Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

Bild:
<< vorherige Seite

Die andere Betrachtung.
auch das Werck/ unangesehen/ daß es dem Kin-
de wehe thut; Denn die Väterliche Züchtigung
ist das Mittel/ dadurch die böse Natur gezähmet
und zum guten gebeuget wird. Wer von Got-
tes Wercken urtheilen wil/ wie gut und herrlich
sie seyn/ der muß nicht allein den Anfang anse-
hen/ sondern muß seine Augen auff das Ende
richten. Wenn GOtt seinen Sohn ans Creutz
hefftet/ das ist nur der Anfang/ das Ende aber
war Herrligkeit über alle Herrligkeit/ auch für
die sonst verlohrne Sünder. In Summa kanst
du dich nicht richten in die Wercke deß HErrn/
so sprich: HErr/ deine Gedancken seynd sehr
tieff.
Und das ists auch/ das Paulus saget zum
Römern am 11. v. 33: Wie gar unbegreifflich
seynd seine Gerichte/ und unerforschlich sei-
ne Wege! Denn wer hat deß HErrn Sinn
erkant?

Nun ausser Zweiffel ists/ die Werck GOt-
tes seynd groß/ und seine Gedancken seynd herr-
lich. Wie werden sie aber von der Welt angese-
hen? Sie glaubts nicht/ daß GOttes Werck
so herrlich/ seine Gedancken so tieff seyn/ sie
achtets auch nicht. Herr/ wie seynd deine Wercke
so groß? Deine Gedancken seynd so sehr tieff.
Ein Thörichter gläubet das nicht/ und ein
Narr achtet solches nicht. Grosse Unbilligkeit

und
K k jv

Die andere Betrachtung.
auch das Werck/ unangeſehen/ daß es dem Kin-
de wehe thut; Denn die Väterliche Züchtigung
iſt das Mittel/ dadurch die böſe Natur gezähmet
und zum guten gebeuget wird. Wer von Got-
tes Wercken urtheilen wil/ wie gut und herrlich
ſie ſeyn/ der muß nicht allein den Anfang anſe-
hen/ ſondern muß ſeine Augen auff das Ende
richten. Wenn GOtt ſeinen Sohn ans Creutz
hefftet/ das iſt nur der Anfang/ das Ende aber
war Herrligkeit über alle Herrligkeit/ auch für
die ſonſt verlohrne Sünder. In Summa kanſt
du dich nicht richten in die Wercke deß HErrn/
ſo ſprich: HErr/ deine Gedancken ſeynd ſehr
tieff.
Und das iſts auch/ das Paulus ſaget zum
Römern am 11. v. 33: Wie gar unbegreifflich
ſeynd ſeine Gerichte/ und unerforſchlich ſei-
ne Wege! Denn wer hat deß HErrn Sinn
erkant?

Nun auſſer Zweiffel iſts/ die Werck GOt-
tes ſeynd groß/ und ſeine Gedancken ſeynd herr-
lich. Wie werden ſie aber von der Welt angeſe-
hen? Sie glaubts nicht/ daß GOttes Werck
ſo herrlich/ ſeine Gedancken ſo tieff ſeyn/ ſie
achtets auch nicht. Herr/ wie ſeynd deine Wercke
ſo groß? Deine Gedancken ſeynd ſo ſehr tieff.
Ein Thörichter gläubet das nicht/ und ein
Narr achtet ſolches nicht. Groſſe Unbilligkeit

und
K k jv
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0542" n="519"/><fw place="top" type="header">Die andere Betrachtung.</fw><lb/>
auch das Werck/ unange&#x017F;ehen/ daß es dem Kin-<lb/>
de wehe thut; Denn die Väterliche Züchtigung<lb/>
i&#x017F;t das Mittel/ dadurch die bö&#x017F;e Natur gezähmet<lb/>
und zum guten gebeuget wird. Wer von Got-<lb/>
tes Wercken urtheilen wil/ wie gut und herrlich<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;eyn/ der muß nicht allein den Anfang an&#x017F;e-<lb/>
hen/ &#x017F;ondern muß &#x017F;eine Augen auff das Ende<lb/>
richten. Wenn GOtt &#x017F;einen Sohn ans Creutz<lb/>
hefftet/ das i&#x017F;t nur der Anfang/ das Ende aber<lb/>
war Herrligkeit über alle Herrligkeit/ auch für<lb/>
die &#x017F;on&#x017F;t verlohrne Sünder. In Summa kan&#x017F;t<lb/>
du dich nicht richten in die Wercke deß HErrn/<lb/>
&#x017F;o &#x017F;prich: <hi rendition="#fr">HErr/ deine Gedancken &#x017F;eynd &#x017F;ehr<lb/>
tieff.</hi> Und das i&#x017F;ts auch/ das Paulus &#x017F;aget zum<lb/>
Römern am 11. v. 33: <hi rendition="#fr">Wie gar unbegreifflich<lb/>
&#x017F;eynd &#x017F;eine Gerichte/ und unerfor&#x017F;chlich &#x017F;ei-<lb/>
ne Wege! Denn wer hat deß HErrn Sinn<lb/>
erkant?</hi></p><lb/>
          <p>Nun au&#x017F;&#x017F;er Zweiffel i&#x017F;ts/ die Werck GOt-<lb/>
tes &#x017F;eynd groß/ und &#x017F;eine Gedancken &#x017F;eynd herr-<lb/>
lich. Wie werden &#x017F;ie aber von der Welt ange&#x017F;e-<lb/>
hen? Sie glaubts nicht/ daß GOttes Werck<lb/>
&#x017F;o herrlich/ &#x017F;eine Gedancken &#x017F;o tieff &#x017F;eyn/ &#x017F;ie<lb/>
achtets auch nicht. Herr/ wie &#x017F;eynd deine Wercke<lb/>
&#x017F;o groß? Deine Gedancken &#x017F;eynd &#x017F;o &#x017F;ehr tieff.<lb/>
Ein Thörichter gläubet das nicht/ und ein<lb/>
Narr achtet &#x017F;olches nicht. Gro&#x017F;&#x017F;e Unbilligkeit<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">K k jv</fw><fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[519/0542] Die andere Betrachtung. auch das Werck/ unangeſehen/ daß es dem Kin- de wehe thut; Denn die Väterliche Züchtigung iſt das Mittel/ dadurch die böſe Natur gezähmet und zum guten gebeuget wird. Wer von Got- tes Wercken urtheilen wil/ wie gut und herrlich ſie ſeyn/ der muß nicht allein den Anfang anſe- hen/ ſondern muß ſeine Augen auff das Ende richten. Wenn GOtt ſeinen Sohn ans Creutz hefftet/ das iſt nur der Anfang/ das Ende aber war Herrligkeit über alle Herrligkeit/ auch für die ſonſt verlohrne Sünder. In Summa kanſt du dich nicht richten in die Wercke deß HErrn/ ſo ſprich: HErr/ deine Gedancken ſeynd ſehr tieff. Und das iſts auch/ das Paulus ſaget zum Römern am 11. v. 33: Wie gar unbegreifflich ſeynd ſeine Gerichte/ und unerforſchlich ſei- ne Wege! Denn wer hat deß HErrn Sinn erkant? Nun auſſer Zweiffel iſts/ die Werck GOt- tes ſeynd groß/ und ſeine Gedancken ſeynd herr- lich. Wie werden ſie aber von der Welt angeſe- hen? Sie glaubts nicht/ daß GOttes Werck ſo herrlich/ ſeine Gedancken ſo tieff ſeyn/ ſie achtets auch nicht. Herr/ wie ſeynd deine Wercke ſo groß? Deine Gedancken ſeynd ſo ſehr tieff. Ein Thörichter gläubet das nicht/ und ein Narr achtet ſolches nicht. Groſſe Unbilligkeit und K k jv

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/542
Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 519. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/542>, abgerufen am 22.11.2024.