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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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Die vierdte Betrachtung.
Creutze gezähmet würde. Kein Creutz-Kelch
ist so gering/ er hat seinen Nutzen/ so man nur
GOtt seinen Willen läst. Auß dem Creutz-Be-
cher trincke ich eine Artzney/ dadurch die böse
Natur gereiniget wird. Auß dem Creutz-Becher
fleußt ein feuriger Tranck/ dadurch meine See-
le als Gold im Feuer bewähret wird. Auß dem
Creutz-Becher kommt Ehr und Lob am Tage
deß Gerichts. Auß dem Creutz-Becher kommt
Ubung deß Glaubens und der Gedult. Es
kommt darauß das eyferigste Gebet und bestes
Lob GOttes. Im Psalm-Buch würden solche
schöne Dancksagungen nicht zu finden seyn/
wenn David im Creutze nicht wohl wäre geübet
worden. Wenn Wein gekältert wird/ gibts
den edlesten Safft. Wenn das Fleisch durchs
Creutz gepresst wird/ bringets wunder-lieblichen
Schmack der Seelen.

Es ist noch ein armer Kelch/ der heist der
Babylonische Huren-Becher/ der ist gülden/
und hat außwendig ein herrlich Ansehen/ a-
ber inwendig ist er voll Greuels und Un-
sauberkeit
/ wie uns dieser Kelch für gemahlet in
der Offenbarung am 17. v. 4. Dieser Becher
bethöret die Menschen/ und nimmt ihnen den
Verstand. Wie etwan eine Hure mit einem
Buhlen-Tranck junge Leute bethöret und an

sich

Die vierdte Betrachtung.
Creutze gezähmet würde. Kein Creutz-Kelch
iſt ſo gering/ er hat ſeinen Nutzen/ ſo man nur
GOtt ſeinen Willen läſt. Auß dem Creutz-Be-
cher trincke ich eine Artzney/ dadurch die böſe
Natur gereiniget wird. Auß dem Creutz-Becher
fleußt ein feuriger Tranck/ dadurch meine See-
le als Gold im Feuer bewähret wird. Auß dem
Creutz-Becher kommt Ehr und Lob am Tage
deß Gerichts. Auß dem Creutz-Becher kommt
Ubung deß Glaubens und der Gedult. Es
kommt darauß das eyferigſte Gebet und beſtes
Lob GOttes. Im Pſalm-Buch würden ſolche
ſchöne Danckſagungen nicht zu finden ſeyn/
wenn David im Creutze nicht wohl wäre geübet
worden. Wenn Wein gekältert wird/ gibts
den edleſten Safft. Wenn das Fleiſch durchs
Creutz gepreſſt wird/ bringets wunder-lieblichen
Schmack der Seelen.

Es iſt noch ein armer Kelch/ der heiſt der
Babyloniſche Huren-Becher/ der iſt gülden/
und hat außwendig ein herrlich Anſehen/ a-
ber inwendig iſt er voll Greuels und Un-
ſauberkeit
/ wie uns dieſer Kelch für gemahlet in
der Offenbarung am 17. v. 4. Dieſer Becher
bethöret die Menſchen/ und nimmt ihnen den
Verſtand. Wie etwan eine Hure mit einem
Buhlen-Tranck junge Leute bethöret und an

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[619/0642] Die vierdte Betrachtung. Creutze gezähmet würde. Kein Creutz-Kelch iſt ſo gering/ er hat ſeinen Nutzen/ ſo man nur GOtt ſeinen Willen läſt. Auß dem Creutz-Be- cher trincke ich eine Artzney/ dadurch die böſe Natur gereiniget wird. Auß dem Creutz-Becher fleußt ein feuriger Tranck/ dadurch meine See- le als Gold im Feuer bewähret wird. Auß dem Creutz-Becher kommt Ehr und Lob am Tage deß Gerichts. Auß dem Creutz-Becher kommt Ubung deß Glaubens und der Gedult. Es kommt darauß das eyferigſte Gebet und beſtes Lob GOttes. Im Pſalm-Buch würden ſolche ſchöne Danckſagungen nicht zu finden ſeyn/ wenn David im Creutze nicht wohl wäre geübet worden. Wenn Wein gekältert wird/ gibts den edleſten Safft. Wenn das Fleiſch durchs Creutz gepreſſt wird/ bringets wunder-lieblichen Schmack der Seelen. Es iſt noch ein armer Kelch/ der heiſt der Babyloniſche Huren-Becher/ der iſt gülden/ und hat außwendig ein herrlich Anſehen/ a- ber inwendig iſt er voll Greuels und Un- ſauberkeit/ wie uns dieſer Kelch für gemahlet in der Offenbarung am 17. v. 4. Dieſer Becher bethöret die Menſchen/ und nimmt ihnen den Verſtand. Wie etwan eine Hure mit einem Buhlen-Tranck junge Leute bethöret und an ſich

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 619. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/642>, abgerufen am 22.11.2024.