Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.Die erste Betrachtung. gnädig ist/ hat er keine Lust zum Verderben derMenschen/ sondern seine Lust ist/ daß er ihnen gutes thue. Weil er gerecht ist/ lässt er die nicht hülffloß/ die unschuldig bedrenget werden; Allermeist weil unsere Seele so theuer erkauf- fet und versöhnet ist. Weil er barmhertzig ist/ hat er Mitleiden mit der angefochtenen und geänsteten Seelen. Diß erfähret man in der Noth. Wie machts denn der gnädige und gerechte HErr/ unser barmhertziger GOtt und Vater? Er behütet die Einfältigen/ und wenn ich unterliege/ so hilfft Er mir. Wie tröstlich ist diß für die Einfältigen/ und die un- terdrückt werden! Der Einfältigen Art ist/ sich nicht auff eigene Klugheit/ sondern schlech- ter Ding auff GOtt verlassen/ lassen GOtt walten/ und seynd dessen versichert/ daß GOtt nichts gefalle/ ohne was seinen Kindern heil- sam und nützlich ist. Was solte doch GOtt mit diesen seinen einfältigen Kindern machen; Solte Er sie wohl verachten/ und sich an ihnen nicht kehren? O nein/ Er ist zu fromm: Der HErr behütet die Einfältigen. Seynd meine Feinde listig und gedencken mir ein Unglück zu schmieden/ so lässts ihnen der HErr nicht zu. Wenn ich wie ein einfältig Kind mich und mei- ne Sache Gott befehle/ so ist Gott klug für mich. Ich
Die erſte Betrachtung. gnädig iſt/ hat er keine Luſt zum Verderben derMenſchen/ ſondern ſeine Luſt iſt/ daß er ihnen gutes thue. Weil er gerecht iſt/ läſſt er die nicht hülffloß/ die unſchuldig bedrenget werden; Allermeiſt weil unſere Seele ſo theuer erkauf- fet und verſöhnet iſt. Weil er barmhertzig iſt/ hat er Mitleiden mit der angefochtenen und geänſteten Seelen. Diß erfähret man in der Noth. Wie machts denn der gnädige und gerechte HErr/ unſer barmhertziger GOtt und Vater? Er behütet die Einfältigen/ und wenn ich unterliege/ ſo hilfft Er mir. Wie tröſtlich iſt diß für die Einfältigen/ und die un- terdrückt werden! Der Einfältigen Art iſt/ ſich nicht auff eigene Klugheit/ ſondern ſchlech- ter Ding auff GOtt verlaſſen/ laſſen GOtt walten/ und ſeynd deſſen verſichert/ daß GOtt nichts gefalle/ ohne was ſeinen Kindern heil- ſam und nützlich iſt. Was ſolte doch GOtt mit dieſen ſeinen einfältigen Kindern machen; Solte Er ſie wohl verachten/ und ſich an ihnen nicht kehren? O nein/ Er iſt zu fromm: Der HErr behütet die Einfältigen. Seynd meine Feinde liſtig und gedencken mir ein Unglück zu ſchmieden/ ſo läſſts ihnen der HErr nicht zu. Wenn ich wie ein einfältig Kind mich und mei- ne Sache Gott befehle/ ſo iſt Gott klug für mich. Ich
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0596" n="573"/><fw place="top" type="header">Die erſte Betrachtung.</fw><lb/> gnädig iſt/ hat er keine Luſt zum Verderben der<lb/> Menſchen/ ſondern ſeine Luſt iſt/ daß er ihnen<lb/> gutes thue. Weil er gerecht iſt/ läſſt er die<lb/> nicht hülffloß/ die unſchuldig bedrenget werden;<lb/> Allermeiſt weil unſere Seele ſo theuer erkauf-<lb/> fet und verſöhnet iſt. Weil er barmhertzig<lb/> iſt/ hat er Mitleiden mit der angefochtenen und<lb/> geänſteten Seelen. Diß erfähret man in der<lb/> Noth. Wie machts denn der gnädige und<lb/> gerechte HErr/ unſer barmhertziger GOtt<lb/> und Vater? <hi rendition="#fr">Er behütet die Einfältigen/ und<lb/> wenn ich unterliege/ ſo hilfft Er mir.</hi> Wie<lb/> tröſtlich iſt diß für die Einfältigen/ und die un-<lb/> terdrückt werden! Der Einfältigen Art iſt/<lb/> ſich nicht auff eigene Klugheit/ ſondern ſchlech-<lb/> ter Ding auff GOtt verlaſſen/ laſſen GOtt<lb/> walten/ und ſeynd deſſen verſichert/ daß GOtt<lb/> nichts gefalle/ ohne was ſeinen Kindern heil-<lb/> ſam und nützlich iſt. Was ſolte doch GOtt<lb/> mit dieſen ſeinen einfältigen Kindern machen;<lb/> Solte Er ſie wohl verachten/ und ſich an ihnen<lb/> nicht kehren? O nein/ Er iſt zu fromm: Der<lb/> HErr behütet die Einfältigen. Seynd meine<lb/> Feinde liſtig und gedencken mir ein Unglück zu<lb/> ſchmieden/ ſo läſſts ihnen der HErr nicht zu.<lb/> Wenn ich wie ein einfältig Kind mich und mei-<lb/> ne Sache Gott befehle/ ſo iſt Gott klug für mich.<lb/> <fw place="bottom" type="catch">Ich</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [573/0596]
Die erſte Betrachtung.
gnädig iſt/ hat er keine Luſt zum Verderben der
Menſchen/ ſondern ſeine Luſt iſt/ daß er ihnen
gutes thue. Weil er gerecht iſt/ läſſt er die
nicht hülffloß/ die unſchuldig bedrenget werden;
Allermeiſt weil unſere Seele ſo theuer erkauf-
fet und verſöhnet iſt. Weil er barmhertzig
iſt/ hat er Mitleiden mit der angefochtenen und
geänſteten Seelen. Diß erfähret man in der
Noth. Wie machts denn der gnädige und
gerechte HErr/ unſer barmhertziger GOtt
und Vater? Er behütet die Einfältigen/ und
wenn ich unterliege/ ſo hilfft Er mir. Wie
tröſtlich iſt diß für die Einfältigen/ und die un-
terdrückt werden! Der Einfältigen Art iſt/
ſich nicht auff eigene Klugheit/ ſondern ſchlech-
ter Ding auff GOtt verlaſſen/ laſſen GOtt
walten/ und ſeynd deſſen verſichert/ daß GOtt
nichts gefalle/ ohne was ſeinen Kindern heil-
ſam und nützlich iſt. Was ſolte doch GOtt
mit dieſen ſeinen einfältigen Kindern machen;
Solte Er ſie wohl verachten/ und ſich an ihnen
nicht kehren? O nein/ Er iſt zu fromm: Der
HErr behütet die Einfältigen. Seynd meine
Feinde liſtig und gedencken mir ein Unglück zu
ſchmieden/ ſo läſſts ihnen der HErr nicht zu.
Wenn ich wie ein einfältig Kind mich und mei-
ne Sache Gott befehle/ ſo iſt Gott klug für mich.
Ich
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Weitere Informationen:Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |