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Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674.

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Die fünffte Betrachtung.
trauen kommt/ Er verwirffts nicht/ es gilt gar
viel bey ihm. Offtmahls ist unser Gebet so
schwach/ daß wir uns mehr versündigen/ als
Gnade erlangen. Aber wir haben etwas/ das
unserem schwachen Gebet bey GOtt ein Anse-
hen bringet/ den Geist JEsu Christi/ der in
unserm Hertzen seuffzet; Der hilfft unser
Schwachheit auff/ wie Paulus lehret zun Rö-
mern am 8. c. v. 26: Denn wir wissen nicht/
was und wie wir beten sollen/ wie sichs ge-
bührt/ sondern der Geist selbst vertritt uns
auffs beste/ mit unaußsprechlichen Seuff-
zen. Der aber die Hertzen forschet/ der weiß
was deß Geistes Sinn ist/ denn Er vertritt
die Heiligen nach dem das GOtt gefällt.

Dazu haben wir einen Fürsprecher bey dem Va-
ter/ Jesum Christ/ der gerecht ist/ derselbe ist die
Versühnung für unser Sünde. Das macht daß
GOtt unser an ihm selbst schwaches Gebet nicht
verwirfft. Das ist eins/ das die gläubige See-
le erfreuet. Das ander ist die immerwährende
Gnade/ daß Gott seine Güte nicht von ihr wen-
det. Gottes Güte ists/ die mich auß der Noth
errettet/ wo ich soll errettet werden; GOttes
Güte ists/ die mir hilfft/ so mir soll geholffen wer-
den. Wäre nun GOtt wie ein Mensch/ dessen
Güte so bald vergehet/ wie ein Schnee für der

Son-
R ij

Die fünffte Betrachtung.
trauen kommt/ Er verwirffts nicht/ es gilt gar
viel bey ihm. Offtmahls iſt unſer Gebet ſo
ſchwach/ daß wir uns mehr verſündigen/ als
Gnade erlangen. Aber wir haben etwas/ das
unſerem ſchwachen Gebet bey GOtt ein Anſe-
hen bringet/ den Geiſt JEſu Chriſti/ der in
unſerm Hertzen ſeuffzet; Der hilfft unſer
Schwachheit auff/ wie Paulus lehret zun Rö-
mern am 8. c. v. 26: Denn wir wiſſen nicht/
was und wie wir beten ſollen/ wie ſichs ge-
bührt/ ſondern der Geiſt ſelbſt vertritt uns
auffs beſte/ mit unaußſprechlichen Seuff-
zen. Der aber die Hertzen forſchet/ der weiß
was deß Geiſtes Sinn iſt/ denn Er vertritt
die Heiligen nach dem das GOtt gefällt.

Dazu haben wir einen Fürſprecher bey dem Va-
ter/ Jeſum Chriſt/ der gerecht iſt/ derſelbe iſt die
Verſühnung für unſer Sünde. Das macht daß
GOtt unſer an ihm ſelbſt ſchwaches Gebet nicht
verwirfft. Das iſt eins/ das die gläubige See-
le erfreuet. Das ander iſt die immerwährende
Gnade/ daß Gott ſeine Güte nicht von ihr wen-
det. Gottes Güte iſts/ die mich auß der Noth
errettet/ wo ich ſoll errettet werden; GOttes
Güte iſts/ die mir hilfft/ ſo mir ſoll geholffen wer-
den. Wäre nun GOtt wie ein Menſch/ deſſen
Güte ſo bald vergehet/ wie ein Schnee für der

Son-
R ij
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[259/0282] Die fünffte Betrachtung. trauen kommt/ Er verwirffts nicht/ es gilt gar viel bey ihm. Offtmahls iſt unſer Gebet ſo ſchwach/ daß wir uns mehr verſündigen/ als Gnade erlangen. Aber wir haben etwas/ das unſerem ſchwachen Gebet bey GOtt ein Anſe- hen bringet/ den Geiſt JEſu Chriſti/ der in unſerm Hertzen ſeuffzet; Der hilfft unſer Schwachheit auff/ wie Paulus lehret zun Rö- mern am 8. c. v. 26: Denn wir wiſſen nicht/ was und wie wir beten ſollen/ wie ſichs ge- bührt/ ſondern der Geiſt ſelbſt vertritt uns auffs beſte/ mit unaußſprechlichen Seuff- zen. Der aber die Hertzen forſchet/ der weiß was deß Geiſtes Sinn iſt/ denn Er vertritt die Heiligen nach dem das GOtt gefällt. Dazu haben wir einen Fürſprecher bey dem Va- ter/ Jeſum Chriſt/ der gerecht iſt/ derſelbe iſt die Verſühnung für unſer Sünde. Das macht daß GOtt unſer an ihm ſelbſt ſchwaches Gebet nicht verwirfft. Das iſt eins/ das die gläubige See- le erfreuet. Das ander iſt die immerwährende Gnade/ daß Gott ſeine Güte nicht von ihr wen- det. Gottes Güte iſts/ die mich auß der Noth errettet/ wo ich ſoll errettet werden; GOttes Güte iſts/ die mir hilfft/ ſo mir ſoll geholffen wer- den. Wäre nun GOtt wie ein Menſch/ deſſen Güte ſo bald vergehet/ wie ein Schnee für der Son- R ij

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Zitationshilfe: Lütkemann, Joachim: Harpffe Von zehen Seyten. Frankfurt/Leipzig, 1674, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/luettkemann_harpffe_1674/282>, abgerufen am 24.11.2024.