt/ ſo theilet er auch gerne ſeine
Güte mit. Alſo ſchweben und leben wir denn
in der Güte GOttes. Die Güte GOttes
umbgiebet uns/ wohin wir uns wenden. Wenn
Speiß und Tranck unſer Hertz erfreuet/ ſchmee-
ken wir GOttes Güte. Wenn das Feuer uns
erwärmet/ das Waſſer kühlet/ fühlen wir GOt-
tes Güte. Das ſeynd gemeine Wohlthaten/ aber
wenig bedencken es/ daß ſie von der Güte Got-
tes zu uns kommen. Eben ſo zeuget von der
Güte GOttes/ alles Unglück/ das in der Welt
iſt. Daß nicht immer Krieg und Peſtilentz/
kommt von der Güte Gottes. Es iſt kein Un-
glück/ das nicht einem ieglichen zu ieder Stun-
de widerfahren könne/ daß es aber abgewandt
wird/ das iſt ein Werck der göttlichen Güte.
Wenn ein ieder auff ſich ſelbſten kommt und be-
denckt/ was er an Leib und Seel von GOtt em-
pfangen hat/ finden wir mehr Zeugen der göttli-
chen Güte.

Dieſe Güte wird uns hie zu bedencken ge-
geben als eine unendliche ewige Güte. Ewig iſt
die Güte nicht allein im Himmel/ ſondern auch
auff Erden bey den armen Sündern. Gott iſt
nicht freundlich und gütig wie ein Menſch/ der

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[672/0695] über den 118. Pſalm Er gewißlich bedarff es nicht; den Menſchen zu gut iſt alles gemacht. Denn weil GOtt von Natur gütig iſt/ ſo theilet er auch gerne ſeine Güte mit. Alſo ſchweben und leben wir denn in der Güte GOttes. Die Güte GOttes umbgiebet uns/ wohin wir uns wenden. Wenn Speiß und Tranck unſer Hertz erfreuet/ ſchmee- ken wir GOttes Güte. Wenn das Feuer uns erwärmet/ das Waſſer kühlet/ fühlen wir GOt- tes Güte. Das ſeynd gemeine Wohlthaten/ aber wenig bedencken es/ daß ſie von der Güte Got- tes zu uns kommen. Eben ſo zeuget von der Güte GOttes/ alles Unglück/ das in der Welt iſt. Daß nicht immer Krieg und Peſtilentz/ kommt von der Güte Gottes. Es iſt kein Un- glück/ das nicht einem ieglichen zu ieder Stun- de widerfahren könne/ daß es aber abgewandt wird/ das iſt ein Werck der göttlichen Güte. Wenn ein ieder auff ſich ſelbſten kommt und be- denckt/ was er an Leib und Seel von GOtt em- pfangen hat/ finden wir mehr Zeugen der göttli- chen Güte. Dieſe Güte wird uns hie zu bedencken ge- geben als eine unendliche ewige Güte. Ewig iſt die Güte nicht allein im Himmel/ ſondern auch auff Erden bey den armen Sündern. Gott iſt nicht freundlich und gütig wie ein Menſch/ der bald

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 672. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/695>, abgerufen am 23.11.2024.